Zur Welt kam sie in einem 70-Seelen-Dorf bei Steinheim am Albuch in Schwaben. Dass sie ihren Heimatdialekt beherrscht, bewies sie vorige Spielzeit als Clarice in Goldonis „Der Diener zweier Herren“. Die Liebe zum Theater entwickelte sich erst nach einer „exzessiven Jugend“. Auf der Waldorfschule entdeckte Maria Vogt mit 14 Jahren die Bühne für sich. „Das war die erste produktive Tätigkeit, die mir wieder Spaß gemacht hat.“ Und das so sehr, dass für die junge Maria Vogt beruflich nichts mehr anderes in Frage kam. Überzeugt habe sie das eigene Spielen, das Proben und die Arbeit mit dem Text. Gleich nach dem Abitur begab sich Vogt auf die Suche nach einer Schauspielschule. „Ich wusste gar nicht, wie das alles funktioniert. Mein erstes Vorsprechen in Zürich war eine echte Katastrophe.“
Danach habe sie sich auf den Hosenboden gesetzt und neue Rollen erarbeitet. Damit ging es nach Köln, Potsdam und Stuttgart zum Vorsprechen. „Ich habe mich sofort in die ,Schauspielschule der Keller‘ in Köln verliebt.“ Potsdam und Stuttgart lehnten ab. „Ich hatte bei beiden Schulen ohnehin kein gutes Gefühl.“
Die improvisatorisch angehauchte Privatschule in Köln lag ihr eher. „Ich hatte einfach das Gefühl, ich bin richtig.“ Schon im zweiten Jahr ihrer Ausbildung begann Maria Vogt für das Fernsehen zu drehen und finanzierte sich so den Schauspielunterricht. Vor allem ihr kindliches Aussehen verhalf ihr auf die Mattscheibe: Gesucht wurde eine Schauspielschülerin, die eine 13-Jährige spielen sollte. Für die zierliche, kaum 1,60 Meter große Vogt war das der Einstieg ins TV-Geschäft. Die Kölner Schule ist mit einem Theater gekoppelt, so dass die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler zum Teil die Möglichkeit bekommen, sich schon während des Studiums auf der Bühne zu beweisen. „Man darf auf jeden Fall einmal auf der Bühne spielen, beim Abschlussstück.“
Maria Vogt hatte mehr Glück und konnte schon im ersten Ausbildungsjahr eine kleine Rolle – in Éric-Emmanuel Schmitts „Hotel zu den zwei Welten“ – ergattern. Im Jahr darauf war es dann eine Hauptrolle, die Angelique, in Moli?res „Der eingebildete Kranke“.
Nach der Ausbildung wurde ihr eine Rolle in der ZDF-Telenovela „Bianca – Wege zum Glück“ angeboten. Ein Jahr Telenovela hätte für Vogt ein Jahr Leben in der Hauptstadt und eine nicht zu verachtende Bezahlung bedeutet. Trotzdem lehnte sie ab – für einen Stückvertrag am Theater in Bonn, der sie gerade einmal drei Monate über Wasser hielt. „Ich würde niemals eine Theater- für eine Fernsehrolle absagen, aber wenn ich Zeit habe und das Angebot stimmt, mache ich es. Ich muss ja irgendwie Geld verdienen.“ So spielte sie jüngst die Titelrolle in der Jugendserie „Paulas Sommer“. In der Würzburger Wohnung der jungen Schauspielerin steht kein Fernseher, aus Gründen der Disziplin. „Mir bricht das Nachtprogramm der Dritten das Genick. Ich bleibe dann um 3 Uhr bei einem alten ,Tatort‘ hängen.“
Ihre Zukunft sieht die Schauspielerin eher in einer größeren Stadt als Würzburg: „Mir fehlt hier das Kulturangebot – Ausstellungen, andere Theater, gute Kinos und Konzerte. Wenn ich einen Tag frei habe, erkundige ich mich gleich, was in anderen Städten läuft.“ Oder sie besucht Familie und Freunde. Eine Lieblingsrolle hat sie nicht: „Jede Rolle ist wie ein Freund.“ Aber die „Elektra“ von Sophokles oder Kleists „Käthchen von Heilbronn“ würden sie reizen.
Maria Vogt ist zur Zeit als Julie in Georg Büchners „Dantons Tod“ und als Süße in „Rouge“ von Lilith Jordan auf der Bühne des Mainfranken Theaters zu erleben.