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WÜRZBURG: Weihnachtsvorlesung: Schlag den Germer

WÜRZBURG

Weihnachtsvorlesung: Schlag den Germer

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    Erschwerte Bedingungen: Beim Nähen um die Wette verliert Germer gegen eine Studentin. Aber er hatte auch unbrauchbaren Besteck.
    Erschwerte Bedingungen: Beim Nähen um die Wette verliert Germer gegen eine Studentin. Aber er hatte auch unbrauchbaren Besteck.

    „Sortieren Sie die Abgänge der A. carotis externa von proximal nach distal“ – wer mit Medizin nichts am Hut hat, wird an dieser Aufgabe scheitern. Nicht so die Studenten in der Chirurgie-Vorlesung von Professor Christoph-Thomas Germer. Kurz vor dem Fest hat der Chirurg die Studenten zu seiner traditionellen Weihnachtsvorlesung an der Universität Würzburg eingeladen. Die Frage nach den Hauptästen der äußeren Hauptschlagader ist Teil der Show „Schlag den Germer“, angelehnt an die TV-Show mit Stefan Raab. Bei Glühwein und Spekulatius morgens früh um acht spielen die angehenden Mediziner gegen den Doktor. Wer versenkt den Basketball im OP-Mülleimer? Wer beweist beim heißen Draht extraruhige Chirurgenhände?

    Vorlesung immer gut besucht

    Zu gut zwei Dritteln ist der große Hörsaal 1 im Zentrum für operative Medizin an der Uniklinik gefüllt – ungewöhnlich für einen Mittwoch vor Weihnachten. Und generell ungewöhnlich für diese Uhrzeit, zumal es keine Anwesenheitspflicht gibt. Wer so früh am Tag die Studenten locken will, muss mehr bieten als trockenen Frontalunterricht. Professor Germer hat da so seine Methoden.

    Über das Semester gibt es zum Beispiel ein Bingo. Wer anwesend ist, kann punkten, und am Ende des Semesters gewinnt einer ein iPad. Zum Schluss jeder Vorlesung stellt Germer als Quizmaster eine fachliche Frage, die Studenten können per TED abstimmen. Live wird zu Kollegen in den OP-Saal geschaltet und beim Bilderrätsel mit Röntgen- und CT-Aufnahmen suchen die Studenten spielerisch nach der korrekten Diagnose.

    Auszeichnung für gute Lehre

    Die Studenten schätzen Germers Lehrmethoden, die blasse Theorie anschaulich machen und Freude am komplizierten Fach vermitteln. Das zeigt der stets gut gefüllte Hörsaal. Das zeigt die uniweite Vorlesungsbewertung durch die Studenten nach jedem Semester, bei der Germers Chirurgie-Kurs regelmäßig den ersten Platz belegt. Und das zeigt auch der Preis, den der Direktor der Chirurgischen Klinik und Poliklinik gerade gewonnen hat: Aus den Händen von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) hat Germer als einer von 15 Professoren den „Preis für gute Lehre an den staatlichen Universitäten in Bayern“ erhalten. Neben Germer hat von der Uni Würzburg auch Dr. Oliver Geissler von der biologischen Fakultät die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung bekommen.

    Germer steckt nicht einfach zum Spaß so viel Kreativität in seine Vorlesung. „Wir haben ein Nachwuchsproblem in der Chirurgie“, sagt er. Der Beruf sei zunehmend unattraktiv für junge Mediziner – zu wenig Geld, zu viele Arbeitsstunden, totale Flexibilität als Voraussetzung. Weil immer mehr Frauen Mediziner werden, müssen sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. Germer spricht aus eigener Erfahrung: Auch seine Frau ist Chirurgin, und wenn eine OP unerwartet länger dauert, warten die zwei kleinen Kinder im Kindergarten. Außerdem „müssen wir das hierarchische Image der Chirurgie aufbrechen“, findet Germer. Er wolle zeigen, dass er nicht auf einem hohen Ross sitzt – auch wenn er sich dafür mal zum Affen machen muss.

    Niederlage gegen Studentin

    So wie bei Spiel 11 von „Schlag den Germer“: Nähen. Der Professor legt das Weihnachtsmann-Kostüm beiseite und setzt mit einer Studentin Stiche um die Wette. Natürlich nicht am Patienten, sondern auf Schaumstoff. Der erfahrene Gefäßchirurg verliert gegen die junge Frau im 8. Semester – doch seine Vorlesungsassistenten haben ihm auch ein absolut unbrauchbares Instrument gebastelt. Es ist ein bisschen wie Schokolade schneiden mit Messer, Gabel und Handschuhen beim Kindergeburtstag. Die Studenten johlen.

    Am Ende schlagen die Arzt-Anwärter den Germer. Der Professor muss eine Frage der nächsten Klausur vorher verraten, und außerdem bekommen die zwei Vorlesungsassistenten Dr. Alexander Wierlemann und Dr. Johannes Bauer, die die Weihnachtsvorlesung vorbereitet haben, einen Tag frei. Die Studenten verabschieden sich in die Weihnachtsferien – nach dem Glühwein zum Frühstück fahren sie hoffentlich mit der Bahn.

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