Andere Stromanbieter in Mainfranken senken die Strompreise oder belassen sie zumindest: die lokalen Versorger in Schweinfurt und in Kitzingen beispielsweise. Der Grund: Die Umlage für erneuerbare Energien steigt für 2014 zwar, aber der Stromeinkauf an den Börsen wird immer günstiger. Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) aber erhöht trotzdem die Preise zum 1. Januar. Warum sollen die Kunden in Würzburg und in 20 umliegenden Gemeinden bei ihrem Energieversorger bleiben?
Vertriebschef Clemens Boecker und Peter Saam, Geschäftsführer Mainfrankennetze bei der WVV, erläutern das so: „Wir sind ein kommunales Querverbund-Unternehmen, und unsere Gesellschafter Stadt Würzburg und Thüga haben Erwartungen an unsere Ergebnisse. Wir schauen, dass das Energiegeschäft stabil bleibt.“ Das Management des Unternehmens setze dann die Preisstruktur um.
„Unsere 100 000 Stromkunden haben keinen Ärger mit ihrem Energielieferanten, die Rechnungen stimmen und unsere Tarife gelten für das ganze Jahr. Wir sind seriös“, wirbt der Vertriebschef. Bei Discount-Anbietern sei der Kundenbonus oft höher als die Preismarche, die dem Lieferanten zur Verfügung stehe, so Böcker. „Wir können als kommunales Unternehmen kein Geld mitbringen.“
Die WVV halte eine große Infrastruktur vor Ort vor, von jedem verdienten Euro blieben 56 Cent in der Region, rechnen Boecker und Saam vor. Das Geld fließe beispielsweise in Arbeitsplätze und in Baumaßnahmen für das Stadtbild.
Seriosität – die nehmen sicher auch die beiden genannten kommunalen Anbieter in Schweinfurt und Kitzingen für sich in Anspruch. Und sie halten oder senken ihre Strompreise. Warum dann die Erhöhung in Würzburg? Ein Grund sind laut WVV die gestiegenen Netzentgelte bei der Mainfrankennetze GmbH. Zuständig für diesen Geschäftsbereich ist Peter Saam. Für Würzburg gelte: wenig Ausfälle und ein sicheres Netz.
Die Bundesnetzagentur will über die Kosten der jeweiligen Strecken informiert werden. In diesen Informationen enthalten sind Netzbau, Führung und Kapitalkosten. Die Agentur überprüft die lokalen Angaben und kürzt sie auch bei Bedarf. Und sie legt die jeweiligen Entgelte für die Nutzung fest. Eine Vorgabe ist Effizienz: „Da wir, wie viele andere Netzbetreiber, nicht zu 100 Prozent effizient sind, müssen wir über fünf Jahre hinweg daran arbeiten“, sagt Saam. Dieser Zustand hänge auch mit den Hausanschlüssen und der Fläche zusammen.
Etwas Ärger gab es zuletzt um das Anschreiben der WVV. Viele Kunden glaubten nach den überwiegend positiven Nachrichten, dass auch der Würzburger Versorger seine Preise stabil halte. Boecker versteht Missverständnisse und Empörung nicht: „Jeder Kunde, der beide Seiten des Schreibens genau liest, hat die Informationen auch bekommen.“
Bisher sei jedenfalls keine außergewöhnliche Kündigungswelle auf die WVV zugerollt. Die Zahl der Austritte sei vergleichbar mit 2012, sagt der Vertriebschef. Allerdings hätten die Mitarbeiter in den Service-Centern alle Hände voll zu tun und führten jede Menge Gespräche mit den Kunden. „Wem es ausschließlich um Dumpingpreise geht, der ist nicht zu halten. Wer für die Region denkt, bleibt unser Kunde“, so Boecker.
Wenn kommunalen Versorger wie die WVV keine soziale Verantwortung mehr übernehmen würden, dann werde auch im Querverbund vieles teurer, argumentiert Boecker. Dann gebe es vielleicht auch bald keine bezahlbaren Busse und Straßenbahnen mehr und die Infrastruktur breche weg.
Fragen zum Strompreis? Das Servicetelefon der WVV ist wochentags von 7.30 Uhr bis 20 Uhr geschaltet, Tel. (09 31) 36-11 55.