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HÖCHBERG: Werner Hillecke wird 85: Mit einem Schachspiel fing alles an

HÖCHBERG

Werner Hillecke wird 85: Mit einem Schachspiel fing alles an

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    Der amtierende und der ehemalige Höchberger Bürgermeister zusammen: Peter Stichler (links) und Werner Hillecke.
    Der amtierende und der ehemalige Höchberger Bürgermeister zusammen: Peter Stichler (links) und Werner Hillecke. Foto: Foto: Matthias Ernst

    Am Mittwoch wird Höchbergs ehemaliger Bürgermeister Werner Hillecke 85 Jahre alt – wobei alt nicht das richtige Wort ist. Jung würde viel besser passen, denn Hillecke macht sich nach wie vor seine Gedanken über die kleine Welt in Höchberg und den Rest der Welt. 24 Jahre war der sehr beliebte Politiker immer für seine Gemeinde unterwegs.

    Von 1970 bis 1994 wurde der SPD'ler Hillecke durchgehend zum Bürgermeister gewählt. Doch auch im Kreistag (1966-2002) und im Bezirkstag (1990-2003) engagierte sich der gelernte Schneider aus Menden im Sauerland und war dabei immer ein fairer Verhandlungspartner im Kontakt mit seinen politischen Gegnern.

    Wegen seiner vielen Verdienste bekam Hillecke hochkarätige Auszeichnungen. Neben der Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Höchberg gab es auch Auszeichnungen für einen Mann, der immer wusste, was seinen Mitbürgern auf der Seele brennt: Bereits 1979 erhielt er die Landkreisplakette in Silber, 2002 die Landkreisplakette in Gold und 2003 die Unterfränkische Bezirksmedaille. 2005 schließlich überreichte ihm Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz am Bande.

    Anlässlich seines Geburtstages wird das Haus im Höchberger Ortsteil Hexenbruch sicher wieder mit vielen Weggefährten gefüllt sein. Im Interview erzählt er von seiner bewegten Vergangenheit – und welche Lehren er nachfolgenden Generationen mit auf den Weg gibt.

    Werner Hillecke feiert am Mittwoch seinen 85. Geburtstag bei bester Gesundheit.
    Werner Hillecke feiert am Mittwoch seinen 85. Geburtstag bei bester Gesundheit. Foto: Foto: Matthias Ernst

    Frage: Herr Hillecke, Sie kamen 1956 aus dem Sauerland ins Frankenland. Was waren damals ihre Gründe?

    Werner Hillecke: Ich war Schneider und in meiner Freizeit spielte ich leidenschaftlich Schach. Mit unserem Verein waren wir im Hochsauerland auf einem Clubwochenende. Beim Blättern in einer textilen Fachzeitschrift fiel mir eine Stellenanzeige der Firma Severin in Würzburg auf. Die suchte für ihre Herrenkollektion einen Schneider als Verkäufer.

    Aber deswegen geht man doch nicht aus seiner Heimat einfach so weg?

    Hillecke: Ich wollte schon immer über den Horizont meiner Heimat hinaus. Und beim Gespräch mit Herrn und Frau Severin in Düsseldorf, wo sie sich wegen eines Kongresses aufhielten, wurde mir schnell klar, dass meine Zukunft in Würzburg liegt. Und so unterschrieb ich einen Arbeitsvertrag mit 23 jungen Jahren in der Stadt am Main.

    Sind Sie dann gleich in Höchberg wohnhaft geworden?

    Hillecke: Nein, zu Beginn wohnte ich im Kolpinghaus in Würzburg. Das mit Höchberg kam erst später. Da kannte ich meine spätere Frau Erika schon und kam bei ihrer Mutter unter. Sie hatte schon immer Zimmer an Studenten vermietet und jetzt eben an mich.

    Waren sie damals schon politisch aktiv und wie wurde die SPD ihre politische Heimat?

    Hillecke: Auslöser für meine politische Arbeit war Höchbergs Bürgermeister Ernst Keil. Er war der Onkel meiner Frau und führte mich bei der SPD ein. Sein Vorbild sollte mich lange begleiten.

    1966 zogen sie erstmals in den Höchberger Gemeinderat ein. Waren sie von dem klaren Votum der Bürger überrascht?

    Hillecke: Damals zog ich mit den zweitmeisten Stimmen aus dem Stand in den Gemeinderat ein, nur Fritz Haaf hatte mehr Stimmen. Aber das war schon immer so gewesen. Er hatte die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Wegen meines guten Ergebnisses wurde ich gleich zum zweiten Bürgermeister von meinen Ratskollegen gewählt und auch im Kreistag wurde ich aktiv. Als Alfred Mehdorn 1970 überraschend zurücktrat und ich Bürgermeister wurde, musste ich meine Stelle bei der Firma Severin natürlich kündigen.

    Herr Hillecke, in ihrer politischen Laufbahn haben Sie viel erreicht. Was war ihr größter Erfolg?

    Hillecke: Das war sicher, dass Höchberg nicht nach Würzburg eingemeindet wurde. Wir hatten in einer Bürgerbefragung die Wünsche der Einwohner abgefragt und mit diesem Votum bin ich nach München zur Staatsregierung gefahren und habe dort mitgeteilt, dass Höchberg eigenständig bleiben möchte. Das passte denen natürlich nicht, doch in langen Verhandlungen gelang es doch noch, die drohende Eingemeindung abzuwenden. Hilfreich war dabei sicherlich, dass Höchberg in dieser Zeit unaufhaltsam wuchs.

    Sie meinen die Erschließung des Hexenbruchs?

    Hillecke: Ja, genau. Mit der Steigerung der Einwohnerzahl konnte man auch die vielen sozialen Einrichtungen halten.

    Das sind das Mainlandzentrum mit Schwimmbad und Mehrzweckhalle?

    Hillecke: Ja, aber nicht nur. Auch die vielen Kindergärten und Schulen oder die kulturellen Einrichtungen im Ort wären ohne Wachstum der Bevölkerung nicht darstellbar gewesen.

    Sind Sie heute noch politisch aktiv?

    Hillecke: Ich berate die nachfolgende Generation immer noch gerne und bin sehr interessiert, aber ein politisches Amt strebe ich definitiv nicht mehr an.

    Kommt man mit 85 noch ohne digitale Hilfsmittel aus?

    Hillecke: Ich habe kein Smartphone und auch keinen Computer. Ersteres brauche ich nicht, ein Telefon reicht mir, zweites bin ich nicht gewohnt. Zum Schreiben hatte ich ja immer eine Sekretärin. Und jetzt will ich mit diesen Techniken auch nicht mehr anfangen.

    Zum Abschluss noch eine politische Frage. Wie sehen Sie das derzeitige Desaster, das die SPD abgibt?

    Hillecke: Ich finde das sehr schlimm, aber denke auch, dass die SPD wieder aus dem Loch herauskommen wird. Genauso schlimm finde ich aber auch die Aktivitäten der AfD. Als in der NS-Zeit geborener Mensch dachte ich, dass so ein Rechtsruck nie mehr durch Deutschland gehen kann. Die Leute sollten aus der Vergangenheit bessere Lehren ziehen, als nur Parolen zu folgen. Das kann man mit dem geschichtlichen Hintergrund nicht fassen.

    Werner Hillecke Von 1970 bis 1994 war der gebürtige Sauerländer Bürgermeister (SPD) in Höchberg. Dort wohnt der gelernte Schneider mit seiner Frau Erika auch heute noch. Er hat eine Tochter und zwei Enkel.

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