Knapp 520 Euro Materialkosten haben fünf neue Schilder gekostet, die auf das Schindersbrünnle am Fuß des Eichelbergs bei Fährbrück hinweisen. Diesen teilten sich die Gemeinden Hausen und Bergtheim mit dem Heimat- und Kulturverein Rieden (HuK). Rund 140 übernahm die Gemeinde Bergtheim. Die restlichen 380 Euro teilten sich die Gemeinde Hausen und der HuK in Rieden je zur Hälfte.
Angefangen hat die Geschichte der Beschilderung des Schindersbrünnle vor zwei Jahren. Damals las Dr. Rainer Rosenbaum aus Kürnach einen Artikel über die Verschönerung des Umfelds der Seebachquelle. Durch einen Initiativantrag des CSU-Ortsverbandes Hausen im Gemeinderat haben die Mitglieder des Verbandes Hausen mit fleißigen Helfern aus Rieden zwei Tage dafür gearbeitet. Sogar Landrat Thomas Eberth hatte mitgeholfen. Sie wollten der Quelle, die im Volksmund Schindersbrünnle genannt wird, als Kleinod der fränkischen Landschaft wieder ihren Charme zurückgeben.
Die Geschichte des Zentgerichts Eichelberg, das seinen Sitz zwischen 1686 und 1731 in Rieden hatte, des großen Sees zwischen Rieden und Eßleben, der Lichtung mit dem Bildstock aus dem Jahr 1709 und der 2004 errichteten Schutzhütte für Wanderer hatte den Kürnacher Heimatfreund interessiert. Und sicherlich auch der Umstand, dass sich dort der Henker die Hände wusch, wenn er die in Rieden erlassenen Gerichtsurteile vollstreckt hatte.
Als er den Ort aber selbst in Augenschein nehmen wollte, fand Rosenbaum das Schindersbrünnle fast nicht. Es gab keine Hinweisschilder. Nur "Spürsinn nach alter Pfadfinderart" half ihm, schrieb er in einem Leserbrief. Der Hausener Bürgermeister Bernd Schraud bedankte sich für den Hinweis auf fehlende Schilder und weitere Anregungen. Der Heimat- und Kulturverein lud Rosenbaum, seine Frau Patricia und die Tochter Haidelinde nach Rieden ein. Mit dem Ehrenvorsitzenden Willi Pfeuffer verbrachten die Kürnacher interessante Stunden mit allerlei Geschichten zu Kultur und Heimat.
Nach dieser Begegnung ging der Heimat- und Kulturverein unter dem Vorsitz von Jochen Pfeuffer die Beschilderung des Schindersbrünnle an. Der Verein stellte einen Antrag an die Gemeinde. Außerdem machten sich die Mitglieder darüber Gedanken, wie viele Schilder sinnvoll sind und wo sie stehen könnten. Auf jeden Fall sollten sie wie andere touristische Hinweisschilder in Braun und Weiß gehalten sein.

Letztendlich wurden vier Schilder bestellt, eines für jede Himmelsrichtungen. Von Fährbrück aus sind es 1,2 Kilometer zum Schindersbrünnle, von Hausen 1,4 Kilometer, von Rieden 1,5 Kilometer und von Opferbaum 1,7 Kilometer. Die Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde Hausen brachten drei Schilder an, der Bauhof von Bergtheim übernahm das Schild in Opferbaum.
Ein fünftes, größeres Schild stellte der Hausener Bauhof direkt an der Lichtung mit dem Schindersbrünnle auf. Nun ist die alte Quelle mir ihrer spannenden Geschichte für heimatinteressierte Menschen nicht mehr zu übersehen. Darüber freuten sich beim Aufstellen Bürgermeister Bernd Schraud aus Hausen, die stellvertretende Bürgermeisterin Angelika Königer aus Opferbaum sowie Vorsitzender Jochen Pfeuffer vom Heimat- und Kulturverein Rieden und sein Vorgänger Willi Pfeuffer.

In Opferbaum wird die Seebachquelle übrigens Henkersbrünnle genannt. Nachweislich wurden nämlich mindestens drei Menschen auf dem Eichelberg nach einem Gerichtsurteil entweder durch den Strang am Galgen oder durch das Schwert "peinlich gerichtet". Das waren 1588 ein gewisser Hans Horsch, im Juli 1726 die Hirtentochter Barbara Völckin aus Mühlhausen (die ihr ungetauftes, neugeborenes Kind in der Wern ertränkt hatte) und 1735, nach der Vereinigung der Zent Eichelberg mit der Zent Arnstein, "eine Weibsperson" aus Zellingen, das Celinger Mirleyn. Sie wurde wegen Diebstahls durch den Strang hingerichtet.
Heute steht kein Richtgalgen mehr an der höchsten Stelle des Waldes auf dem Eichelberg. Das Schindersbrünnle oder Henkersbrünnle ist zu einem idyllischen Fleckchen Erde geworden. Die neu gefasste Quelle des Seebachs liegt am Main-Werra-Radweg und dient Radfahrern, Wanderern und überhaupt allen Menschen ringsum zur Entspannung und Naherholung. Gut zu finden ist sie dank der neuen Beschilderung nun auch.