Erst Ende Januar waren schwarz gekleidete Männer in einem Fackelzug gemeinsam zum Lammkomplex im Höchberger Altort gelaufen, nun sah man die Männer wieder diesen Weg einschlagend. Anlass im Januar war die Feier des 85. Geburtstag ihres Stammtischbruders Ernst Härtel, nun die Hauptversammlung der Schleicher. Immerhin 24 der aktuell 31 Mitglieder waren in den Burkhardussaal des Gasthauses Lamm gekommen, um ihr Interesse an der Arbeit des Vorstandes und der Mitglieder zu bekunden. Seit 1910 besteht dieser Stammtisch, unterbrochen nur von den beiden Weltkriegen, und noch immer sind Zylinder und Frack das Erkennungszeichen.
Stellvertretender Voritzender Ingo Rülicke las zu Beginn der Versammlung die 13 Gebote vor, die das Schleicherleben bestimmen. Schon in der Präambel wurde klar, welche Ziele der Stammtisch verfolgt: "Schleicher sein, das ist viel mehr als nur ein Mensch so nebenher! Ein Schleicher ist ein Kamerad, der Menschliches mit Frohsinn paart!".
Und weiter heißt es in dem Werk, das bereits 1910 aufgeschrieben wurde und 1983 nur unwesentliche Änderungen erfuhr: "Für die Tischgesellschaft gilt als Grundsatz die Pflege der Geselligkeit und Freundschaft untereinander. Daraus erklärt sich, dass alle Stammtischler sich freundschaftlich duzen. Ein sauberer persönlicher Lebenswandel und ein ausgeprägter Sinn für Humor und frohe Laune sind Voraussetzungen für die Aufnahme im Stammtisch. Das Gleiche wird von den Familienangehörigen gewünscht. Es gehört zur echten Schleicherart, in allen Dingen des Lebens für einander mit Rat und Tat einzustehen und nach außen hin das Ansehen der Tischgesellschaft zu wahren".
Anstecknadel stellt den Halleyschen Komet dar
Erkennungssymbol der Höcherger Schleicher ist die Anstecknadel, die den Halleyschen Komet darstellen soll. Der war auch "Begründer" des Stammtisches. Schließlich sollte bei seinem Erscheinen 1910 aus dem Weltall auf die Erde stürzen und alles Leben auslöschen, so jedenfalls die Aussagen der damaligen Zeitungen. Um diesen Weltuntergang zu erleben, machten sich einige Burschen in Höchberg auf den Weg zum Kreuzle, um von der Höhe aus diesem Untergang live zu erleben.

Bekanntlich wurde die Erde nicht von dem etwa alle 75,3 Jahre wiederkehrenden Kometen zerstört und so schlichen die jungen Männer zurück in Klaras Garküche, dem späteren Gasthaus Hofmann und betranken sich. Die Geburt des Stammtisches war geboren, denn die Einheimischen, die sie sahen, meinten, "die schleichen aber ganz schön rum". So stand auch der Name fest.
Maximal 40 Mitglieder dürfen teilnehmen
Bisher handelt es sich bei den maximal 40 Mitgliedern allein um Männer, die am Stammtisch teilnehmen dürfen. Und genau daran gibt es seit einiger Zeit auch Diskussionen. Die Hardliner bestehen weiterhin auf die Einschränkung, Reformer wollen es auch Frauen in Zukunft ermöglichen, in den Stammtisch aufgenommen zu werden.
Vorstand Theo Seltsam, der gleichzeitig Frauenbeauftragter ist, und der gesamte Vorstand wollten ihre Ämter zur Verfügung stellen, nachdem die Diskussion zugenommen hatte. Doch es fand sich keine andere Person, die die Aufgaben übernehmen wollte. Und so wählte man Theo Seltsam wieder zum Vorsitzenden, Ingo Rülicke zum Stellvertreter und Hermann Berst zum Kassierer. Neu im Vorstand ist Florian Gartner, der als Schriftführer Andreas Seltsam ablöst, der aus beruflichen und privaten Gründen etwas kürzertreten will.
Man will weiterhin an den traditionellen Faschingsveranstaltungen festhalten, also auch an der Teilnahme an den Umzügen in Würzburg und Höchberg sowie dem eigenen Ball, der erstmals im Pfarrheim stattfand und große Resonanz erfuhr. Geplant ist auch ein Treffen mit dem Stammtisch "Geselligkeit" aus Furth im Wald, der ähnlich aktiv ist wie die Schleicher. Und natürlich werden auch die monatlichen Stammtische stattfinden, immer in wechselnden Höchberger Wirtschaften.