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Würzburg: Wenn Meister Zufall die Regie übernimmt

Würzburg

Wenn Meister Zufall die Regie übernimmt

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    Von der Vision gebannt: Norbert Schmelz im Kreis seiner Modelle.
    Von der Vision gebannt: Norbert Schmelz im Kreis seiner Modelle. Foto: Joachim Fildhaut

    Der Fotograf Norbert Schmelz legte seine Ausstellung "Magic Moments" im Spitäle thematisch konzentriert an: auf elf Tänzer (einer davon männlich) und deren Performance "Weingeister" im Würzburger Steinberg. Technisch gibt er sich etwas breiter aufgestellt. Da kontrastieren Polaroid-Experimente mit konventionelleren Aufnahmen, brillant ausgeleuchtete Porträts mit Unschärfen. Je mehr man sich allerdings in die stringente Schau vertieft, desto vielfältiger fächert sie sich auf. Längeres Hinsehen setzt Bewegung in Gang, die "Magic Moments" fangen an zu tanzen.

    Als Modelle gewann Schmelz Tänzerinnen aus der freien Szene ebenso wie Kolleginnen und einen Tänzer der Compagnie des Mainfranken Theaters. Die Frankenwein-Premiumlage diente im Sommer vergangenen Jahres als Kulisse für deren mythisches Treiben bei unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen. Im Vergleich zu den archaischen Urbildern geht es gesittet zu: Die Mänaden zerreißen niemanden, Dionysos trägt als Requisit sogar die Lyra seines Konterparts Apoll. Gegensätze finden zur Einheit.

    Gegenüber den 16 choreografischen Augenblicken hängen drei Porträtreihen der Bewegungskünstlerinnen. Bei zwei Elfer-Reihen kann man sich fragen, wo der Kameramann seinen Modellen wohl mehr Anweisungen gab. In der dritten, vom Eingang aus ersten, übernahm erwiesenermaßen Meister Zufall die Hauptregie. Hier fotografierte Norbert Schmelz mit überaltertem Polaroid-Material, unterbrach die Entwicklung der Fabrikware und walzte die chemisch aktive Bildfläche auf Büttenpapier, wo der Reproduktionsvorgang dann stets im Unvorhersehbaren endete. Das Ergebnis scannte Schmelz ein und druckte es vergrößert aus. Die Verwischungen schlagen die Brücke zur Steinberg-Wand gegenüber, deren Exponate auch gelegentlich ins Impressionistische weisen. Die Polaroid-Methode wird in einem Schaukasten erklärt.

    Auf der Empore zeigt Norbert Schmelz einen winzigen Ausschnitt sonstiger Arbeiten. Beredter werden diese Bilder auf dem großen Bildschirm, wo – vielleicht etwas zu schnell – eine große Werkschau der vergangenen fünf Jahre in Digitaldias läuft und den Verdacht aufkommen lässt: Der Künstler kann offenbar mit jedem Motiv etwas anfangen und streift mit permanent auf Empfang geschalteten Augen durch die Welt. Die erscheint uns hier oft in ganz unbekannten Perspektiven – bemerkenswerterweise ohne demonstrative Originalität, sondern wie reale Blickwinkel im Alltag.

    Vernissage der Ausstellung am 11. Januar, Zeller Str. 1. Geöffnet bis 2. Februar, dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Sonntags ist der Künstler anwesend.

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