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HEUCHELHOF: Wachsende Zahl von Schülern mit Autismus an der Dr.-Karl-Kroiß-Schule

HEUCHELHOF

Wachsende Zahl von Schülern mit Autismus an der Dr.-Karl-Kroiß-Schule

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    Deshalb konnte er sich nicht konzentrieren und „ich war immer sehr aufgeregt“. Z ur Beruhigung schickte ihn der Lehrer ab und zu hinaus. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, denn in der Einrichtung auf dem Heuchelhof wird der Schüler mit Autismus besser gefördert. Hier steht ihm für sechs Stunden pro Woche eine Schulbegleiterin zur Seite. „Manchmal hilft sie mir, ab und zu macht sie aber auch Druck, weil ich so langsam arbeite“, sagt Patrick. Er ist in der zwölfköpfigen Klasse der einzige Schüler mit Autismus, die anderen Jugendlichen sind hörgeschädigt. Am Ende diesen Schuljahres will er den Qualifizierten Hauptschulabschluss „mit einem Notendurchschnitt von 2 bis 2,3“ machen und anschließend im Berufsbildungswerk Abensberg eine Lehre zum Lageristen oder Bürokaufmann absolvieren.

    „Ich habe Angst, wenn mir jemand zu nahe kommt“, beschreibt er einen Bereich seiner Krankheit. Außerdem fürchtet er sich in fremder Umgebung. „Ich habe dann Angst, dass ich mich verirre.“ In seinem Heimatort kennt er sich jedoch gut aus und kauft allein Brötchen ein. Der 16-Jährige weiß, dass er noch „viele Schritte in die Selbstständigkeit üben muss“.

    „Autismus ist eine Krankheit, die nicht heilbar, aber bei entsprechender Förderung zu handhaben ist“, erklärte Herbert Dössinger, Direktor der Dr.-Karl-Kroiß-Schule. Die Betroffenen hätten „gravierende Wahrnehmungsstörungen in allen Sinnesbereichen“. Teilweise seien sie beispielsweise völlig unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen, in manchen Fällen reagierten sie überempfindlich. „Das Gehirn bekommt keine objektiven Informationen.“

    Viele autistisch veranlagte Kinder und Jugendliche kämen in Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien zurecht, betonte Dössinger. „Das ist gut so.“ Es gebe jedoch eine wachsende Zahl von Betroffenen, die nur unter „optimierten Bedingungen“ lernen könnten.   Vor sieben Jahren...   ...nahm die Dr.-Karl-Kroiß-Schule auf Anfrage der Kinder- und Jugendpsychiatrie zum ersten Mal einen Schüler mit Autismus auf, mittlerweile sind es 24 von insgesamt 204.

    Damit hat die Einrichtung ihre Kapazitätsgrenze erreicht, „wir wollen aber alle bei uns fördern, die es brauchen“. Deshalb wünschte sich der Direktor die Aufhebung der vom bayerischen Kultusministerium festgelegten Deckelung der Klassenbildung für Förderschulen.   Darauf machte er bei einem Besuch der Landtagspräsidentin Barbara Stamm, der Landtagsabgeordneten Otto Hünnerkopf, Oliver Jörg und Manfred Ländner sowie des Bezirkstagspräsidenten Erwin Dotzel aufmerksam.

    Im vergangenen Jahr seien der Dr.-Karl-Kroiß-Schule 20 Klassen genehmigt worden, informierte Dössinger. Auf ihre Initiative hin gab es nachträglich noch grünes Licht für eine weitere Klasse. Wegen des großen Bedarfs und der „pädagogischen Notwendigkeit“ gelang es, durch Umschichtungen die 22. Klasse zu bilden.

    Das Kultusministerium gehe davon aus, dass bei abnehmender Schülerzahl auch die Zahl der Förderschüler sinke, hob die stellvertretende Schulleiterin Bärbel Schmid hervor.   „Das stimmt aber nicht.“ Im Gegenteil: „Heuer hatten wir während des Schuljahres schon zwei Notaufnahmen.“

    Sie erklärte den hochrangigen Politikern, dass jede Klasse bis zu drei Schüler mit Autismus habe.   „Die Art und Weise des Unterrichts für hörgeschädigte Kinder ist nach unseren Erfahrungen sehr gut geeignet für die Förderung von Schülern mit Autismus.“   Die Lehrer wanderten nicht herum und wendeten sich stets den Schülern zu. Neben vielen Visualisierungen würden Arbeitsaufträge auch schriftlich erteilt.   Nach erfolgreichem Schulabschluss und bestandener Gesellenprüfung „werden unsere ehemaligen Schüler später weniger Folgekosten, beispielsweise aus dem Gesundheitssystem, verursachen“, gab sie den Politikern zu bedenken.

    Zitate

    Barbara Stamm: „Förderschulen sind ein Stiefkind in Bayern. Anstatt dass wir die Schreie der Kinder wahrnehmen, werden eher Gutachten erstellt. Inzwischen wissen wir, das autistische Kinder in Schulen für geistig Behinderte völlig fehl am Platz sind.“ Erwin Dotzel: „Autismus ist ein neues und sehr differenziertes Krankheitsbild. Es werden möglichst bald Lösungen gebraucht.   Was wir in die Kinder und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen investieren, sparen wir im Erwachsenenalter.“ Oliver Jörg: „Ich will ein Lob aussprechen, für das, was hier geleistet wird.“

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