Welche Zukunft hat das Waschschiff, das auf dem Gelände des Entwässerungsbetriebs in der Aumühle „gestrandet“ ist? Darum ging es bei einem Arbeitsgruppen-Treffen mit Oberbürgermeister Georg Rosenthal und Kulturreferent Muchtar al Ghusain en an der Spitze sowie Vertretern verschiedener Behörden und zwei Stadträten. Sie diskutierten über das inzwischen vorliegende Sanierungsgutachten und mögliche Liegeplätze zu Wasser und Standorte zu Land. Ergebnis: Das Gartenamt nimmt zwei ins Auge gefasste Flächen unter die Lupe, danach steht ein weiteres Treffen mit dem Wasserwirtschaftsamt sowie Wasser- und Schifffahrtsamt auf dem Programm.
Viele dreckige Hosen, Kleider und Socken sind bis Mitte der 1960er Jahre auf dem Schiff gewaschen worden, das unterhalb der Alte Mainbrücke vertäut gewesen war. Das immer schmutzigere Mainwasser sowie die in jedem Haushalt vorhandenen Waschmaschinen machten das Schiff irgendwann schließlich überflüssig. Es blieb jedoch vertäut an diesem Liegeplatz zur Erinnerung an „die gute alte Zeit“. Nun fristet das 12,5 Meter lange und 2,35 Meter (und mit Auslegern insgesamt 3,8 Meter) breite Schiff seit fast zehn Jahren in der Aumühle ein Schattendasein. Und rostete lange unbeachtet vor sich hin.
Die Diskussion in Fluss brachte eine Anfrage von Oliver und Fabian Mehling im Januar. Die Schüler des Deutschhaus-Gymnasiums wollten im Rahmen des bayerischen Geschichtswettbewerbs wissen, was aus dem Waschschiff geworden sei. „Unser Opa hat uns davon erzählt“, erklärte Oliver während des Treffens. Außerdem hatten sie sich mit einer Zeitzeugin unterhalten.
Großer Sanierungsbedarf
Der Schiffbauingenieur und Sachverständige Klaus Steigerwald informierte die Arbeitsgruppenteilnehmer vor Ort über den Sanierungsbedarf. Aufgrund grober Schätzungen würde die Wiederherstellung und das anschließende zu Wasser lassen mit rund 125 000 Euro zu Buche schlagen, die „Landlösung“ käme für etwa 101 000 Euro in Frage. Die teuersten Ausgabenposten wären der Anstrich (23 000 Euro), Transport (20 000), Sandstrahlen (12 000) sowie Außenhautreparaturen, Spanten erneuern und Einhausung fürs Sandstrahlen (jeweils 10 000 Euro). Seine Schätzung fuße auf „Industriepreisen“, so Steigerwald, wie sie also von Fachfirmen verlangt würden.
Während des Treffens nahm man vor allem mögliche Standorte an Land unter die Lupe, denn dafür kämen die Sanierung und der Unterhaltsaufwand günstiger: Als „Ankerplatz“ in der Diskussion sind die Kurt-Schuhmacher-Promenade am Übergang vom Parkplatz am Main zur Parkanlage, die Leonhard-Frank-Promenade, der Obere Mainkai in der Nähe der „Mainkuh“ oder das frühere Bayla-Gelände im Stadtteil Heidingsfeld.
OB Rosenthal für Mainkai
Rosenthal favorisiert den Oberen Mainkai, das sei der „publikumsträchtigste Standort“. Zahlreiche Fußgänger und Schiffstouristen könnten das Waschschiff besichtigen, außerdem „finden hier Stadtführungen statt“. Die Öffentlichkeit des Ortes biete auch einen Schutz vor Vandalismus. Und, so Rosenthal: „Das Schiff müsste nicht bis ins letzte Detail wiederhergestellt werden.“
Al Ghusain erinnerte daran, dass die Mitglieder des Kulturbeirats – allerdings ohne Informationen über die Sanierungskosten – die „Wasserlösung“ vorgezogen hätten. Der jetzige Zustand sei „alles andere als gut“. Als erfreulich bezeichnete er jedoch Signale von privaten Unterstützern und Firmen.
Georg Götz, Vorsitzender des Main-Franken-Kreis Würzburg, sagte zu, Gespräche mit Stahlbau- und Eisenwarenfirmen zu führen und dabei auszuloten, ob sie dieses Projekt fördern würden. Die Hafen GmbH fragt beim Wasser- und Schifffahrtsamt wegen möglicher Liegeplätze auf dem Main an. Und das städtische Gartenamt prüft, ob das Aufstellen des Waschschiffes am Oberer Mainkai und der Leonhard-Frank-Promenade möglich ist.
Das Waschschiff
Seit zehn Jahren rostet der Kahn im städtischen Bauhof vor sich hin, ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt. Waschschiffe sind in Würzburg noch bis 1965 im offiziellen Betrieb gewesen. Dort wurde im Main über einen langen Zeitraum Wäsche gewaschen. Als die elektrischen Waschmaschinen in den Haushalten Einzug hielten, hatten die eisernen Boote am Main ausgedient. Ursprünglich hatte es sieben solcher Waschschiffe in Würzburg gegeben. Nur noch eines ist übrig geblieben, das der Stadt gehört. Es lagert seit 2002 bei der Stadt in der Aumühle. 2004 hatte es eine erste Kostenschätzung für die Sanierung gegeben. Damals war man von 13 000 Euro ausgegangen. Der Rost hat dem Schiff seither deutlich zugesetzt, weshalb sich die Kostenfrage neu stellt.