Er ist ein Bär von einem Mann, trotz seiner 70 Jahre. Breite Schultern, große Fäuste, ein echter Boxsportler eben. Seit 31 Jahren organisiert Karl Heinz Wolfstädter nun das Kiliani-Boxen, eine beliebte Veranstaltung, die immer über 1000 Rummelfans anlockt.
Der gebürtige Grünsfelder stieg früher selbst für die Würzburger Kickers in den Ring und ist seit 1985 Chef der Boxabteilung des Vereins. Seine aktive Zeit leistete er unter dem legendären Trainer Leo Schlachter ab, der ein Idol des Boxsports war mit über 400 Kämpfen. Wolfstädters Domäne war das Junioren-Halbmittelgewicht bis 71 Kilo. Da hat er es bis zum Bayerischen Vizemeister gebracht. Doch mit 23 Jahren endete die sportliche Karriere, der Job war wichtiger. Die Liebe zum Boxsport blieb ein Leben lang.
Im Juli 1986 ging Wolfstädter auf den damaligen Kiliani-Festwirt Peter Müller-Reichart zu und machte ihm einen Vorschlag. „Ich hab' ihm gesagt, in Südbayern ist das Boxen in vielen Zelten verbreitet und sehr beliebt.“ Müller-Reichart willigte ein und so begann die Geschichte des Würzburger Kiliani-Boxens mit den ersten Kämpfen gegen den Club „Grüngürtel Düren“.
Am Anfang, so Wolfstädter schmunzelnd, gab es ein wenig Probleme mit der spärlichen Bekleidung der Nummerngirls, die die einzelnen Runden anzeigten. Die Männer im Zelt hatten nur Augen für die hübschen Damen. Doch man gewöhnte sich auf Kiliani daran.
Kann denn die eigene Boxabteilung der Kickers genügend Kämpfer aufbringen, um zehn Kämpfe zu bestreiten? „Nein“, sagt der Organisator. Es ist in solchen Fällen üblich, sich zu verstärken. Und so treten am Sonntag, 10. Juli, zwei Sportler der Kickers, vier vom Würzburger Boxteam Tommy, zwei Bad Windsheimer, ein Amberger und ein Berliner gegen die Gäste aus Usti nad Labem (Tschechien) an.
Zusätzlich zu den zehn Wertungskämpfen gibt es eine Revanche als Sondereinlage. Wolfstädter arbeitet eng mit Kickers-Cheftrainer Werner Fischer zusammen und vertraut voll auf dessen Methoden, der die jungen Sportler ausbildet.
Wolfstädter hat alle Befähigungen eines internationalen Kampfrichters. Dafür hat er mehrere Prüfungen abgelegt. Und er hat die Geschehnisse im Kiliani-Ring auch mal selbst als Juror beurteilt. Doch das kollidiert mit seiner Funktion als Mädchen für alles bei der Organisation. „Du musst da ständig für die Boxer und Trainer präsent sein, damit alles läuft.“ Spesen, Fahrgeld, Essen, keiner hat mehr Zeit, alles muss schnell schnell gehen, sagt Wolfstädter.
Er bekommt die interessanten Gastteams aus der Ukraine, Tschechien, Holland oder Kroatien über seine guten Kontakte in der Boxszene. Sein Wunsch wäre es gewesen, nach all diesen Teams nach langer Zeit wieder einmal gegen einen deutschen Boxclub im Vergleich anzutreten. Doch die anderen Bundesländer haben zur Kiliani-Zeit schon Sommerferien und so wurde wieder einmal nichts daraus.
Für die Besucher des Festzeltes gehören packende Kämpfe, harte Aktion und auch der eine oder andere Tropfen Blut dazu, analysiert Wolfstädter. Und für ihn? „Mir ist ein technisch hochwertiger Kampf lieber. Darüber kann ich mich freuen.“ Er hat gleich zwei Ringärzte vor Ort, um maximale Sicherheit und Betreuung zu gewährleisten.
In 31 Jahren hat der Mann so einiges erlebt. Da ist die Geschichte von Hertha BSC, die Würzburg in früheren Jahren mal verstärkt haben. Zum Dank lud Wolfstädter auf die Talavera zum Vergleichskampf. Doch statt zehn Fightern kamen nur fünf. Der Grund: die anderen fünf Sportler waren auf der Berliner Loveparade hängengeblieben. Hektische Telefonate folgten und am Sonntag standen fünf andere Boxer neben den Berlinern im Ring.
Schön ist auch die Geschichte von Kickersboxer Ramush Tahiri, der schon länger seine aktive Laufbahn beendet hatte. Doch als zwei Würzburger ausfielen, stieg er gegen einen erfahrenen Bundesliga-Kämpfer in den Ring und schlug ihn in der ersten Runde zu Boden. „Der linke Haken kam genau ans Kinn, “ erinnert sich Wolfstädter.
Los geht das Kiliani-Boxen am Sonntag, 10. Juli, um 10 Uhr, Einlass ist ab 9 Uhr. Die Öffnungszeiten des Kiliani-Volksfestes: Montag bis Donnerstag, 14 bis 24 Uhr; Freitag und Samstag, 14 bis 1 Uhr; Sonntag 12 bis 24 Uhr. Das Volksfest endet am 17. Juli
ONLINE-TIPP
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