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GIEBELSTADT: Waldbrandgefahr: "Wir fliegen über Feuer und Rauch"

GIEBELSTADT

Waldbrandgefahr: "Wir fliegen über Feuer und Rauch"

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    Im Einsatz: Karl Herrmann jr. beobachtet als Pilot der Luftrettungsstaffel Bayern bei anhaltender Trockenheit die Wälder.
    Im Einsatz: Karl Herrmann jr. beobachtet als Pilot der Luftrettungsstaffel Bayern bei anhaltender Trockenheit die Wälder. Foto: Foto: T. Obermeier

    Mehr als 30 Grad zeigt das Thermometer dieser Tage. Doch während sich viele bei den hochsommerlichen Temperaturen im Freibad abkühlen, bedeuten sie für den Würzburger Karl Herrmann Jr. (40), stellvertretender Flugbereitschaftsleiter der Luftrettungsstaffel Bayern und Pilot des schnellen Einsatzflugzeuges (SEF), vor allem eines: viel Arbeit. Bis einschließlich Mittwoch hat die Regierung von Unterfranken die vorsorgliche Luftbeobachtung wegen erhöhter Waldbrandgefahr angeordnet. Herrmann und seine Kollegen kreisen daher immer wieder durch die Lüfte.

    Frage: Bei Trockenheit und Hitze müssen Sie in die Luft – wollen Sie nicht lieber an den Badesee?

    Herrmann: Wenn man etwas ehrenamtlich macht, ist man entweder ganz dabei oder gar nicht. Waldbrandgefahr herrscht nun mal, wenn es sehr heiß ist. In dieser Zeit müssen wir parat stehen. Mir macht es Spaß, sonst würde ich es nicht machen.

    Erinnern Sie sich an den ersten Einsatz?

    Herrmann: Den ersten Waldbrand habe ich gemeldet, da war ich noch nicht aktiver Pilot bei der Luftrettungsstaffel. Ich hatte damals noch zu wenig Flugerfahrung. Das war im Jahr 1993. Ich habe auf einem Flug zufällig Rauch entdeckt.

    Seit wann sind Sie bei der Staffel?

    Herrmann: Seit 1994 bin ich Einsatzpilot. Insgesamt bin ich seitdem bestimmt mehr als 200 Einsätze geflogen. Die Luftrettung Bayern macht aber nicht nur Waldbrandüberwachung, auch wenn das im Sommer unser Hauptgeschäft ist. Wir dokumentieren etwa Hochwasser, helfen bei Vermisstensuchen oder betreiben Verkehrsüberwachung. Überall wo wir benötigt werden, fliegen wir.

    Und wie sieht Ihr Flugalltag aus?

    Herrmann: Das kommt darauf an. Sicherlich schauen alle Piloten bei ihrem Flug raus und melden, wenn ihnen etwas auffällt. Bei angeordneten Einsätzen allerdings fliegen wir mit einem staatlichen Luftbeobachter vorgegebene Routen ab. Diese Gebiete sind beispielsweise besonders heikel oder besonders trocken. Im Normalfall fliegen wir 300 Meter hoch, im Bedarfsfall auch tiefer. Aus der Luft können wir beispielsweise bei einem Großbrand leichter feststellen, wo ein Feuer noch einmal auflodert oder wie man die Stelle am besten anfahren kann.

    Wenn man über brennende Äcker oder hohe Rauchsäulen fliegen muss, hat man da nicht ein mulmiges Gefühl?

    Herrmann: Das ist Gewohnheitssache. Es zeichnet einen erfahrenen Piloten aus, dass man nicht anfängt, darüber nachzudenken, sondern alles automatisch abläuft.

    Wie oft sind in der Region Waldbrände?

    Herrmann: Zum Glück nicht so häufig. Aber prädestiniert dafür sind etwa Wiesen neben der Bahnlinie, wenn eine Bremse beim Zug gehangen hat. Oder wenn Unbelehrbare bei der höchsten Trockenheit ein Lagerfeuer machen, so etwas gibt es relativ häufig. Aber einen richtigen Waldbrand zum Glück nicht. Sie können meist in der Entstehungsphase gelöscht werden.

    Das Konzept der Luftrettungsstaffel Bayern basiert auf Ehrenamtlichkeit.

    Herrmann: Ehrenamt ist Engagement. Es wird keiner gezwungen, daher sind die Kollegen sehr motiviert.

    Vielerorts jedoch beklagen Vereine einen Mangel an Ehrenamtlichen. Zeigt sich das auch bei der Luftrettungsstaffel?

    Herrmann: Ja, wir merken das auch. Das Durchschnittsalter unserer Leute geht langsam nach oben. Wobei wir froh sind, dass wir auch unsere Rentner haben. Denn nicht jede Firma hat Verständnis, wenn der Angestellte auf einmal zum Flugplatz muss. Wir merken aber auch die immer strikter werdenden Vorschriften auf europäischer Ebene.

    Inwiefern?

    Herrmann: Zum Beispiel wird der Pilotenschein dadurch teurer. Und nicht jeder mit Pilotenschein darf bei uns mitfliegen. Unsere Piloten brauchen mindestens 250 Flugstunden und eine entsprechende ärztliche Prüfung. Die Anforderungen sind andere, als wenn man nur spazieren fliegt. Wir müssen fliegen, wenn es sehr heiß ist. Bei Bränden müssen wir über Feuer und Rauch fliegen. Das müssen erfahrene Piloten sein.

    Die Luftrettungsstaffel

    In Bayern stützt sich die Früherkennung auf die Beobachtung aus dem Flugzeug und auf Freiwilligkeit. Die Luftrettungsstaffel Bayern ist ein Zusammenschluss von Luftsportvereinen. Rund 300 Piloten der regionalen Flugsportvereine fliegen ehrenamtlich die Vereinsmaschinen und suchen gemeinsam mit den etwa 350 Luftbeobachtern nach Bränden. Dafür starten sie von 32 Stützpunkten, die über ganz Bayern verteilt sind. In Unterfranken sind diese Stützpunkte in Hettstadt (Lkr. Würzburg), in Bad Kissingen, in Haßfurt und in Mainbullau (Lkr. Miltenberg). SAS/DPA

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