Wie gut und effektiv funktionieren moderne Dämmstoffe, durch deren Einsatz Heizkosten und Energie gespart und gleichzeitig die Umwelt geschont wird? Das soll ein Eisblock-Experiment zeigen, das am Samstag auf dem Unteren Markt gestartet wurde. 1.000 Liter Wasser wurden im gefrorenen Zustand auf dem Marktplatz ausgesetzt – geschützt durch eine Holzhütte im modernen Passivhaus-Standard.
Bis zum 20. Mai bleibt der rund eine Tonne schwere Eisblock bei Sonne, Wind und Wetter in dem kleinen Holzhäuschen, das von den Auszubildenden der Würzburger Zimmerer-Innung gebaut wurde. Die Effektivität der Dämmung zeigt sich dann an der Menge Eis, die innerhalb von drei Wochen geschmolzen ist. Stadt und Landkreis Würzburg haben mit Unterstützung einiger Partner ein Gewinnspiel daraus gemacht: Wer bei der „Würzburger Eisblock-Wette“ am genauesten vorhersagt, wieviele Liter Schmelzwasser bei der Öffnung der Hütte am 20. Mai herausfließen, gewinnt zwei Jahre Öko-Strom von der WVV.
Eine bessere Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Erneuerbare Energien und Klimaschutz war das Ziel, das bei der ersten Sitzung des neu gegründeten Würzburger Klimabeirats vor einer Woche am häufigsten geäußert wurde. Vielen Menschen sei nicht bewusst, wieviel sie selbst zur Reduktion von CO2 beitragen und dabei auch noch Energie und Heizkosten sparen können, lautete die Botschaft. Beim „Tag der Erneuerbaren Energien“ auf dem Unteren Markt ging es am Samstag genau darum – zum Auftakt wurde am Vormittag das Würzburger Eisblock-Experiment gestartet. Es soll zeigen, wie durch moderne Dämmtechnik und fachgerechte Modernisierung alter Häuser Energieverbrauch, Kosten und CO2-Ausstoß effektiv verringert werden können.
„Das Haus ist hoch gedämmt, damit so viel Eis wie möglich drin bleibt“, erläuterte Hermann Lang, der Obermeister der Würzburger Zimmerer-Innung. Zwischen zwei Holzschichten befindet sich auf allen Seiten eine 32 Zentimeter dicke Dämmschicht aus Zellulose, gewonnen aus Papier. „Das ist die Dämmung, die heute vorwiegend verwendet wird“, so Lang. Er tippt, dass nach den drei Wochen bis zum 20. Mai etwa 200 Liter Schmelzwasser aus der Hütte auslaufen werden.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder ist etwas pessimistischer: „Ich habe mir die langfristige Wettervorhersage angesehen, ab dem 10. Mai soll es relativ warm werden. Bei dieser Temperatur werden wohl schon 300 Liter rauslaufen“, tippt Lehrieder. Die stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer geht sogar von bis zu 500 Litern Verlust aus.
Schaut man sich allerdings die Ergebnisse früherer Eisblock-Experimente an, könnte sie damit weit daneben liegen: Vor vier Jahren waren nach einer ähnlichen Aktion in Leipzig nach drei Wochen noch neunzig Prozent des Eisblocks da. Im Jahr 2007 schmolzen im niederösterreichischen St. Pölten in knapp neunzig Tagen weniger als ein Drittel des Eises.
Wie gut die Zimmerer-Azubis ihren Eisblock gedämmt haben, wird sich am 20. Mai zeigen. Bis 19. Mai nehmen die Organisatoren die Tipps auf Teilnahmekarten an der Hütte am Unteren Markt oder online auf der Webseite der Stadt (www.wuerzburg.de) oder von Radio Gong (www.radiogong.com) entgegen.