Auch nach dem plötzlichen Tod von Wolfgang Schulz wird es im Keller in der Rüdigerstraße weiterhin Theater geben. Das haben langjährige Mitarbeiter des streitbaren Theatermannes am Samstag entschieden und auch gleich einen neuen Vorstand für den Trägerverein gewählt. Thomas Lazarus, Uwe Bergfelder und Bernd Albrecht werden den Verein führen. Hauptamtlicher Theater-Geschäftsführer wird Stephan Ladnar.
„Es muss weitergehen“, sagt Thomas Lazarus, mit dem Schulz im vergangenen Jahr schon einmal darüber gesprochen hatte, sich mit ihm eventuell die künstlerische Leitung zu teilen. „Jetzt ist diese Situation schneller eingetreten als gedacht“, sagt Lazarus. Es habe viel Unterstützung und Ermutigung gegeben, das Theater zu erhalten, das nun erst einmal die aktuelle Saison wie vorgesehen zu Ende spielen wird und ab Herbst 2013 unter dem neuen Namen Theaterwerkstatt einen Neustart machen will.
Man habe sich für einen neuen Namen entschieden, weil der bisherige doch nahezu untrennbar mit dem verstorbenen Wolfgang Schulz in Verbindung steht. Ganz neu ist der künftige Name nicht, denn als Schulz sein Theater 1981 gründete, hieß es schon einmal Theaterwerkstatt, musste seinen Namen dann aber aus rechtlichen Gründen ändern. „Jetzt fangen wir mit dem alten Namen neu an“, sagt Lazarus, der für die künstlerische Leitung zuständig sein wird.
Und es wird sich manches ändern, erklären die Neuen. Man werde weiterhin ein literarisch-politisches Theater sein und machen. Aber an der starren sozialistischen Ausrichtung, wie sie Schulz vertreten hat, „wird sich etwas ändern“, so der neue Vorstand. Das heißt keineswegs, dass politische Aspekte ausgespart werden. Relevantes Theater, und genau das wolle man machen, sei per se politisch, sagt Lazarus. „Wir haben da aber kein so geschlossenes Weltbild wie Schulz“, blickt Lazarus auf die bevorstehende Kurskorrektur.
Um neues, vor allem jüngeres Publikum anzusprechen, das bisher kaum den Weg in den Keller in der Rüdigerstraße fand, soll es zielgruppenspezifische Stücke geben. Auch möchte man sich für Kooperationspartner wie Schulen oder Buchhandlungen öffnen und Ideen von außen aufgreifen. Auch in Zukunft wird es im Theater Lesungen geben, ein Abend mit Kafka-Erzählungen ist schon in Planung. Aber immer müsse die Qualität im Vordergrund stehen, man werde sich „bestimmt nicht komplett nach dem Massengeschmack“ richten.
Was den Darstellerkreis angeht – den möchte Lazarzus erweitern, und die Akteure längerfristig binden, um Qualität und Dauerhaftigkeit zu steigern. Unter Schulz‘ Leitung hielten es viele Darsteller ob seines extrem strengen Regiments oft nicht lange aus. Vor allen Dingen wollen die Theaterwerkstatt-Macher in Zukunft auch mehr Studierende zu einem Besuch motivieren. „Die Leute sollen nicht mehr nur über uns reden, sie sollen auch zu uns kommen“, bringt es Lazarus auf den Punkt.
Alle Akteure sind sich einig, dass die Fortführung und der Neustart nicht einfach werden, aber sie haben sich ganz bewusst entschieden, das Theater nicht kampflos aufzugeben – getreu dem Motto eines Programms von Wolfgang Schulz „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Und so wird es nun weitergehen: Bis 19. Januar wird noch „Don Carlos“ gespielt, ab 26. Januar gibt es Helmut Qualtingers legendären „Herr Karl“ und am 16. März steht es eine Bühnenbearbeitung von Franz Kafkas „Der Prozess“ auf dem Spielplan. Die üppige Romanvorlage hat einer für das Theater bearbeitet, dessen Name noch lange über der Bühne schweben wird: Wolfgang Schulz.
Werkstattbühne: Wer das Theater bei seinem Neustart unterstützen möchte, kann Spenden auf folgendes Konto überweisen: Sparkasse Mainfranken, BLZ 790 500 00, Konto 47 19 36 02.