Es scheint ein aufwändiges Verfahren zu sein - und ein langwieriges. Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass sich der Würzburger Stadtrat nach langer Diskussion auf vier mögliche Standorte für ein neues Stadion des FC Kickers Würzburg geeinigt hatte. Drei waren aus 14 vom Frankfurter Planungsbüro Albert Speer und Partner (AS+P) geprüften Standorten ausgewählt worden, ein vierter kam als Vorschlag aus dem Gremium und wurde in die Prüfung mit aufgenommen. Es handelt sich dabei um Flächen im Lengfelder Nord-Osten, in Versbach, in der Nähe der Y-Spange an der B 19 sowie im Neuen Hafen, wo es einen Bahnhof gibt. Später war auch wieder der Standort am Dallenberg mit in die Prüfung einbezogen worden.
Aussage der Stadt: "Wir prüfen noch"
Wie ist also der aktuelle Stand? "Wir prüfen noch", heißt es ein Jahr später aus der Pressestelle des Rathauses. Fragestellungen wie Verkehrsanbindung, Lärmschutz oder Natur- und Artenschutz seien komplex. Am Standort Dallenberg sei neben der Berücksichtigung der anhängigen Gerichtsverfahren zudem mit Liga- und Fußballverbänden zu klären, unter welchen Voraussetzungen ein Verbleib wie auch ein Spielbetrieb in höheren Klassen dort möglich sei.
"Wir müssen langfristig einen Neubau anstreben, um konkurrenzfähig zu bleiben", sagt auf Anfrage Kickers-Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer. Derzeit sei das Stadion für den Spielbetrieb in der Dritten Liga noch in Ordnung, doch in den beiden höchsten Ligen fordere die Deutsche Fußball-Liga beispielsweise eine Stadionkapazität von 15 000 Zuschauern sowie eine Komplettüberdachung. "Wir bekommen also Druck von den Verbänden."

Die Prüfung des bestehenden Standortes am Dallenberg, der im jetzigen Zustand den Ligaansprüchen nicht genügt, durch AS+P hatte zunächst ergeben, dass ein Ausbau wirtschaftlich nicht tragfähig und zukunftsfähig sei. Während ein Neubau auf der grünen Wiese mit rund 36 Millionen Euro veranschlagt wurde, sollte der Ausbau des bestehenden Stadions zwischen 40 und 50 Millionen Euro kosten. Daraufhin hatten die Kickers ihre dementsprechenden Pläne ad acta gelegt. Auch die Gründung einer von der Stadt beabsichtigten Stadiongesellschaft waren erst einmal vom Tisch. Die Kommune hätte sich auf diesem Weg mit sieben Millionen Euro am Stadionausbau beteiligt. Allenfalls an "Umfeldmaßnahmen" beim Neubau eines Stadions werde die Stadt sich noch beteiligen, hieß es aus dem Rathaus.
Gegen die beiden Standorte bei Lengfeld und am Heuchelhof hatten alsbald Bürger mobil gemacht, die um die Wohnqualitätfürchteten. Unterschriften wurden gesammelt und im Rathaus übergeben. Im Mai 2018 kam dann der Ausbau des Stadions am Dallenbergwieder aufs Tapet, auch wenn die Kostenschätzung dort deutlich höher ist und es dort schon länger Probleme mit Anliegern gibt.
Daniel Sauer: Im Idealfall ist die Fertigstellung 2024
Daniel Sauer macht kein Hehl daraus, dass der Klub am liebsten am Dallenberg bleiben würde. Der Verein wartet nun auf das Ergebnis der Prüfung. "Generell ist unser Favorit der Standort, der sich in Würzburg oder in unmittelbarer Umgebung überhaupt realisieren lässt", sagt Sauer. Wenn ein Standort gefunden sei, würde alleine die Schaffung des Baurechts "mindestens zwei Jahre dauern", so der Kickers-Vorstandsvorsitzende. "Im Idealfall ist der Baubeginn 2022 und Fertigstellung 2024."
Über die Finanzierung wollen die Kickers die Gespräche mit möglichen Investoren erst intensivieren, wenn die Standortfrage geklärt sei. Aber es sei "definitiv möglich", so Sauer, aus dem Neubau ein "sinnvolles Investitionsprojekt zu machen". Darüberhinaus würde der Drittligist neben der Kostenübernahme für die Erschließung von der Stadt ein zusätzliches Engagement begrüßen, "wie beispielsweise bei der Finanzierung der neuen Veranstaltungshalle", sagt Sauer.