Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Wenn goldene Kunst zu Spänen wird

WÜRZBURG

Wenn goldene Kunst zu Spänen wird

    • |
    • |

    Am Sonntag schnitzelte der Berliner Winfried Muthesius vier Quadratmeter blattvergoldetes Sperrholz mit der Kettensäge zu Spänen. Sein temporäres Freilichtatelier lag in der Landesgartenschau auf der früheren Startbahn am „Point of no Return“. So lautet auch der Titel seiner Performance. Muthesius arbeitete mit der Kettensäge an dem Punkt, von dem an ein startendes Flugzeug nicht mehr bremsen kann, sondern weiter zum Abheben beschleunigen muss. Für den renommierten Künstler, der vor vier Jahren im Würzburger Museum am Dom ausstellte, verweist ein solcher Punkt symbolisch auf „Zerstörungsprozesse in Natur und Gesellschaft“.

    Zwei Mann schleppen die schwere Platte

    11 Uhr am Sonntagmorgen. Zwar ist der Landesgarten spärlich besucht, aber Muthesius und ein LGS-Helfer schleppen die 40 Kilogramm schwere, sauber gerahmte Platte mit dem Titel „Golden Field“ vom Rasen auf den asphaltierten Wanderweg und stellen sie nach 50 Metern erst einmal ab: „Da läuft man wie mit angezogener Handbremse“, ächzt Muthesius. Seine Frau Susanne fotografiert.

    Den Zeitpunkt zum Start hat er gut gewählt. Am Gerbrunner LGS-Ende kurven volle Reisebusse auf den Parkplatz. Die bringen Publikum. Aus dem fragt eine schwäbische Dame, was die Goldfläche zu bedeuten habe. Susanne Muthesius informiert volksnah, hierbei handle es sich um einen „symbolischen Akt, der zeigt, dass wir alles zerstören, was schön ist“. Aber erst einmal muss die Holzplatte wieder zum „Point of no Return“ zurück. 12 Uhr hatte der Künstler für die Rückkehr anvisiert. Aber da steht nur eine verwaiste Werkzeugkiste. Der fliegerische Fachbegriff droht eine neue Bedeutung zu bekommen: das Brett, das nicht zurückkam.

    Passanten bieten Hilfe an

    Doch Familie Muthesius nutzt den Schattenplatz am Belvedere für eine Pause, um auf das Kamerateam aus Köln zu warten, das die Aktion für die eigene Website dokumentiert. Immer wieder kommt der kleine Künstlertross mit Passanten ins Gespräch. Wildfremde bieten an, das Golden Field tragen zu helfen. Die Gattin eines Freiwilligen unkt: „Solange mein Mann nicht zersägt wird.“

    Der Gang um die Landebahn herum bekommt partout keinen Prozessionscharakter, Muthesius nichts von einem Künstlerpriester. Er meint vielmehr: „Gerade wenn es um so ernste Themen geht, sollte man locker bleiben.“ Heuer hat er bereits ein goldenes Feld auf dem Athener Syntagma-Platz zerschnitten.

    Eine Vorliebe für Totenköpfe

    Die Destruktion auf dem Hubland beginnt. Etwa handbreite Streifen schneidet Muthesius senkrecht ab. Als das Reststück zu schmal wird und zu unsicher steht, dreht er es um, so dass die Aktion sicher weitergehen kann. In einer Verschnaufpause antwortet er seinem Kunstinteressierten über seine Vorliebe: „Ich zersäge sehr gern. Wenn ich nichts zersäge, male ich Totenköpfe.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden