Die Zeitung liegt auf dem Tisch, der Fernseher läuft und man unterhält sich – eine Situation, die man von zuhause kennt. Was hier aber anders ist: Man liegt in Betten, in Zimmern mit offenen Türen und ist an eine Maschine angeschlossen.
Die Rede ist von den 152 Dialysepatienten des Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation e.V. (KfH). Die gemeinnützige Körperschaft feiert in diesem Jahr ihr 35. Jubiläum und hat schon vielen Menschen den Weg aus der Krankheit ebnen können.
Bei einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung kommen die Patienten jeden Alters durchschnittlich drei Mal pro Woche für circa vier Stunden ins Zentrum, um eine Blutwäsche durchführen zu lassen. Bei der sogenannten Hämodialyse wird das Blut aus einer Vene gepumpt, gelangt in die Maschine und wird dort gefiltert: Giftstoffe und Säuren werden ausgesondert und überschüssiges Wasser abgelassen – ein Job, den eigentlich die Nieren erledigen sollte. Erkrankungen wie Blutzucker, Bluthochdruck oder Entzündungen schädigen das Organ, sodass es seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann.
„Wir versuchen das so lange wie möglich hinauszuzögern“, erzählt Dr. Udo Bahner vom Kuratorium. Denn durch die Dialyse entstehen erhebliche zeitliche Einschränkungen: 15 Stunden in der Woche, in denen man normal arbeiten oder Zeit mit der Familie verbringen könnte.
Aber auf ein „normales“ Leben muss man dann doch nicht ganz verzichten: „Ich habe sogar einmal eine Schiffsreise gemacht“, erzählt ein Patient. Denn an vielen Urlaubsorten gibt es ein organisiertes Netz von Dialysezentren. „Eine ganze Gruppe ist jetzt in der Türkei“, freut sich der Internist Bahner über den großen Fortschritt. Und dass man auch einer Arbeit nachgehen kann, zeigt das Beispiel von Volker Steuer: Der 43-Jährige kümmert sich um einen ganzen Bauernhof und hat damit mehr als genug zu tun.
Besondere Einschränkungen hat er in Sachen Ernährung und Trinkverhalten: Da seine Niere Abfallprodukte nicht mehr aussondert, kann er nur durch Schwitzen Wasser verlieren. In den dialysefreien Tagen sammelt sich also immer mehr Flüssigkeit in seinem Körper an. Bei der Blutwäsche werden dann bis zu fünf Liter entnommen. Um seinen Körper nicht unnötig zu belasten, muss er sich immer wieder wiegen, um zu sehen, wie viel Wasser er schon getrunken hat.
Zwei Transplantationen hat er schon hinter sich und ersparte sich damit insgesamt 14 Jahre Dialyse. Dass eine transplantierte Niere nicht ewig hält, ist normal, da es sein kann, dass die Vorerkrankung auch die neue Niere weiterschädigt.
Um seinen Betrieb weiterführen zu können, lässt sich Steuer jetzt für eine Heimdialyse ausbilden, um flexibler zu sein. Denn: Als Landwirt ist er oft an das Wetter gebunden. Doch auch das Kuratorium hat sich darauf eingestellt: Speziell für Berufstätige werden Dialysen über Nacht angeboten, die dann im Schlaf vollzogen werden können.
Eine andere Form der Blutwäsche ist die Bauchfelldialyse: Mit einen implantierten Schlauch durch das gut durchblutete Bauchfell wird alle sechs Stunden Flüssigkeit mit Glukose in den Bauchraum gepumpt, welche die Giftstoffe bindet. Vor dem nächsten Vorgang kann die Flüssigkeit dann zusammen mit den Stoffen herausgepumpt werden – ein Zeitaufwand, der sich auf den ganzen Tag verteilt. Jedoch eignet sich diese Form besonders gut für zuhause, da man nicht wie bei einer Hämodialyse einen Partner zur Hilfe braucht.
„Ich habe sogar einmal eine Schiffsreise gemacht.“
Ein Dialyse-Patient
Für eine Behandlung im Zentrum entscheiden sich etwa 90 Prozent – unter anderem, weil sie daheim nicht mit ihrer Krankheit zu tun haben wollen.
Neben der Dialyse kümmert sich das Kuratorium auch um die Vorbereitung der Transplantation und die Nachuntersuchungen. So durchläuft auch Volker Steuer wieder den normalen Prozess, bevor er auf die Warteliste gesetzt werden kann, denn nur eine neue Niere bietet den Ausstieg aus der Krankheit.
Das KfH Nierenzentrum im Hans-Brandmann-Weg 1 behandelt in enger Zusammenarbeit mit der internistisch-nephrologischen Facharztpraxis von Prof. Dr. Markus Teschner und der Universitätsklinik Würzburg. Informationen im Internet: www.kfh-dialyse.de/wuerzburg. E-Mail: wuerzburg@kfh-dialyse.de.