Es war letzten Sommer. Da fiel Heiko Holzheimer der Leiterin des Rottendorfer Jugendzentrums, Ruth Braun, auf. Der Jugendliche „drückte sich eines Abends am Rand des Ferienspielplatzes herum“, erinnert sich die Sozialpädagogin.
„Ich habe Kontakt zu Ruth gesucht, weil ich irgendwo gehört hatte, dass sie einem hilft, wenn es mit der Bewerbung nicht so recht klappt“, erzählt der junge Rottendorfer. Aber weil er nicht wollte, dass das jeder mitkriegt, hat er am Abend auf Ruth Braun gewartet, um unter vier Augen mit ihr zu sprechen.
Nach dem Quali in der Gerbrunner Hauptschule hatte Heiko das Berufsgrundschuljahr in der Josef-Greising-Schule besucht, dort allerdings den Abschluss nicht bestanden. Auch mit einer Lehrstelle klappte es nicht. „Das war keine schöne Zeit“, sagt der junge Erwachsene. „Wenn man dauernd Absagen bekommt – das kratzt schon an einem.“ Vor allem nachts. „Da lag ich oft wach und habe überlegt, wie es denn jetzt eigentlich mit mir und meinem Leben weitergehen soll.“
„Wie er da so am Zaun stand, sah man ihm richtig an, dass er unzufrieden ist, eingeschüchtert, verzagt“, erinnert sich Ruth Braun noch gut an den Eindruck, den sie damals hatte. Spontan lud sie Heiko Holzheimer ein, sich bei ihr im Jugendzentrum zu melden. „Und dann schauen wir mal, was wir tun können.“
Heiko ergriff die Chance. Gleich Anfang September kam er ins JUZ und entwickelte sich zum fleißigsten Schützling der rührigen Sozialarbeiterin. Braun hatte schon vor Jahren erkannt, dass Jugendliche durchaus gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben, „wenn sie bereit sind, etwas dafür zu tun“. „Etwas“ heißt in dem Fall, Bewerbungstraining und einen Knigge-Kurs machen – und sich nicht auf einen einzigen Berufswunsch festlegen.
„Heiko hat bereitwillig die ganze Palette meiner Angebote mitgemacht – und jede Woche Bewerbungen geschrieben“, berichtet sie. Es klappte: Das Viktoria-Café in Würzburg suchte einen Konditorlehrling. Heiko Holzheimer bewarb sich – und wurde genommen. Ausbildungsbeginn: 1. Februar.
„Es passt prima, auch wenn sie in der Berufsschule alle schon weiter sind, weil sie schließlich schon im September begonnen haben“, freut sich der künftige Konditor, der jetzt jeden Morgen – auch sonntags – früh aufstehen muss. Seine Lehrzeit endet dann entsprechend seinem Start auch erst zur Mitte des Schuljahres.
Nicht nur Heiko Holzheimer, sondern sechs weiteren jungen Menschen hat Ruth Braun mittlerweile schon zu einer Stelle verholfen. „Ich merke, dass unser Bewerbungstraining gut ankommt.“ Auch bei vielen Firmen, die ihre freien Stellen mittlerweile oft schon direkt an sie melden.
Damit Braun Jugendlichen noch besser helfen und sie beraten kann, hat die Gemeinde jetzt ebenfalls etwas beigesteuert. Deutlich vergrößert wurde Ruth Brauns Arbeits- und Beratungszimmer im Jugendzentrum. Im Nebenraum installierten die Mitarbeiter des Bauhofs zudem eine nagelneue Küche. Alle Räume strahlen in neuen Farben.
„Über den Umbau freuen wir uns sehr“, sagt die Sozialpädagogin. „Denn jetzt haben wir wirklich einen geeigneten Raum für Einzelgespräche und persönliche Beratung unter vier Augen.“ Beim Streichen und Renovieren half Heiko täglich fleißig mit. „Jetzt fühle ich mich richtig wohl hier, habe das Gefühl, dass mich alle akzeptieren. Das war früher ganz anders.“ Eine Verwandlung, die Ruth Braun bestätigt. „Aus dem niedergedrückten Teenager ist ein selbstbewusster junger Mann geworden“, lobt sie – und Heiko strahlt dazu übers ganze Gesicht.