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WÜRZBURG: Wenn Treppen zur Gefahr werden

WÜRZBURG

Wenn Treppen zur Gefahr werden

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    Wieviel sieht ein Sehbehinderter? Besonderer Focus liegt dabei auf der kontrastreichen Markierung von Treppenstufen.
    Wieviel sieht ein Sehbehinderter? Besonderer Focus liegt dabei auf der kontrastreichen Markierung von Treppenstufen. Foto: Foto: Theresa Müller

    Beim Blick auf den Boden sollen sie zwar auffallen, man nimmt sie aber nicht wirklich wahr: Markierungen auf Treppenstufen.

    Wie wichtig diese „Kontraste“, unter denen der diesjährige Sehbehindertentag steht, für Menschen mit Sehbeeinträchtigung sind, und wie sie ihnen helfen, am alltäglichen Leben teilzunehmen, das konnten die Besucher des Informationsstandes der Blindeneinrichtungen in Würzburg am eigenen Leib erfahren. Mit einer Brille, die Blindheit und grauen Star simuliert, und einem Langstock ausgerüstet, konnten die Besucher an der Treppe zur Alten Mainbrücke herausfinden, wie schnell eine unmarkierte Treppe zum Hindernis wird.

    Zum direkten Vergleich war die linke Seite wie immer ohne Kontraststreifen und die rechte Seite mit. „Damit die Besucher sehen, wie es in der Realität für einen Sehbehinderten Menschen aussieht“, beschreibt Sabine Tracht von der Blindeninstitutsstiftung. Thomas Aurich, Mitarbeiter der Werkstätten, witzelt: „Die flächendeckende Markierung der Treppen wäre auch für viele Studenten gerade am Wochenende hilfreich.“

    Ein häufiger Grund für Unfälle sei, so Sabine Tracht, dass Treppenstufen nicht deutlich zu sehen seien. „Wenn die Stufenkanten im gleichen Farbton wie die restliche Stufe gestaltet sind, können sie nur schwer erkannt werden und die Treppe wird zur Gefahr. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigung verschwimmen die Stufen zu einer Fläche“, beschreibt sie weiter.

    Mit der Mitmachaktion und vielen Informationen zum diesjährigen Motto „Kontraste“ wollen die Vertreter des Blindeninstituts, des Berufsförderungswerks sowie des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbunds der Bezirksgruppe Unterfranken für die Belange sehbehinderter Menschen sensibilisieren und für mehr Verständnis sorgen.

    „Man sieht einem Menschen mit Sehbehinderung nicht auf den ersten Blick an, dass er unter einer Beeinträchtigung leidet. Viele haben keine Blindenbinde oder einen Stock und stoßen aus Unwissenheit oftmals auf Unverständnis“, erklärt Sabine Tracht. Ihr größtes Anliegen und das ihrer Kollegen ist, die Umwelt so zu gestalten, dass sie für alle Menschen nutzbar ist. Mit wenigen Mitteln könne man aber schon viel erreichen, wie die Vertreterin der Blindeninstitutsstiftung weiß.

    Auch die Schüler der Philipp-Melanchthon-Schule, einer Berufsfachschule für Kinderpflege in Würzburg, wollten mit Hilfe der Simulationsbrille in die Rolle eines sehbehinderten Menschen schlüpfen. Pia Hartmann und Ines Wullinger haben das Thema Sehbehinderung schon im Pädagogik-Unterricht besprochen. „Es ist aber noch mal was anderes, es dann auch selbst zu erleben“, so die Schülerinnen. Sabine Tracht fügt hinzu: „Einmal mit Simubrille und Stock zu gehen, bringt mehr als ein Zwei-Stunden-Vortrag.“ Am Ende des Experiments waren die Schülerinnen aber froh, als sie die Brille wieder absetzen konnten.

    „Trotz der Großeinrichtung des Blindeninstituts ist in Sachen Markierung und Hilfestellung noch Luft nach oben. Aber Würzburg ist auf einem guten Weg“, so Sabine Tracht und Thomas Aurich. Im Zuge des Sehbehindertentags wurde im Rathaus der letzte Streifen zur Markierung der Treppe angebracht, wie Christian Weiß von der Stadt Würzburg mitteilt. „Das Ergebnis wurde von Mitarbeitern, die unter einer Beeinträchtigung leiden, getestet und für gut empfunden“, so der Pressesprecher der Stadt weiter.

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