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Winterhausen: Warum die Winterhäuser den Kampf gegen den Lkw-Verkehr nicht aufgeben wollen

Winterhausen

Warum die Winterhäuser den Kampf gegen den Lkw-Verkehr nicht aufgeben wollen

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    Haarige Begegnungen, bei denen Lastwagen auf die ohnehin sehr schmalen Gehwege ausweichen müssen, sind in der Ortsdurchfahrt seit Jahrzehnten Alltag. 
    Haarige Begegnungen, bei denen Lastwagen auf die ohnehin sehr schmalen Gehwege ausweichen müssen, sind in der Ortsdurchfahrt seit Jahrzehnten Alltag.  Foto: Klaus Stäck

    Es mutet an wie ein Kampf gegen Windmühlen, den die Winterhäuser inzwischen seit Jahrzehnten gegen den Schwerlastverkehr in ihrer schmalen Hauptstraße führen. Dabei scheint die Lösung einfach, wenn Behörden bereit wären, geltende Gesetze pragmatisch und im Sinne der Anwohner auszulegen. Diesen Eindruck hinterlässt zumindest eine Podiumsveranstaltung mit Politikerinnen und Politikern verschiedener Parteien, zu der der Arbeitskreis Mobilität (AK) ins Bürgerhaus eingeladen hatte. 

    Das Thema bewegt. Rund 200 der knapp 1400 Winterhäuser sind ins Bürgerhaus gekommen. Am Podium sitzen AK-Sprecher Ingo Scholz und Bürgermeister Christian Luksch (CSU). Daneben Landrat Thomas Eberth (CSU), die Landtagsabgeordneten Kerstin Celina (Grüne) und Volkmar Halbleib (SPD) sowie als Vertreter der Freien Wähler stellvertretender Landrat Felix von Zobel.

    Abenteuerliche Ausweichmanöver sind an der Tagesordnung

    Mit Videos und Fotos macht der AK Mobilität das Problem anschaulich. Die Ortsdurchfahrt ist so schmal, dass selbst Pkw gelegentlich im Begegnungsverkehr auf die Gehwege ausweichen müssen, erst recht die großen Laster werden zu mitunter abenteuerlichen Manövern gezwungen. Doch die Gehwege sind an manchen Stellen gerade einmal einen halben Meter breit, sogar für einen Rollator zu schmal. Viele der Haustüren führen direkt auf die Straße.

    Dabei hatte man nach Fertigstellung der Mainbrücke in Goßmannsdorf gehofft, dass sich der Schwerlastverkehr auf die B 13 auf die andere Mainseite verlagert. Doch weit gefehlt: Der Lkw-Verkehr in der Ortsdurchfahrt habe sich seitdem sogar verstärkt, sagt Ingo Scholz. Deshalb kommt für den AK Mobilität nur eine Lösung in Frage: Die Sperrung der Ortsdurchfahrt für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Lediglich Anlieger und der örtliche landwirtschaftliche Verkehr sollen ausgenommen bleiben.

    Landratsamt beruft sich auf die überörtliche Funktion der Staatsstraße

    Die Untere Verkehrsbehörde am Landratsamt hat die Forderung zuletzt im Oktober 2022 zurückgewiesen. Die Begründung: Als Staatsstraße sei die Ortsdurchfahrt dem überregionalen Durchgangsverkehr gewidmet, und dazu zähle eben auch der Schwerlastverkehr. Eine Sperrung hätte eine Umwidmung zur Folge und dafür sei die Regierung von Unterfranken zuständig. 

    Die Regierung wiederum verweist auf die Zuständigkeit des Landratsamts, wenn es um ein Lkw- Durchfahrtsverbot aus Gründen der Verkehrssicherheit geht. Doch eine besondere Gefährdung scheint man dort nicht zu erkennen. Weder die Anzahl der Fahrzeuge noch die Unfallstatistik lassen auf eine besondere Gefahrenlage schließen, die eine Sperrung gemäß Straßenverkehrsordnung rechtfertigen würde, heißt es in einem Schreiben der Unteren Verkehrsbehörde an die Gemeinde. Wenn es die jüngeren Vergangenheit mal gekracht habe, dann seien nur leichte Blechschäden die Folge gewesen.

