Vor der Tür gibt eine Nonne einer Domina Feuer, ein Engel richtet einem Teufel die Hörnchen, eine Bäuerin mit Gummistiefeln zieht sich die Lippen nach. „Sind Sie die Ute?“, fragt eine Frau mit Hütchen jede, die neu ankommt. Alle verneinen. Die Hütchen-Frau hat Utes Eintrittskarte. Sie soll sie Ute geben. Aber sie kennt Ute nicht.
Man geht nicht allein zur Weibersitzung. Man geht mit Freundinnen, mit Kolleginnen, mit Freundinnen von Kolleginnen . . . Je mehr Mädels, desto besser.
Im Eingang stehen zwei Herren in Uniformen der Carneval-Freunde Zellerau (CFZ) und reißen Karten ab. „Iiih“, ruft eine üppige Biene Maja, „da sind ja Kerle“. Alle lachen. Die Weibersitzung ist für Frauen reserviert. Männer sind nur als Hiwis zugelassen. Und auf der Bühne.
Über dem Saal hängt eine Wolke aus Gelächter, Gesang und gespannter Erwartung. Es ist eng, es ist heiß, es ist laut. Auf den Tischen stehen Sektflaschen und ein paar vereinzelte Kaffeekännchen. Die ersten Besucherinnen schunkeln, die Hütchen-Frau sucht Ute.
Vorhang auf. „Hallo Mädels, hallo Frauen, heut woll'n wir auf den Putz hier hauen“, leiert es von der Bühne. Gleich zwei Damen-Elferräte haben hier Platz genommen. Der der CFZ und der Frauen-Elferrat aus Erlabrunn. Letzterer besteht allerdings nur aus sieben Damen. Macht aber nix. Applaus, Lied.
Die „letzte deutsche Putzfrau vor der Autobahn“ tritt auf. „Eine Frau braucht... ...einen Mann, der gut aussieht, der Geld hat, der gut im Bett ist“, verkündet sie und erntet jubelnden Applaus. „Sie muss nur aufpassen, dass die drei sich nicht begegnen.“ Die Kaffeekännchen weichen Schoppengläsern. Zwei Männer kehren die Bühne, schieben Kulissen, damit Platz ist für die „geplagte Bedienung“. Sie kommt aus Erlabrunn, ihr Vortrag ist fränkisch-deftig, ihr Charme rustikal. Man muss nicht alles wiedergeben, was sie sagt. Aber schön ist's.
Es besteht Hoffnung, dass die Hütchen-Frau inzwischen Ute gefunden hat. Draußen, wo sich die Raucherinnen zitternd ihre Glimmstengel anzünden und gegen die Kälte anschunkeln, ist sie jedenfalls nicht mehr.
Schumi auf dem Bobbycar
Als das Männerballett des CFZ angekündigt wird, rennen alle zurück in den Saal. Die Eile lohnt. Schumi auf einem Bobbycar ist dabei, die Feuerwehr, Cindy aus Marzahn. Schöner kann Mann sich nicht zum Affen machen. Die Damen stehen auf den Stühlen. „Ausziehen, Ausziehen“. Aber das tun die Jungs nicht. Ist vielleicht auch besser so.
Der umschwärmte Star der Weibersitzung zieht ein. „Hauptmann“ Rolf Herzel, nach einhelliger Überzeugung der Mädels the sexiest Tierarzt Unterfrankens. Ein Womanizer mit Sockenhaltern an den strammen Waden, der sich bei passender Gelegenheit auch mal herzhaft in den Schritt greift. Die Damen stehen auf den Stühlen, der Saal tobt. Jubel, Pfiffe, Heiterkeit. Herzel ist keinesfalls jugendfrei und sein angedeuteter Spagat sehenswert.
Noch ein Männerballett. Bestehend aus begnadeten Erlabrunner Körpern. „Man braucht ja auch mal was fürs Auge“, sagt eine Gärtnerin. Die Jungs spielen mit dem Feuer und eine lange Stange hat auch eine tragende Rolle. Zum Schluss stehen die Tänzer im Lendenschurz da. Ihre T-Shirts schmeißen sie ins Publikum. Gierige Marienkäfer fangen die verschwitzten Trophäen auf und schwenken sie selig.
Am Ende der Weibersitzung tanzen alle auf den Stühlen und laut Präsidentin kommt nun „das Schönste auf die Bühne, was die CFZ zu bieten haben“. Mit dabei ist ein Zellerauer Freddy Mercury in weißem Unterhemd und enger, weißer Hose. Er ist ein Stückchen kleiner als das Original und sein Bauch ist ein bisschen dicker. Aber er hat eindeutig die schöneren Zähne.
Hoffentlich hat die Hütchen-Dame Ute gefunden. Es wäre ein Jammer, wenn sie diesen Mädels-Abend versäumt hätte.