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REGION WÜRZBURG: Wächterort der Erinnerung

REGION WÜRZBURG

Wächterort der Erinnerung

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    Eigentlich sind jüdische Friedhöfe Zeugnisse der Vergänglichkeit. Die Rekonstruktion der Grabinschriften, das Erforschen der Lebensschicksale der Toten, dient in Allersheim dazu, dass junge Menschen aus Deutschland und Israel gemeinsam der jüdischen Kultur begegnen können.
    Eigentlich sind jüdische Friedhöfe Zeugnisse der Vergänglichkeit. Die Rekonstruktion der Grabinschriften, das Erforschen der Lebensschicksale der Toten, dient in Allersheim dazu, dass junge Menschen aus Deutschland und Israel gemeinsam der jüdischen Kultur begegnen können. Foto: FOTO Kess

    Bereits zum zweiten Mal erarbeiteten Schüler des Deutschhaus-Gymnasiums Würzburg gemeinsam mit Schülern der Ein Karem Highschool Mateh Jehuda in Israel eine Ausstellung zum Projekt Jüdischer Friedhof Allersheim (bei Giebelstadt). Es war eine berührende Ausstellungseröffnung. Zarte Harfenklänge (Lukas May) und ein melancholisches „Somewhere over the rainbow“ (Gesang: Kathrin Filip, Klavier: Andreas Fuchs) erklangen zwischen nachdenklichen Worten.

    Armin Hackl, Schulleiter des Deutschhaus-Gymnasiums (DHG), nannte den jüdischen Friedhof Allersheim einen „Wächterort der Erinnerung“, der zum Erinnerungsort für einige junge Deutsche wurde, die durch ein schier unüberwindbares Niemandsland aus Vergessenwollen und Verschämtheit abgeschnitten sind von der Vergangenheit, die hier bezeugt wird. Zugleich wurde der Friedhof zu einem Rückkehrort für einige junge Menschen aus Israel, deren fern gewordene Vorfahren auch einmal hier lebten.

    Seit 1990 pflegen die Landkreise Würzburg und Mateh Jehuda eine Jugendbegegnung, aus der die Partnerschaft der Landkreise entstand, deren zehntes Jubiläum in diesem Juni gefeiert wird. Das Projekt Allersheim ist einzig dieser Jugendbegegnung zu verdanken, betonte Landrat Waldemar Zorn.

    In Bild- und Texttafeln informiert die Ausstellung über das Projekt zum Landjudentum im Landkreis Würzburg. Rund 2000 Gräber aus dem Zeitraum 1665 bis 1967 umfasst der Friedhof insgesamt. Themenschwerpunkte sind die Friedhofsgeschichte, Grabsteinübersetzungen, besondere Personengruppen wie die Kohen (Priester) und Leviten (Gelehrte), Kindergräber, Symbole und Gedenksteine. Unterstützt wurden die Schüler von Rivka Shahaf-Scherpf von der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg mit Übersetzungen aus dem Hebräischen. Luzia Hornung (Würzburg) und Verena Fella (Zell) berichteten von ihrer Arbeitsgruppe, die sich mit Kindergräbern befasste. Sie fanden Spuren des zweijährigen Abraham Rosenbusch aus Grünsfeld, von Ellezer Wirt aus Gaukönigshofen, von Talin Strauß Ha'Levi aus Sommerhausen.

    Felix Ramold aus Kürnach ist stolz darauf, seine Recherchearbeit jetzt auf den Tafeln der Ausstellung zu sehen. Der Zwölftklässler hat sich mit den Leviten beschäftigt, deren Gräber durch das Symbol der Kanne gekennzeichnet sind. Jüdische Grabinschriften erzählen oft kleine Geschichten über die Verstorbenen, aus denen man Charaktereigenschaften und Lebensumstände erkennen kann. „Geschichte lernen aus Geschichten“, nannte Landrat Zorn diese Erfahrung der Schüler.

    Auch Gedenksteine für Opfer des Holocaust, etwa der Familie Mannheimer aus Giebelstadt, finden sich in Allersheim. Mit Recherchen im Staatsarchiv Würzburg und im Document Center der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem konnten die Schüler manche Schicksale verfolgen und darstellen. Armin Hackl meinte dazu: „Die Schüler haben mit ihren Fingern die Grabinschriften nachgefahren und erforscht. Diese Spuren auf den Gräbern wurden zu Spuren des Friedens, die die Schüler zusammenführen in der Sehnsucht des Shalom.“

    „Die Ausstellung soll nachdenklich machen über das, was geschah, und Interesse wecken für die aktuelle Geschichte Israels“, wünschte Zorn. „Durch die Arbeit im Friedhof interessiere ich mich jetzt auch viel mehr dafür, was aktuell in Israel passiert“, meint Verena. Und Luzia: „Die israelischen Jugendlichen sind temperamentvoll, total offen und locker.“ Verena, Felix, Luzia und weitere 13 Jugendliche freuen sich auf ein Wiedersehen mit ihren israelischen Freunden: Am Montag fliegen sie zur zehntägigen Jugendbegegnung nach Mateh Jehuda. Eine Wüstentour, Baden im Toten Meer und das Pessachfest in den Gastfamilien runden die Fortsetzung der Forschungsarbeit im Document Center von Yad Vashem ab.

    Die Ausstellung „Jüdischer Friedhof Allersheim“ ist bis 30. März im DHG zu sehen und wird dann wandern: Ins Landratsamt, in weitere Schulen im Würzburger Raum, in die Israelitische Gemeinde, in die Synagoge Veitshöchheim, in das Lokalgeschichtliche Zentrum Giebelstadt. Infos bei Klaus Rostek, Tel. (09 31) 80 03-379, E-Mail: jugendarbeit@lra-wue.bayern.de, www.kreisjugendamt-wuerzburg.de

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