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VEITSHÖCHHEIM: Welche Rolle die CSU im Jagdverband spielt

VEITSHÖCHHEIM

Welche Rolle die CSU im Jagdverband spielt

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    In Veitshöchheim wählten die bayerischen Jäger ein neues Präsidium. Auch Ministerpräsident Markus Söder (Zweiter von rechts) war vor Ort. Mit im Bild sind (v.l.) der Präsident des Landesjagdverband Bayern (BJV) Jürgen Vocke, Jagdministerin Michaela Kaniber und Jagdkönigin Lisa Müller.
    In Veitshöchheim wählten die bayerischen Jäger ein neues Präsidium. Auch Ministerpräsident Markus Söder (Zweiter von rechts) war vor Ort. Mit im Bild sind (v.l.) der Präsident des Landesjagdverband Bayern (BJV) Jürgen Vocke, Jagdministerin Michaela Kaniber und Jagdkönigin Lisa Müller. Foto: Foto: Johannes Kiefer

    Einerseits ist da dieses Grün. Andererseits ein mächtiges Schwarz. Für das Grün sorgte keine Partei, sondern die rund 500 Jäger in den Mainfrankensälen, die fast ausnahmslos im grünen Janker erschienen waren. Für das Schwarz sorgte die unübersehbare „geballte Macht der CSU-Fraktion“, die Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbands und selbst früherer CSU-Landtagsabgeordneter, am Samstag in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) sichtlich zufrieden ausgemacht hatte. So geriet der Landesjägertag zu einer Mischung aus Jahreshauptversammlung und CSU-Parteitag – mit einem gehörigen Schuss Wahlkampf und der Neuwahl des Präsidiums, die durchaus als turbulent zu bezeichnen ist.

    Schon im Vorfeld hatte es einige Unruhe gegeben. Der 74-jährige Vocke, seit 24 Jahren an der Spitze der Jäger, ist im Verband nicht unumstritten. Um seine Nachfolge gibt es einiges Gerangel. Drei mögliche Nachfolger seien im Gespräch, hieß es. Darunter der oberfränkische CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Freiherr von Lerchenfeld. Und – was in der CSU für einige Aufregung sorgte – der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, der allerdings zuletzt abwiegelte: „Es ist jetzt weder Tag noch Stunde.“

    „Die fünfte Kolonne der CSU“

    Dennoch drehen sich zahlreiche Köpfe um als Aiwanger – für viele unerwartet – am Samstagmittag in Veitshöchheim auftaucht. Einige fragen sich, ob er nicht doch seinen Hut in den Ring wirft. Er sei nicht gekommen, um anzutreten, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Nicht gegen Vocke. „Dass das hier aber immer mehr eine CSU-Parteiveranstaltung wird“, bedauere er. „Der Jagdverband wird zur fünften Kolonne der CSU.“

    Als es zur Wahl kommt, hat Vocke entgegen einiger Gerüchte, die im Foyer der Mainfrankensäle kursieren, keinen Gegenkandidaten. Er werde „in einem überschaubaren Zeitraum das Amt in jüngere Hände geben“, verspricht der 74-Jährige. Per Akklamation wollen ihn die Jäger trotzdem nicht wählen und fordern eine geheime Abstimmung. Raunen und Applaus vermischen sich. Ein Jäger warnt seine Kameraden, dem Präsidenten auf diese Weise einen Denkzettel zu verpassen. 78 Prozent stimmen schließlich für ihn. Das Präsidentenamt bleibt in CSU-Hand.

    Ohne Verkleidung bei Veitshöchheimer Fraktionssitzung

    Wie verwoben die CSU und der einflussreiche Jagdverband mit seinen rund 48 000 Mitgliedern sind, zeigte unterdessen der Höhepunkt des Tages einige Stunden früher: Der Auftritt von Markus Söder beim Landesjägertag ist gleichzeitig sein erster Besuch als Ministerpräsident in der Region. „Endlich mal da – ohne Verkleidung“, schreibt er der Gemeinde Veitshöchheim ins Goldene Buch in Anspielung auf seine Kostüme bei „Fastnacht in Franken“. Dann geht es auf die Bühne.

    Davor sitzen neben anderen CSU-Funktionären auch Innenstaatssekretär Gerhard Eck aus Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt) sowie der Landtagsabgeordnete und Jagdverbandsfunktionär Manfred Ländner aus Kürnach (Lkr. Würzburg). Zwar stellt da auch Söder fest, dass „wir hier fast eine Fraktionssitzung“ machen können. Doch dass er so früh in seiner Amtszeit zu den Jägern kommt, will er als ein Bekenntnis verstanden wissen. „Bayern, die Jagd und Sie gehören untrennbar zusammen“, ruft er seinen grüngewandeten Zuhörern zu.

    Ein Kreuz in jeder Behörde

    Nach den Streicheleinheiten für die Seele der Waidmänner erinnert Söders Rede an eine Regierungserklärung, die unter die Kategorie „Heimat und Identität“ fällt. Zur Diskussion um das Abhängen von Kreuzen in Gerichtssälen, erklärt er, das Kreuz sei „Kernbestandteil unserer Gesellschaft“ und „Symbol“ für deren Werte. „Ich möchte, dass in jeder Behörde ein Kreuz hängt“, betont Söder.

    Mit Blick auf die Zuwanderung verspricht er, „wir helfen anderen Menschen gern, werden dabei aber die einheimische Bevölkerung nicht vergessen“. Die CSU werde dafür sorgen, dass die Bürger nicht den Eindruck bekommen, dass der Staat bei ihnen besonders stark ist, an anderer Stelle aber Rechtsstaatlichkeit nicht durchgesetzt werde. So sei es im Rahmen der Zuwanderung möglich, „dass jemand eine Zweit- oder Drittfrau mitbringt“, so Söder. Derlei Sonderregelungen gebe es bei einer Jagdprüfung nicht. Ein Vergleich, der bei den Jägern ankommt.

    Forstministerin will „wolfsfreie Zonen“ und Vertrauen „als Frau“

    Die Chemie zwischen Jägerschaft und Ministerpräsident stimmt. Die zwischen dem Jagdpräsidenten und der neuen Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten noch nicht. Michaela Kaniber absolviert gemeinsam mit Söder ihren Antrittsbesuch bei den Jägern. Für ihre Rede erntet sie viel Applaus: Man müsse über „wolfsfreie Zonen“ reden, da für sie die „Koexistenz zwischen Wolf und Weidetier in Bayern nur schwer vorstellbar“ sei, erklärt sie. Zudem will sie mit den Jägern Ruhezonen für das Wild schaffen. Initiativen, die bei den Jägern auf fruchtbaren Boden fallen.

    Dass Vocke sie allerdings vorher mehrfach als „junge attraktive Frau“ bezeichnet hatte, stört die 40-Jährige offenkundig. Mehrfach betont sie zwischen den Zeilen, dass auch sie „als Frau“ für den Job der Forstministerin geeignet sei. Und als sie ein „klares Bekenntnis für den Schutz der Jäger“ abgibt, schiebt sie hinterher: „Auch wenn ich eine Frau bin, trauen Sie mir das zu“. Auf ihrem Weg aus der Halle bekommt die CSU-Politikerin viel Zuspruch. Und trotz der Misstöne bleibt das Schwarz mächtig bei den Jägern in ihren grünen Jankern.

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