Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Warum Würzburg eine attraktive Einkaufsstadt ist

WÜRZBURG

Warum Würzburg eine attraktive Einkaufsstadt ist

    • |
    • |
    Die Zählungen einer Unternehmensberatung beweisen: Die Schönbornstraße bleibt weiter die „Schlossallee“ unter den Würzburger Einkaufsstraßen.
    Die Zählungen einer Unternehmensberatung beweisen: Die Schönbornstraße bleibt weiter die „Schlossallee“ unter den Würzburger Einkaufsstraßen. Foto: Foto: Theresa Müller

    Samstags ist die Fußgängerzone voll, doch sie war schon voller. Dieses Ergebnis zeigt die aktuelle Zählung des Beratungsunternehmens Jones Lang LaSalle. 4875 Menschen hat dieses am Samstag, 16. April, in einer Stunde in der Schönbornstraße gezählt. Mit seiner besten Lage steht Würzburg auf Platz 4 der bayerischen Top-Ten. Früher war in Würzburgs Schlossallee allerdings noch mehr los. Was diese Zahlen aussagen, erklärt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Würzburg macht Spaß (WümS).

    Frage: Würzburg verliert Besucher. Machen Sie sich Sorgen?

    Wolfgang Weier: Hauptfaktor für den Rückgang ist das veränderte Einkaufverhalten der Kunden, die zunehmend online Shoppen. Ein weiterer ist die Verlagerung innenstadtrelevanter Sortimente in die Peripherie mitsamt der dortigen kostenlosen Parkmöglichkeiten. Das ist in Städten wie Nürnberg, Rosenheim oder Bamberg nicht anders. In zwei Drittel aller untersuchten bayerischen Städte ist die Passantenfrequenz rückläufig.

    Aber beim restlichen Drittel steigt die Frequenz. Was machen die anders?

    Weier: Einkaufsmeilen in München profitieren von der Bekanntheit der Landeshauptstadt und deren touristischer Bedeutung. Das ist jdeoch eine andere Liga. Meine Kollegen aus mit Würzburg vergleichbaren Städten wie Rosenheim oder Regensburg berichten mir, dass sie auch nicht genau wissen, woher die leichten Steigerungen kommen. Vielleicht ist es der Mix aus Filialisten und inhabergeführten Geschäften oder es sind die steigenden Touristenzahlen.

    Aber diese steigen ja auch in Würzburg.

    Weier: Aber Reisegruppen werden kaum gezählt, weil die Schönbornstraße meist nicht auf der Route der Gästeführer liegt.

    Wie hoch ist denn die Aussagekraft einer solchen Studie?

    Weier: Man kann aus der Zählung in einer Straße nicht eins zu eins auf die Entwicklung der gesamten Innenstadt schließen. Denn deren Besucher kommen ja aus vielen Richtungen. Und Baustellen, wie zum Beispiel die Eichhornstraße, können Laufwege verändern. Oder nehmen sie das Beispiel Erlangen. Dort hat die Eröffnung des Einkaufszentrums zu mehr Passanten in der Nürnberger Straße geführt. Auf den ersten Blick positiv. Aber was nicht gezählt wird, ist dass die Steigerung ausschließlich dem Einkaufszentrum zu Gute kam und zu Lasten der Nebenlagen ging.

    In der Diskussion um die mfi-Arcaden am Bahnhof vor zehn Jahren haben Einzelhandelsexperten und auch die Stadtverwaltung prognostiziert, dass Würzburgs Bedeutung als Oberzentrum ohne Einkaufszentrum schwinden würde. Hätte Würzburg mit Arcaden weniger Frequenzverlust?

    Weier: Definitiv nicht. Dass wir in Bayern weiterhin die Stadt mit der viertstärksten Einkaufsmeile sind, zeigt ja, dass wir unseren Platz als Oberzentrum mit einem großen Einzugsgebiet halten können. Ein Einkaufszentrum am Bahnhof hätte uns dagegen geschadet, denn die Würzburger Innenstadt hätte darunter genauso gelitten, wie momentan die Schweinfurter City, wo immer mehr Geschäfte – inzwischen um die 40 – leer stehen.

    Auch in Würzburg gibt es Leerstand. In der Sterngasse waren zum Beispiel über längere Zeit mehrere Geschäfte leer.

    Weier: Und sind jetzt wieder vermietet. In einigen Seitenlagen werden gerade individuelle, zeitgeistige Konzepte verwirklicht. Wie zum Beispiel die Kombi von Saftbar und Schuhgeschäft in der Eichhornstraße oder alternative Accessoires in der Augustinerstraße. Hut ab vor solchen kreativen jungen Unternehmern.

    Gibt es davon zwischen Filialisten und Traditionsgeschäften zu wenig?

    Weier: Der Mix macht's. Und der passt meiner Meinung nach in Würzburg. Wir können uns über den hohen Bestand an inhabergeführten Geschäften glücklich schätzen. Doch auch diese müssen sich auf den Internethandel einstellen und versuchen sich eine Scheibe von dessen enormen Zuwachsraten abzuschneiden. Und da haben es Filialisten deutlich leichter, als kleine Geschäfte, die sich das Personal oder Investitionen für ihren Onlineauftritt nicht leisten können.

    Es heißt, man muss den Käufern das Einkaufserlebnis schmackhaft machen, um sie in die Innenstadt zu locken. Ist die City attraktiv genug?

    Weier: Würzburg lag ja ziemlich lange im Dornröschenschlaf. Aber inzwischen tut sich an allen Ecken und Enden etwas. Die Fußgängerzone Eichhorn-/Spiegelstraße mit der Interessengemeinschaft „Neue Mitte“ ist ein Beispiel. Die gerade begonnene Umgestaltung der Kaiserstraße ein anderes. Aber auch kleinere Dinge gehen voran. So stellen die Straßengemeinschaften in der Schustergasse oder in der Plattnerstraße einiges auf die Beine. Die Aufenthaltsqualität wird aber auch durch Bänke, Toiletten und schöne Plätze erhöht.

    Wo sehen Sie akuten Handlungsbedarf?

    Weier: Es ist mit einer Innenstadt ja nicht anders wie mit einer Haussanierung. Alles auf einmal geht nicht. Mehr Grün wäre sicherlich wünschenswert, jedoch bitte unter Erhalt der vorhandenen Parkmöglichkeiten – gerne auch unterirdisch. Ein Ausbau von ÖPNV und Park & Ride scheint ebenfalls sinnvoll. Was Würzburg darüber hinaus gut brauchen könnte, wären weitere nutzbare Freiflächen für innerstädtische Open-Air-Events, Spezialitätenmärkte oder Food-Festivals. Leider gehen viele interessante Konzepte an Würzburg vorbei, weil der Marktplatz als momentan einzig mögliche zentrale Fläche zwischen April und Oktober nahezu komplett ausgelastet ist. Dabei bringt jedes Event zusätzliche Frequenz in die Stadt.

    Wolfgang Weier (Jahrgang 1972) ist seit 2013 Geschäftsführer des Stadtmarketings „Würzburg macht Spaß“ und gleichzeitig Quartiersmanager der Kaiserstraße. Vorher hat der gebürtige Würzburger als selbstständiger Veranstalter und Pressesprecher von Airport-Chef Rudi Schmidt gearbeitet.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden