Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

SELIGENSTADT: Weichen stellen für Zeit ohne Zuckerquote

SELIGENSTADT

Weichen stellen für Zeit ohne Zuckerquote

    • |
    • |
    Um die Zukunft des Zuckerrübenanbaus ging es beim Feldtag des Saatgutherstellers KWS in Seligenstadt. Landwirte zeigten sich nicht so optimistisch für die Zeit ab Oktober 2017, wenn der Zuckerrübenmindestpreis nicht mehr garantiert ist.
    Um die Zukunft des Zuckerrübenanbaus ging es beim Feldtag des Saatgutherstellers KWS in Seligenstadt. Landwirte zeigten sich nicht so optimistisch für die Zeit ab Oktober 2017, wenn der Zuckerrübenmindestpreis nicht mehr garantiert ist. Foto: Foto: Gerhard Meißner

    Die Zuckerrübe war der Star beim Zuckerrüben-Feldtag der KWS Saat SE Zuchtstation in Seligenstadt. Aber wird sie das auch bleiben, wenn 2017 die Zuckermarktordnung fällt? Experten jedenfalls räumen ihr gute Chancen und Perspektiven ein. „Die Rübe wird wieder durchstarten“, machte Alexander Coenen, KWS-Regionenleiter Deutschland im Segment Zuckerrübe, deutlich. Dafür investiere das Unternehmen einiges und steckt jährlich rund über 40 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung.

    Ohne gezielte Forschung und Züchtung würde es keinen Zuckerrübenanbau mehr geben, meinte er. Dabei gehe es in erster Linie um die Steigerung der Erträge, Verbesserung der Qualität und die Widerstandsfähigkeit gegen Schadorganismen wie Rhizomania (Gelbader-Virus) und Nematoden (Fadenwürmer). Für die Forschung sei deshalb das Gut Seligenstadt ein wichtiger Standort. Auf über 20 000 Versuchs-Parzellen beschäftigen sich die Mitarbeiter hier mit der Zuckerrübe.

    Neue Zeitrechnung

    Auch für Carsten Stibbe, Leiter der Zuchtstation Seligenstadt, ist es keine Frage, dass die Zuckerrübe Zukunft hat. Auch wenn sie in Seligenstadt eine harte Schule durchlaufen muss, damit sie weltweit auf allen Standorten, vor allem auf extremen und trockenen Standorten bestehen kann.

    Über das Thema „Zukunft – Zucker und Rüben“ sprach Klaus Ziegler, Geschäftsführer des Verbandes fränkischer Zuckerrübenanbauer (VFZ). „Durch die Abschaffung der Zuckerquote zum 1. Oktober 2017 wird für die Zuckererzeugung in der EU eine neue Zeitrechnung beginnen“, sagte er. Für den Landwirt bedeutet das, dass es keine festen Produktionsquoten und Rübenmindestpreise mehr gibt.

    „All das, was uns bisher so sicher gemacht hat, nämlich die Menge an Rüben und der garantierte Mindestpreis (2015: rund 41 Euro) sind passé“, so Ziegler. Deshalb habe der VFZ gemeinsam mit Südzucker neue Rahmenbedingungen geschaffen, die sogenannte Kontrahierung, die sowohl der Fabrik als auch den Landwirten Planungssicherheit geben soll.

    Aber: Südzucker wird in Zukunft die Zahlungen an die Bauern von den tatsächlichen Markterlösen auf dem Zuckermarkt abhängig machen. Und die können erheblich schwanken. Das hätten sie aber in der Vergangenheit auch schon, meinte Ziegler. Seiner Vermutung nach könnte der derzeitige Rübenpreis bei rund 30 Euro liegen. Das liege auch daran, dass der Rübenzucker in Zukunft mit anderen Süßungsmitteln wie Isoglukose (erzeugt aus Mais und Weizen) und den Zuckerimporten aus dem Ausland in starker Konkurrenz steht. In diesem Spannungsfeld müsse sich der deutsche Zucker behaupten.

    „Es geht um eine neue Weichenstellung für die Zeit ohne Quoten“, sagte Ziegler. Das sei keine Blitzentscheidung, sondern eine Entwicklung über mehrere Jahre gewesen. Dabei blieben die Lieferrechte der Landwirte erhalten. Ein wichtiger Punkt sei auch der Zahlungstermin, der sich mit der neuen Regelung von Mitte März des Folgejahres auf den 30. Juni des Folgejahres verschoben hat.

    Um wirtschaftlich und voll ausgelastet arbeiten zu können, bietet Südzucker den Landwirten an, bis zu 40 Prozent mehr Rüben anzubauen als vertraglich festgelegt. Darüber hinaus soll die Kampagne im Werk Ochsenfurt dauerhaft auf 120 Tage ausgedehnt werden, um die Kapazitäten optimal zu nutzen.

    Optimistisch blickt Ziegler derzeit in die Zukunft. Denn der Rübenpreis notiert aktuell auf dem Weltmarkt bei rund 430 Euro netto pro Tonne. Tendenz steigend. Ausgehend von diesem Weltmarktpreis würde das für den fränkischen Landwirt einen Rübenpreis von 35 Euro netto pro Doppelzentner bedeuten, so Ziegler. „Wenn das anhält bis 2017, ist das ein guter Start in die Zeit ohne Quotenrüben“, meinte er.

    Viele Landwirte indes blicken mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Viele seien verunsichert, die Stimmung sei nicht gut, hieß es bei der Tagung. Inzwischen würden schon Lieferrechte zum Kaufen oder Verpachten angeboten. Der Verband müsse aufpassen, dass man die Anbauer nicht vergraule.

    Zuckerrübenanbau

    Vor 25 Jahren: weltweit: acht Millionen Hektar; Deutschland: 600 000 Hektar; Franken: 31 000 Hektar.

    Heute: weltweit vier Millionen Hektar; Deutschland: 300 000 Hektar; Franken: 22 700 Hektar.

    KWS ist eines der führenden Pflanzenzüchtungsunternehmen weltweit. 4700 Mitarbeiter arbeiten in 70 Ländern. Schwerpunkt sind Züchtung, Produktion und Verkauf von Mais-, Zuckerrüben-, Getreide-, Kartoffel-, Raps- und Sonnenblumensaatgut.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden