Während es für viele Menschen nichts Schöneres gibt, als auch im Winter mit ihrem Wohnwagen zum Wintercamping zu fahren und sich zu erholen, gehört dieses Szenario für Maximilian Riwoldt zu den unangenehmen Erfahrungen seines Lebens. Der Anfang 20-Jährige wohnt seit Januar dieses Jahres in einem alten Wohnwagen auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr in Kist. Der Wohnwagen ist die Notunterkunft für Obdachlose der Gemeinde und Riwoldt ist wohnungslos, nachdem er im Elternhaus nicht mehr wohne durfte.
Strom kommt über eine Leitung aus dem Bauhof, ebenso wird das Abwasser dahin abgeleitet. Für die tägliche Körperpflege steht dem Obdachlosen der Waschraum des Bauhofes zur Verfügung, stellte Bürgermeister Volker Faulhaber die Situation da. Um die Heizung des Wohnwagens zu betreiben sowie zum Kochen stellt die Gemeinde Gasflaschen zur Verfügung. "Unser Bauhof wechselt fast jede Woche die Flaschen aus", sagt Faulhaber auf Nachfrage. Riwoldt hatte bei der Redaktion angerufen und sich beschwert, dass er im Kalten sitzen müsste, weil die Gasflasche in der Nacht leer geworden war. Das sei nicht zum ersten Mal passiert, berichtet ein sehr aufgeräumter junger Mann bei einem Ortstermin. Er stellt auch die Schwachstellen des Wohnwagens heraus. So sind die Fenster undicht und wenn es regnet kommt über das Dach Wasser in den Wohnwagen hinein. Er habe dies bei der Gemeinde mehrfach moniert, getan habe sich aber nichts, so Riwoldt. Der gelernte KFZ-Mechatroniker fühlt sich krank und macht dafür den Schimmel an Wand und Decke verantwortlich.
Stromleitung wurde abgebaut
Im Sommer war er zur Erholung bei einem Freund für mehrere Wochen untergekommen. "Ich konnte einfach nicht mehr". Er hatte sich deshalb nicht bei der Gemeinde abgemeldet und deshalb wurde damals auch die Stromleitung rückgebaut. Als Riwoldt schließlich zurückkehrte, ging er einkaufen, ohne zu ahnen, dass er ohne Strom ist. Die Folge: Die Lebensmittel verschimmelten.
"Wir wussten ja nicht ob er zurückkommt und haben deshalb vorsorglich die Leitung abgebaut", stellt Bürgermeister Faulhaber die Situation aus Sicht der Gemeinde dar. Als Riwoldt dann zurückkam, wurde das Kabel sofort neu verlegt. Auch mit dem Gasflaschentausch hat der Bürgermeister eine andere Sichtweise. Die Gemeinde bemühe sich immer sofort, wenn eine Flasche leer ist, eine neue einzubauen. Aber in der Nacht brauche auch der Bauhof mal eine Pause. Da erwartet der Rathauschef etwas mehr Toleranz von dem Obdachlosen. Er hatte ihm auch angeboten die Schwachstellen des Wohnwagens selbst zu reparieren. Das Material würde der Bauhof dem Obdachlosen stellen.
Der hat nach eigenen Aussagen bis jetzt noch keine passende Stelle in seinem Beruf im Landkreis Würzburg gefunden und sei weiter auf die Notunterkunft angewiesen. Selbst die von der Arbeitsagentur vermittelten Stellen waren nicht das Passende für ihn. Auch die Suche nach einer eigenen Wohnung sei bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Riwoldt ist sichtlich gedrückt bei so vielen negativen Einflüssen. Trotzdem will er den Kopf nicht hängen lassen und sich weiter bemühen wieder auf eigenen Füßen zu stehen, sagt er. Denn auf Dauer, das ist auch ihm klar, ist ein Leben im Wohnwagen nicht akzeptabel. Bürgermeister Faulhaber hätte auch gerne eine feste Behausung für Obdachlose, aber derzeit steht der Gemeinde kein Gebäude zur Verfügung, das bewohnbar wäre. So muss sich Maximilian Riwoldt wohl weiter mit der Situation abfinden, auch wenn es schwer fällt. Er wird weiter Bewerbungen schreiben und hofft auf eine Arbeitsstelle, die es ihm dann auch ermöglicht eine passende Wohnung anzumieten. Die muss nicht zwangsläufig in Kist liegen.