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WÜRZBURG: Wenn man plötzlich auf einem Schuldenberg sitzt

WÜRZBURG

Wenn man plötzlich auf einem Schuldenberg sitzt

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    Bei der Schuldnerberatung der Christophorus-Gesellschaft erhalten Bürger kostenlos Hilfe.
    Bei der Schuldnerberatung der Christophorus-Gesellschaft erhalten Bürger kostenlos Hilfe. Foto: Foto: Purlein

    Dass sein Geschäft so schnell kaputtgehen könnte, hätte Hartmut Zelle nie für möglich gehalten. „Ich konnte die Frist für einen Großauftrag von 250 000 Euro nicht einhalten“, berichtet der 47-Jährige. Von da an ging es steil abwärts. Heute sitzt Zelle auf einem hohen Schuldenberg. Den will er mit Hilfe der Insolvenzberater der Christophorus-Gesellschaft abtragen. Weshalb er kürzlich zu einem Vortrag von Geschäftsführer Günther Purlein über das Insolvenzrecht und seine Neuerungen kam.

    Zelle machte die bittere Feststellung, dass schlagartig etwas, das jahrelang immer größer und besser wurde, zu Ende sein konnte. „Ich hatte mehrere Läden gehabt“, erzählt er. Nun besitzt er gar nichts mehr. Durch ein Insolvenzverfahren hofft er, von den hohen Schulden herunterzukommen. Dabei hat er gehört, dass sich ab 1. Juli manches ändern wird. „Das ist richtig“, bestätigt Günther Purlein. Doch die Hoffnung von Menschen wie Hartmut Zelle, nun schnell schuldenfrei zu werden, wird sich auch mit der Gesetzesänderung nicht erfüllen. Bei vielen Überschuldeten wird es nach wie vor sechs, bei einigen immerhin noch fünf Jahre bis zur Restschuldbefreiung dauern.

    Hartmut Zelle konnte vor seinem Absturz phasenweise Leben wie Gott in Frankreich. So gut lief sein Geschäft. Das war bei Roland Süßmann ganz anders. Auch er hatte den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Mehr schlecht als recht hielt er sich über Wasser: „Bis irgendwann keine Aufträge mehr reinkamen.“ Auch Süßmann konnte sein Geschäft nicht halten. Und hat nun einen Berg Schulden abzutragen.

    Eine betuchte Oma oder einen reichen Onkel, der ihm unter die Arme greifen könnte, gibt es nicht. So bleibt auch ihm nur die Privatinsolvenz. Am liebsten würde Süßmann gleich damit beginnen, die Schulden auf diese Weise zu regulieren, um in fünf Jahren fertig sein. Unter welchen Umständen sei das möglich?, fragt er Günther Purlein. Das ginge dann, erläutert der Fachmann, wenn sämtliche Kosten des Insolvenzverfahrens im Laufe der fünf Jahre bezahlt würden.

    Weil sie keinen Gerichtsvollzieher mehr sehen will, möchte auch Sandra Röben so schnell wie möglich ins Insolvenzverfahren. Vor zehn Jahren wurde die Landkreisbürgerin arbeitslos. Was bis heute fatale finanzielle Konsequenzen zur Folge hat. Aus eigener Kraft wird sie die Schulden nicht mehr los, weiß sie.

    Aus der Lokalpresse hat sie neulich erfahren, dass es ab Juli möglich sein wird, in nur drei Jahren schuldenfrei zu sein. Das gibt ihr Hoffnung. Die Günther Purlein jedoch dämpft: „Unter den gegebenen Bedingungen ist die neue Regelung leider nicht praktikabel.“ Die Kosten für den Insolvenzverwalter seien so hoch, dass sich Überschuldete diesen Weg kaum leisten können. Wer mit 30.000 Euro verschuldet sei, ergaben Berechnungen von Schuldnerberatungsexperten, müsste am Ende um die 25.000 Euro aufbringen, um in den Genuss der Restschuldbefreiung von drei Jahren zu kommen. Doch welcher Schuldner, der über das Insolvenzverfahren nachdenkt, kann diesen Betrag auftreiben?

    Viele sind bei Gerichtsverfahren auf Prozesskostenhilfe und im Insolvenzverfahren auf Kostenstundung angewiesen. Dazu muss man wissen, dass der Staat nach Beendigung des Insolvenzfahrens versucht, die Verfahrenskosten durch Miniraten wieder hereinzubekommen. Nach vier Jahren jedoch wird dieser Versuch aufgegeben. Für Schuldner mit sehr geringen Einkünften heißt dies, dass sie – vom außergerichtlichen Einigungsversuch bis hin zur Kostenstundung - weiterhin mit einer Verfahrenszeit von rund 10 Jahren rechnen müssen. Erst dann steht dem Neuanfang wirklich gar nichts mehr im Wege. Günther Purlein

    Die Schuldnerberatung der Christophorus-Gesellschaft, Neubaustr. 40, Würzburg, hat für Fragen und zur Anmeldung folgende Telefonzeiten: Mo., Mi., Fr. von 9-12 Uhr, Tel. (09 31) 32 24 13.

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