    Podiumsdiskussion Verkehr in Winterhausen, von links: Moderator Timo Lettfuß, Ingo Scholz (AK Mobilität) Bürgermeister Christian Luksch, Landrat Thomas Ebert, stellvertretender Landrat Felix von Zobel und die Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (SPD) und Kerstin Celina (Grüne).
    Podiumsdiskussion Verkehr in Winterhausen, von links: Moderator Timo Lettfuß, Ingo Scholz (AK Mobilität) Bürgermeister Christian Luksch, Landrat Thomas Ebert, stellvertretender Landrat Felix von Zobel und die Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib (SPD) und Kerstin Celina (Grüne). Foto: Gerhard Meißner

    Den Unmut, den die Beurteilung im Publikum auslöst, fasst Ingo Scholz in eine kurze Formel: "Es geht hier nicht um die Anzahl der Fahrzeugen, sondern dass sie uns über die Füße fahren", sagt er, und: "Die Eltern haben Angst, ihre Kinder alleine auf die Straße zu lassen." Kerstin Celina hat diese Erfahrung kurz vor der Veranstaltung im Selbstversuch gemacht. Ein "mulmiges Gefühl" sei es, an die Hauswand gedrängt einen Laster an sich vorbeifahren zu lassen, selbst wenn der nur langsam fahre.

    Landrat Eberth sieht die Regierung von Unterfranken am Zug

    Landrat Thomas Eberth stellt sich vor seine Behörde. Von dort sei ihm signalisiert worden, dass es eine Lkw-Sperrung ohne Zustimmung der Regierung von Unterfranken nicht geben könne. "Wie schaffen wir es, dass die Regierung das Problem erkennt?", stellt er dabei als Frage in den Raum. "Momentan wird mir mitgeteilt, dass es nicht geht", fährt Eberth fort.

    "Der will's ja gar nicht", ruft einer aus dem Publikum. Nicht nur solche Reaktionen, sondern auch die Aussagen der übrigen Podiumsteilnehmer zeigen, dass Eberth eine einsame Position vertritt. "Für mich ist die Gefahrenlage offenkundig, da muss man nicht warten, bis etwas passiert", sagt Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib und erntet Applaus.

    Die B 13 ist eine ausreichende Alternative für den Lkw-Verkehr

    "Eigentlich haben wir eine funktionierende Umgehung, nur halt auf der anderen Mainseite", meint Halbleib weiter. Deshalb sieht er zunächst die Untere Verkehrsbehörde am Zug "Das Landratsamt soll die Entscheidung treffen und dann soll die Regierung prüfen", schlägt er vor und appelliert an den "gesunden Menschverstand". Ähnlich auch die Position von Felix von Zobel.

    Erst wenn diese Prüfung zu Ungunsten der Winterhäuser ausfallen sollte, hätten die Abgeordneten einen Handhabe, um politisch gegen die Entscheidung vorzugehen, meint Kerstin Celina. Dabei stehe der Freistaat in einer besonderen Verantwortung, so Halbleib, weil er durch den Bau der Brücke und der Umgehungsstraße Goßmannsdorf das Winterhäuser Problem erst verschärft habe.

    Bürgermeister Luksch vermisst die grundsätzliche Bereitschaft der Verkehrsbehörde

    Bürgermeister Christian Luksch folgt der Diskussion aufmerksam. Als er sich dann doch einmischt, wird eine gewisse Frustration hörbar. "Bisher hab ich von der Verkehrsbehörde keinerlei Bereitschaft erkannt, auf uns einzugehen", sagt er, "und die Genehmigungsbehörde an der Regierung war nach meinem Wissen noch gar nicht involviert." Von einem "müßigen Kompetenzgerangel" spricht Ingo Scholz, macht aber zugleich deutlich, dass sich der AK Mobilität noch lange nicht geschlagen gibt.

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