Für viele Würzburger ist ihre „Kleine Nachtmusik“ schon lange nicht mehr das, was sie bis 1999 war: Damals durften sie es sich noch mit Picknick auf dem Rasen gemütlich machen. Bis zu 10 000 Menschen genossen klassische Musik in lockerer Atmosphäre für zehn Mark pro Karte.
Heute kostet der Promenadenplatz zehn Euro, ein kleines Wasser 2,50, eine Flasche Wein 13 Euro und wenn man auf einer Treppe steht, wird man vom Sicherheitsdienst verscheucht. Vorausgesetzt man ist überhaupt drin: Dass am vergangenen Samstag erstmals einige Besucher nicht in das Promenadenkonzert gelassen wurden, sorgt wie berichtet für Ärger.
Vor erbosten Musikliebhabern hat die Geschäftsführerin des Mozartfestes, Karin Rawe, am Samstag den Schwarzen Peter der Stadtverwaltung gegeben. Diese habe aus Sicherheitsgründen die Auflage gemacht, nur 3999 Menschen in den Hofgarten zu lassen. Am Dienstag präzisiert die Geschäftsführerin ihre Aussage vom Wochenende: „Wir hatten bei der Stadtverwaltung nur die Zulassung von 3999 Personen beantragt, denn das hat in der Vergangenheit genügt.“
Während das Picknick-Verbot im Jahr 2000 auf die Schlösser- und Seenverwaltung zurückgeht, die sich um den Zustand des historischen Parks sorgte, ist für die Besucherbeschränkung die Stadt Würzburg verantwortlich. Bis in die 80er Jahre gab es überhaupt keine. Damals strömten bis zu 10 000 Menschen mit Decke und Kühltasche zum Promenadenkonzert. Dann galt als Obergrenze 8000 Besucher. 2011 erteilte das Ordnungsamt neue Auflagen: 3999 Menschen – darin enthalten sind rund 500 Menschen Personal – dürfen zur „Nachtmusik“ in den Hofgarten, wenn zwei Tore als Fluchtwege zur Verfügung stehen. Wird zusätzlich das Tor an der Ottostraße geöffnet, können 5000 Menschen rein.
„Da wir diesen aber zusätzlich absichern und ausleuchten müssten, haben wir uns gegen diese Variante entschieden“, erklärt Geschäftsführerin Karin Rawe. Denn in jüngster Vergangenheit seien nie mehr als die erlaubten rund 3500 Besucher gekommen. „Ich war selbst unglücklich, dass mir am Samstag die Hände gebunden waren.“
„Wir hätten gerne 200 Menschen mehr glücklich gemacht“, sagt auch Evelyn Meining, die Intendantin des Mozartfestes. Allerdings sei die Nachtmusik auch „eine sehr teure Veranstaltung mit hohem Risiko“. Ist das Wetter schlecht, kommt keiner oder das Konzert wird nach Innen verlegt – deshalb gibt es Promenadenkarten auch nur an der Abendkasse. Jetzt suche man mit dem Ordnungsamt nach einer flexibleren Handhabe der Besucherbeschränkung. Die nächste „Nachtmusik“ ist am Sonntag, 22. Juni.
Seit der tragischen Ereignisse bei der Love-Parade in Duisburg 2010 hat die Stadt ihre Sicherheitsauflagen bei Veranstaltungen verschärft: Sie lässt nur noch gut 4000 Konzertbesucher auf der Festung zu – vorher waren es doppelt so viele. Beim Hofgarten-Weinfest durften vergangenes Jahr nur 3500 Besucher schöppeln, auch einige private Veranstalter stöhnen über zusätzliche Fluchtwege, die sie nachweisen müssen. „Die Sicherheit der Besucher geht jedoch auf jeden Fall vor“, so Sprecher Christian Weiß.
Geärgert haben sich viele Menschen am Samstag auch über die WVV, die den Parkplatz vor der Residenz bewirtschaftet. Zum einen konnten abgewiesene Besucher ihre für drei Euro gekauften Parktickets nicht mehr zurückgeben. Zum anderen konnten rund 400 Autos am Ende des Konzerts nicht vom Platz fahren.
„30 Minuten lang ging überhaupt nichts“, schildert Norbert Pillmeier. Danach nur tröpfchenweise: Ein Fahrer nach dem anderen habe die Ausfahrt blockiert, weil er wegen der verspäteten Ausfahrt noch einmal zum Kassenautomaten rennen musste, um die Nachgebühr zu bezahlen. Nach 45 Minuten sei die Schranke endlich geöffnet worden.
WVV-Sprecher Manuel Schön nennt zwei Gründe für die Behinderung: Erstens sei eine Schranke durch einen Passanten beschädigt worden und nach „kurzer Zeit“ durch die SVG-Parkleitstelle dauerhaft geöffnet worden. Zweitens kamen ausfahrende Autos nicht weiter, weil gleichzeitig zahlreiche Fußgänger die Balthasar-Neumann-Promenade überquerten – die WVV will mit der Stadtverwaltung sprechen, um das Abfließen zu verbessern.
Der Uettinger Norbert Pillmeier beobachtete einen weiteren Grund für den Stau: Weil die rechte Abbiegespur zum Rennweg gesperrt war, musste jeder links in Richtung Theater fahren. Der Rennweg ist traditionell gesperrt, um das Konzert nicht zu stören – doch dieses war zu diesem Zeitpunkt schon seit einer Stunde beendet. „Schlechte Organisation“, nennt das Konzertgast Pillmeier.