"Wir Omas warten sehnsüchtig, dass unsere Enkel hier spielen!", verrät Carla Kuhn kurz vor der Einweihung. Anders als die 66-Jährige wohnen ihre drei Enkelkinder nicht in Kürnach. Nun ist ein starkes Argument für einen Großmutterbesuch hinzugekommen: Die Gemeinde hat den heißersehnten Wasserspielplatz eröffnet. Dass es streng genommen nur eine "Teileröffnung" ist, "stellen wir mal in Klammern", so Daniela Kircher, Baudirektorin der Regierung von Unterfranken. Einige Metallarbeiten an der neuen Brücke sind noch nicht abgeschlossen, der Handlauf fehlt.
Dem idyllischen Gesamtbild tut dies keinen Abbruch. Vom Eingang am Güßgraben windet sich zur Linken der künstliche Bachlauf den Hang hinab. Zur Rechten ist eine Sandfläche entstanden, hier gibt es ein Klettergerüst – das Vogelnest – und eine Hängematte. Entlang des steinernen Laufs sind drei Pumpen installiert worden: eine pilzförmige oberhalb, eine klassische Pumpe im mittleren Abschnitt und eine archimedische Schraube etwas weiter unten. Zusätzlich kann das Wasser an zwei Stellen mit Dammtoren gestaut werden. Wird es wieder entfesselt, mündet es schließlich in der Kürnach. Diese Integration von künstlichem und natürlichem Bach gefällt dem siebenjährigen Luzian am besten.
Ein weiterer Hingucker ist der Rutschturm: Mit seiner blauen Schwanzflosse auf dem Dach sieht er aus wie ein großer Fisch, der kopfüber unter der Kürnach hindurch auf die andere Seite taucht. Es sind diese Details, die den neuen Wasserspielplatz so besonders machen. So kann der Rutschturm über eine Öffnung in der Balustrade der Brücke betreten werden. Die Rutsche selbst endet in einer Sandbank direkt am Ufer der Kürnach. Waghalsige können den Bach dort auf einer Wackelbrücke überqueren. Und auch für die Eltern ist gesorgt: Schlichte Steinbänke laden zum Verweilen und zum Austausch ein. Im Schatten der Bäume bietet die Wiese außerdem viel Platz zum Ausbreiten von Picknickdecken.
"Gefühlt vor einer Ewigkeit" hatte Katharina Söllner mit der Planung zur Umgestaltung des alten Spielplatzes begonnen. Die Ideen seien bei der Landschaftsarchitektin zwar direkt "gesprudelt", der Bau ging jedoch lange Zeit schleppend voran. Mit der Einweihung geht nun eine lange Wartezeit zu Ende. Bürgermeister René Wohlfart (SPD) ist erleichtert: "Bislang kamen zwei Mal pro Woche Mails an die Gemeinde, wann denn der Spielplatz eröffnet wird. In den letzten Tagen ist es dann noch einmal explodiert." Angesichts der Hitzewelle und Temperaturen bis 36 Grad wollte er die Gemeinde nun nicht mehr länger hinhalten. Rund 30 Eltern und Kinder fanden sich am Freitag zur Eröffnungsfeier ein. In seiner Laudatio bedankte sich Wohlfart bei Bauamt und Gemeinderat für die "mutigen Entscheidungen". Der neue Spielplatz stelle eine Bereicherung für Kürnach dar und sei "völlig neu und unkonventionell".
Dass die geplanten Kosten von 522 000 auf 741 000 Euro angestiegen sind, liegt daran, dass überraschend ein Grundwasserreservoir im Bereich des Klettergerüsts gefunden wurde. Hierfür musste eine Trinkwasseranalyse durchgeführt werden. "Keiner hat gewusst, woher das Wasser kommt", erklärt Bauamt-Mitarbeiter Manuel Kraus. Nach bestandener Prüfung wird das zusätzliche Wasser nun in den künstlichen Bachlauf eingespeist.
Als Wohlfart, Kircher und Söllner schließlich das Absperrband durchschneiden, gibt es für die Kleinen kein Halten mehr: Sofort wird ihr neuer Spielplatz gestürmt, losgepumpt und geplanscht.


