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WÜRZBURG: Was tun gegen Tauben? Taubenwart will nicht füttern

WÜRZBURG

Was tun gegen Tauben? Taubenwart will nicht füttern

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    Taubennest hinter Vergrämung: Dass Tauben sich nicht so leicht stören lassen, sieht man am Dominikanerplatz. Unter dem Schild der Firma „Depot“ brüten sie hinter Spikes und Drähten ihre Eier aus.
    Taubennest hinter Vergrämung: Dass Tauben sich nicht so leicht stören lassen, sieht man am Dominikanerplatz. Unter dem Schild der Firma „Depot“ brüten sie hinter Spikes und Drähten ihre Eier aus. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    „Die Tauben werden in den Schlägen gefüttert, um eine gesunde und artgerechte Ernährung zu garantieren“, erklärt Würzburgs Umwelt- und Ordnungsreferent Wolfgang Kleiner. Alle zwei Tage lässt die Stadt deshalb seit zwei Jahren in den Taubenschlägen in Rathaus und Quellenbachparkhaus die Näpfe füllen. Laut Referent Kleiner werden etwa acht Zentner Getreide im Jahr verteilt. Auf der Straße ist das Füttern verboten.

    „Tauben leben gesund und natürlich, wenn sie sich ihr Futter in die Grünanlagen oder auf den Feldern außerhalb der Stadt suchen“, sagt dagegen der langjährige ehrenamtliche Taubenbetreuer der Stadt, Heinz Heuler. „Werden sie in den Schlägen gefüttert, legen sie nur mehr Eier.“

    Eigentlich sind die städtischen Schläge 2009 für rund 16 000 Euro gebaut worden, um den Taubenbestand durch „betreutes Brüten“ langfristig zu verringern: Regelmäßig werden den Tauben die gelegten Eier aus den Nestern genommen und durch Gipseier ersetzt. Für das Projekt gibt die Stadt jährlich einen vierstelligen Betrag aus.

    1000 Eier hat Taubenzüchter Heuler in über 30 Jahren eingesammelt, er mag die Vögel – aber füttern will er sie nicht. Deshalb hat er seine ehrenamtliche Tätigkeit jetzt teilweise niedergelegt. „Das Füttern macht die Arbeit sinnlos“, so sein Resümee. „Die Tauben fliegen pünktlich zur Fütterung in den Schlag, stopfen sich den Kropf voll und ziehen draußen ihre Jungen groß.“ Die Taubenhäuser im Ringpark betreut Heuler weiter – dort wird nicht gefüttert. Für die Schläge im Rathaus und Quellenbachparkhaus sorgt jetzt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin.

    Füttern oder nicht? Die Meinungen gehen auseinander: So setzt die Stadt Esslingen in ihrem „Stadttauben-Regulierungskonzept“ auf Vollpension: 40 Zentner Getreide bekommen die Tauben in vier Schlägen. Der Bestand geht nach Auskunft der Verantwortlichen durch Eierwegnahme kontinuierlich zurück.

    „Das Nahrungsangebot reguliert die Taubenpopulation.“

    Dr. Wolfgang Geise, Tierschutzbeauftragter der Uni

    Die Universität Würzburg geht einen anderen Weg. In den neun betreuten Taubenunterkünften am Hubland und auf dem Gelände der Uniklinik gibt es kein regelmäßiges Futter. Denn: „Das Nahrungsangebot reguliert die Taubenpopulation“, erklärt der Tierschutzbeauftragte der Uni, Dr. Wolfgang Geise. Sprich: Ist das Angebot groß, werden viele Eier gelegt; ist die Nahrung knapp, erzeugen die Eltern weniger Nachkommen.

    „So funktioniert die Natur, solange der Mensch nicht eingreift“, erklärt Zoologe Geise. Dazu gehöre auch, dass schwache und kranke Tiere ohne menschliche Unterstützung zugrunde gehen, bis die Population so weit abgenommen hat, dass das Nahrungsangebot wieder für alle langt.

    So viel Natur ertragen Tierfreunde oft nicht. Bereits 2009 hatte der Würzburger Verein „Menschen für Tierrechte“ dagegen protestiert, dass die städtische Fütterung von jährlich 300 Zentnern reduziert wurde. „Den Tauben so plötzlich ihre gewohnte Fütterung zu entziehen grenzt an Tierquälerei“, schrieben die Tierfreunde.

    Auch der Stadtrat ist sich nicht einig. Bei der letzten Debatte um das Thema stimmte die Mehrheit von CSU, SPD und Grüne mit Oberbürgermeister Georg Rosenthal für die Fütterung, damit die Tiere gesund bleiben und weniger betteln.

    FDP, WL und einige CSU-Stadträte waren gegen jegliche Getreidegaben. Denn laut Karl Graf (FDP) sind „acht Zentner Futter unnötig.“ Graf argumentiert mit Prof. Daniel Haag-Wackernagel, der erfolgreich das Baseler Taubenprojekt geleitet hat. Nach dem anerkannten Taubenexperten sind Tauben so lernfähig, dass sie sich sofort auf eine stabile Futterquelle einstellen und dort in wenigen Minuten ihren Tagesbedarf an Futter aufnehmen. Statt stundenlang Futter zu suchen, könnten sie sich so ausführlich ihrem Brutgeschäft widmen.

    Graf: „Auch die von Referent Kleiner vertretene Meinung, Füttern sei für eine gesunde Population erforderlich, ist irrig. Stadttauben suchen sich ihr Futter selbst, Überangebot vermehrt lediglich die Population.“

    Wie schaut es eineinhalb Jahre nach Inbetriebnahme der neuen städtischen Schläge und der Reduzierung der Futternmenge aus? „Etwas besser, aber nicht gut“, sagt ein Anwohner aus der Bahnhofstraße.

    Die Bewohner dort hatten sich besonders über den Taubendreck in den Hinterhöfen beschwert. Dort sei die Verschmutzung tatsächlich etwas weniger geworden. Balkone könnten aber weiterhin nur benutzt werden, wenn sie mit Netzten geschützt sind. Denn: „Sonst hat man da sofort ein Nest.“

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