Wenn man an der Kreisstraße Wü 4 von Dipbach nach Untereisenheim fährt, liegt am Waldrand rechter Hand ein unscheinbares Stück Grünland, das sich von den Wiesen und dem Wald ringsum kaum unterscheidet. Es ist allerdings eingezäunt und regelmäßig stehen an der tiefsten Stelle des 3,4 Hektar großen Geländes hinter dem Tor Fahrzeuge, die Sickerwasser abpumpen und wegfahren. Das hat mit der ehemaligen Hausmülldeponie hier zu tun. Im Boden lagern rund 180.000 Kubikmeter Müll.
Jahrzehntelang war es recht ruhig hier. Die Natur holte sich das Gebiet zurück. Die gepflanzten Bäume wuchsen, genauso wie Büsche und Gräser. Vor drei Jahren aber rückten Maschinen an, die Bäume fällten, Wege und Gräben ausbaggerten und damit begannen, einen neuen Zaun zu bauen. Ein wenig Unruhe machte sich breit in den benachbarten Dörfern. Ist etwas passiert, so dass Handlungsbedarf besteht?
"Ja und nein", sagt Alexander Pfenning bei einem Rundgang über die Deponie. Der Betriebsleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs "team orange" erklärt die Aktivitäten mit grundsätzlichen Instandsetzungsarbeiten, neuen Erkenntnissen und Vorschriften und auch damit, dass Bäume abgestorben sind. Als Deponiebetreiber ist "team orange" zuständig.
Auch Bauschutt wurde in Dipbach deponiert
Seit 2004 kümmert es sich im Auftrag des Landkreises Würzburg um dessen Abfallentsorgung. Die Deponienachsorge in Dipbach gehört zu den Aufgaben. Das "team orange" ist auch zuständig für die Deponieanlagen in Böttigheim, Ochsenfurt, Gnodstadt und Uettingen. Die Deponien werden laufend gepflegt, kontrolliert und von den Fachbehörden überwacht.
Die ehemalige Hausmülldeponie der Dörfer Dipbach und Untereisenheim hat der Landkreis Würzburg im Jahr 1978 übernommen. Sie ist noch bis 1982 befüllt worden. "Wir schätzen, dass hier rund 150.000 Kubikmeter Hausmüll drin sind", sagen Betriebsleiter Pfenning und der Deponiebeauftragte Andreas Gündel. Zum Hausmüll in dieser Deponie würden geschätzt noch 27.000 Kubikmeter Bauschutt und Straßenaufbruch und rund 1000 Kubikmeter Klärschlämme dazu kommen.
Als 1982 die einstige Kreismülldeponie geschlossen wurde, ist sie nach dem damaligen Wissensstand rekultiviert worden. Das bedeutet, dass sie mit rund einem Meter Erde aufgefüllt und mit Bäumen wie Ahorn, Esche und Lärche bepflanzt wurde. Nun sind über 40 Jahre vorbei und trotz des laufenden Pflegeaufwands wurde deutlich: So geht es nicht mehr. Bäume starben ab oder fielen aufgrund der Windlast um. Sie können nicht tief genug wurzeln.
Durchwurzelung der Deponie muss verhindert werden
Heute weiß man: Wo immer es möglich ist, muss die Durchwurzelung des Deponiekörpers verhindert werden. Die Abdeckung des Müllkörpers darf nicht aufreißen. In diesem Fall könnte Regen möglicherweise zu einem erhöhten Schadstoffeintrag in das Grundwasser führen. Als "jeder dritte Baum umgefallen ist", haben Baumgutachter alle Bäume auf der Deponie bewertet. Im Hinblick auf den Grundwasserschutz wurde abgewägt.
"Wir haben entschieden, Bäume im vorderen Bereich zu entfernen und nur einzelne vitale Bäume stehenzulassen", sagt Andreas Gündel. Stattdessen wurde das Areal mit einer Blühwiese angelegt. "Damit der Eingriff in die Natur möglichst klein und die Biodiversität erhalten bleibt, haben wir den Mähzyklus heruntergeschraubt", erklärt der Deponiebeauftragte. Bis September würde die Wiese komplett stehen bleiben.
Im Zuge der Ertüchtigung wurde der zugewachsene Regenablaufgraben rund um die Deponie wieder ausgebaggert und profiliert. Das Oberflächenwasser soll in der Region erhalten bleiben. Außerdem spare jeder Kubikmeter Sickerwasser weniger Kapazitäten und Geld. Als Sickerwasser bezeichnet man den Regeneintrag auf dem Deponiekörper. Es wird schon immer durch eine Drainageleitung aufgefangen und in einer Zisterne aufgefangen.
Abschluss der Maßnahme in einigen Jahren
Die Zisterne der Deponie in Dipbach hat ein Volumen von 50 Kubikmeter. Ein Sensor misst, wie voll sie ist. Außerdem kann der Füllstand auf dem Computer eingesehen werden und es gibt einen Kontrollschacht. Bei Bedarf wird das Sickerwasser abgepumpt und nach Uettingen gefahren. Dort wird es in einer Umkehr-Osmoseanlage gereinigt und umweltgerecht entsorgt.
Zur aktuellen Ertüchtigung der Deponieanlage in Dipbach gehören die Verbesserung der Fahrwege, der Einbau eines gebrauchten Schiebetors und der Bau eines neuen Zauns ringsum einschließlich der Schaffung eines Pflegewegs dafür. Der bisherige Maschendrahtzaun hat nach 40 Jahren ausgedient und war teilweise eingewachsen. Nun schützt ein robuster Doppelstabmattenzaun davor, dass beispielsweise Wildschweine den Zaun durchbrechen und das Gelände aufwühlen.
Bis alles wieder auf dem neuesten Stand ist, wird es noch ein paar Jahre dauern. Die Maßnahme wird über die Abfallgebühren von allen Landkreisbürgern bezahlt. Das ist jedoch nichts Neues. Die Deponiepflege war schon immer in der Kalkulation der Gebühren enthalten und bleibt dauerhaft.
Deponien im LandkreisNach Kenntnis von "team orange" gibt es im Landkreis Würzburg 77 gemeindliche Hausmülldeponien aus früheren Zeiten. Der Landkreis selbst ist zuständig für die fünf ehemaligen Kreismülldeponien. 1994 wurde im Landkreis zum letzten Mal der Sperrmüll offen in einer Deponie entsorgt. Seit 2006 darf in ganz Europa kein Hausmüll mehr deponiert werden. Im Landkreis Würzburg wird er komplett der thermischen Verwertung zugeführt. In den bekannten früheren Deponien werden regelmäßig Messungen durchgeführt. Es gibt die eigene Überwachung und eine Fremdüberwachung durch Fachbüros sowie vom Landesamt für Umwelt in München im Auftrag der Regierung von Unterfranken. Das Grundwasser wird an mehreren Messstellen kontrolliert. Die Daten werden an das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg als zuständige Fachbehörde weiter gegeben.iko