Wie viele Köpfe hat Werner Hogen wohl schon verschönt in den 50 Jahren seines Berufslebens? Der Friseurmeister hängt nun seinen Beruf an den Nagel. Er ist 65 Jahre alt und hat das Rentenalter erreicht. Die Kunden werden ihn jedenfalls vermissen in dem Laden „Werner der Frisör“ in der Franziskanergasse 8.
Sein Markenzeichen: Ein stets wacher und interessierter Blick. Nichts entgeht dem Meister an der Schere, was draußen vor dem Laden im Schatten der Franziskanerkirche vor sich geht oder wer vorbeiläuft. Er ist immer auf dem Laufenden. Und die rund 300 Stammkunden kennen ihn nur als „Werner“, kein Herr Hogen oder so etwas.
Friseurin nach Umschulung
Seit 1989 schneidet er nun schon täglich in der Franziskanergasse Haare. In 28 Jahren kommt ganz schön was zusammen an Frisuren. Seit 1991 unterstützt ihn Ehefrau Beate, die nach einer Umschulung dazukam. Sie war vorher im Einzelhandel tätig. „Ich arbeite noch in einem anderen Salon weiter“, sagt die 55-Jährige, die vom Aufhören nichts wissen will.
Das Leben als Friseur begann für Hogen im Jahr 1967. Da machte er eine Lehre. Dann arbeitete er von 1974 bis 1983 beim Modecoiffeur Curt in der Karmelitenstraße. Schon da war ihm klar, wo der Weg hingehen sollte: Ein eigener Laden sollte es sein. Den Weg in die Selbstständigkeit beschritt Hogen dann 1984 mit einem Salon in der Juliuspromenade, den er bis 1988 betrieb.
Ein Freund der gepflegten Unterhaltung
Wer den Meister kennt, weiß, dass Werner Hogen es liebt, sich mit seinen Kunden zu unterhalten, während er den Kopf den jeweiligen Modetrends anpasst. Das schätzt er auch nach der langen Zeit im Beruf: „Der Kontakt zu Menschen.“ Was bei ihm während des Haareschneidens unmöglich ist: Den Kunden anschweigen.
Einer, der das persönliche Gespräch sehr schätzt, ist der Würzburger Krimi-Autor Günter Huth. Er widmete seinem Lieblingsfriseur gar eine Stelle in seinem Thriller „Der Schoppenfetzer und die Satansrebe“ aus dem Jahr 2011. Exkommissar Erich Rottmann muss darin den Tod eines Mitglieds der Schoppenfetzer aufklären, das nach dem ersten Stammtischbesuch zusammenbricht und stirbt.
Friseur Werner als Romanfigur
In dem Roman stellt Friseur Werner den Friseur Werner dar, so wie Huth als echter Stammkunde ihn sieht. Witzig ist die Passage zu lesen, als Ex-Polizist Rottman im Buch Hogen auf den Arm nimmt: „Kein Wunder, dass Du ständig Nackenprobleme hast, wenn Du immer den hübschen Mädchen auf der Straße nachschaust.“
Im Thriller kontert Hogen so: „Meine Frau sagt immer, Appetit holen ist erlaubt, gegessen wird zuhause.“ Lesenswert ist die persönliche Widmung des Autors Huth im Buch: „Für Werner, der aus meinen lichten Stellen noch eine Frisur zaubert.“
Trends kommen und gehen
Im Laufe der Zeit hat Hogen alle Trends kommen und gehen sehen. „Es war alles schon mal da“, sagt der Friseurmeister. „Gescheitelt von links nach rechts, mal vorne kürzer und hinten länger.“ Derzeit ist der Vollbart bei Männern schwer im Trend und damit kommen viele Kunden zur Bartpflege. Und, was er noch beobachtet: „Die Männer sind modebewusster geworden und achten viel mehr auf ihr Äußeres“.
Gattin Beate erlebt ihr Handwerk so: „Die Frisuren-Trends für Frauen ändern sich alle sechs Monate und die Farben ebenfalls. Da musst du einfach mit dabei sein.“
Nun rückt also der letzte Arbeitstag für Hogen näher. Am Samstag, 30. Dezember, stehen zwölf Kunden im Terminkalender. Dann ist um 13 Uhr für immer Schluss. Er schließt den Laden ab.
Friseurmeisterin übernimmt Geschäft
Hogen und Gattin Beate haben viel gemeinsam erlebt im Salon und pflegen ihr gutes Verhältnis zu den Stammkunden. Und das soll auch bei der Nachfolgerin nicht anders werden. Eine junge Friseurmeisterin hat den Laden gepachtet. Es geht also weiter mit dem Friseur-Standort Franziskanergasse. Nach einer kurzen Umbauphase soll es Mitte Januar wieder losgehen. Mit Damen- und Herrenschnitten.
Werner wäre nicht Werner, würde er sich kein Hintertürchen offenhalten, bevor es ihm langweilig wird: „Kunden, die schon seit vielen Jahren zu mir kommen und die nicht mehr so mobil sind, betreue ich nach wie vor bei ihnen zu Hause.“