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WÜRZBURG: Wann wir das Alter zum Verkehrsrisiko?

WÜRZBURG

Wann wir das Alter zum Verkehrsrisiko?

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    Vom Fachmann geprüft: Fahrlehrer Ralf Steinbacher (links) berät Adolf Kubik. Wer seine praktischen Kenntnisse auffrischen will, kann dies sogar im eigenen Wagen tun.
    Vom Fachmann geprüft: Fahrlehrer Ralf Steinbacher (links) berät Adolf Kubik. Wer seine praktischen Kenntnisse auffrischen will, kann dies sogar im eigenen Wagen tun. Foto: Foto: FAHRSCHULE

    „Ein selbstfahrendes Auto gibt es heute schon,“ sagt Fahrlehrer Ralf Steinbacher, „aber es kostet etwa 250 000 Euro.“ Für die Senioren – die älteren und auch die etwas jüngeren – ist die Theorieeinheit, die Fahrschulen immer mal wieder anbieten, eine schöne Möglichkeit, ihr Verkehrswissen aufzufrischen und zugleich Neues zu lernen. Schämen muss sich hier niemand, der in der kleinen Runde am Nachmittag Fragen stellt. Aha-Erlebnisse gibt es aber schon. Und da geht es eben nicht nur um Straßenschilder und Vorfahrtsregeln, sondern auch um technische Entwicklungen bei den Fahrzeugen.

    Und prompt ist es der Berliner Ring, der als außergewöhnliches Beispiel für grundsätzlichere Fragen dient: Wer hier mal drin ist, kann immer auch, wenn es der Verkehr zulässt, auf der innersten Spur fahren. „Was ist, wenn mich andere Verkehrsteilnehmer nicht mehr rauslassen“, so die Frage einer Teilnehmerin. „Noch eine Runde drehen“ sagt der Fahrlehrer. „Wenn die Anderen schnell fahren, kann es sehr gefährlich sein, anzuhalten. Ist der Verkehr stockend und ist es auch sonst nicht gefährlich oder behindernd“ wäre auch ein Stopp in Ordnung: „Absichern und warten, bis mich jemand 'rauslässt“, rät Steinbacher. Harald Schnelle, Ludwig Winkler, Eberhard Seus, so die Namen einiger Kursteilnehmer in der Fahrschule. Andere wollen ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Interessant sind ihre Beiträge aber schon, denn jeder aus der Runde ertappt sich zwischendurch einmal dabei, dass er anders entschieden hätte, als es der Fahrlehrer vorschlägt. In dieser Stunde nennt eine Teilnehmerin auch ihre Bedenken, dass sie doch übers Navigationsgerät im Auto „ausspioniert“ werden könnte – und bald wächst die Einsicht, dass die meisten Menschen heutzutage ohnehin über ihre Handys geortet werden können und letztlich jeder für sich entscheiden muss, wie viel Elektronik er zulässt.

    Viele kleine Lämpchen

    Zur Menge an technischen Details gehören in den jüngeren Fahrzeugen neben der Einparkhilfe auch Fernlichtassistenten, die erkennen, ob vor dem Wagen ein weiterer fährt und abgeblendet werden muss oder auf einen Entgegenkommenden geachtet werden muss, „da sind viele kleine Lämpchen im Spiel, und einige schalten dann automatisch selektiv ab“, so Fahrlehrer Steinbacher. Neue Techniken sollte man, wenn möglich, bei Probefahrten ausprobieren, rät er und empfiehlt überdies Xenon-Licht, das teurer sei als anderes, aber heller und in der Lage, weiter zu leuchten und damit mehr Sicht zu verschaffen. Der Blendeffekt von früher sei mittlerweile behoben. Sinnvoll seien bewegliche Scheinwerfer, mit denen der Lichtschein in die Kurve leuchtet, womit zum Beispiel. Hindernisse in Kurven früher erkannt werden können.

    Ein sehr hoher Prozentsatz an Verkehrsteilnehmern hat eine unzureichende Sehstärke und merkt es nicht, so Steinbacher. Hilfreich könne da auch ein Tempomat sein. Er kann helfen Abstände zu überprüfen und das Auto rechtzeitig zu bremsen. Möglich macht das eine über Ultraschall geregelte technische Hilfe – die funktioniert aber nur, so Steinbacher, wenn das Fahrzeug vor einem noch fährt, also noch in Bewegung ist. „Wenn das Fahrzeug vor uns allerdings steht, rauschen wir 'rein!“ „Also, das ist aus meiner Sicht total mangelhaft!“, kritisiert ein Kursteilnehmer diese Art der technischen Ausstattung, „nicht unbedingt!“ so der Fahrlehrer, „wichtig ist, genau zu wissen, welche Technik was leistet und was man selbst leisten muss. Aktuell gibt es schon viele technische Assistenzsysteme, die eine gute Unterstützung sein können, gerade um bei der zunehmenden Komplexität des Straßenverkehrs zusätzliche Sicherheit zu bieten.“

    Steinbacher hat viele Komplimente für ältere Autofahrer: Die meisten seien routiniert, umsichtig und vorausschauend. Ab dem Alter von 75 gebe es allerdings häufig längere Reaktionszeiten, und komplexe Aufgaben fielen zunehmend schwerer. Auch sollten Ältere immer wieder überdenken, welche Auswirkungen ihr „Medikamenten-Cocktail“ haben kann. Für die „allermeisten Teilnehmer“ des Fahr-Fitness-Checks konnte Steinbacher in den letzten Jahren eine gute Fahrleistung feststellen mit dem einen oder anderen Tipp für noch sichereres und/oder leichteres Fahren. Für einen Teilnehmer, der weit über 80 war, hatte Steinbacher allerdings nur noch den Rat, sich möglichst doch von seiner jüngeren Frau chauffieren zu lassen.

    Knifflige Situationen

    Im Seminar wurden einige Knackpunkte von den Straßen genannt: Die Ausfahrt aus einer Spielstraße ist zu behandeln wie eine Grundstücksausfahrt, wer 'raus will: Vorfahrt achten! Abgesenkte Bordsteine, die durchlaufen, sind wie eine Hofeinfahrt zu behandeln: Wer hier herauskommt, muss die Vorfahrt achten.

    Im Seminar überrascht der Seminarleiter die Teilnehmer mit seiner Aussage: „An einem Kreisverkehr ohne Schilder gilt rechts vor links – wer im Kreis fährt, muss warten!“ Das weiß kaum jemand, da an fast allen Kreisverkehren hierzulande Vorfahrt-achten-Schilder angebracht sind, die entsprechend dem Kreisfahrenden Vorfahrt einräumen. Und im Übrigen: Wer rein will, darf nicht blinken - aber wer rausfährt muss es. „Wer beim Reinfahren blinkt, sorgt für gefährliche Missverständnisse, die schnell zu Unfällen führen.“

    Spezielle Kurse für Senioren: Schulungen und auch praktische Fahr-Fitness-Checks speziell für ältere Autofahrer bieten einige Fahrschulen in und um Würzburg an. Mitglieder von Automobil-Clubs zahlen oftmals einen reduzierten Teilnehmerbeitrag.

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