Eigentlich wollte die evangelische Innenstadtgemeinde St. Johannis an der Hofstallstraße schon in der vergangenen Weihnachtszeit die eine oder andere weihnachtliche Veranstaltung
im Saal des neuen Gemeindehauses durchführen.
Stattdessen stagniert der Rohbau zwischen Musikhochschule und Berufsfeuerwehr seit Wochen. Erst wochenlang Schnee und Eis, jetzt regnete es ununterbrochen. Dennoch ist Pfarrer Gerhard Neumeister guter Hoffnung, dass es in diesem Sommer, spätestens im frühen Herbst mit der Einweihung klappt.
Nun war natürlich die Witterung nicht allein schuld an der langen Verzögerung. Innerhalb eines Jahres wurde so ziemlich die gesamte Planung noch einmal auf den Kopf gestellt. Aus guten Gründen, wie Pfarrer Neumeister jetzt im Nachhinein einräumt.
Das alte Gemeindehaus, ein viereckiger Kasten direkt neben der Johanniskirche mit der Pfarrerwohnung im Obergeschoss, war schon nach 40 Jahren dermaßen marode, dass nur noch ein Neubau infrage kam. Nässe und Schimmel waren in der Wohnung und in den Büros allgegenwärtig. Mit vielen neuen Ideen und Verbesserungen war ein adäquater Ersatz geplant und auch genehmigt worden. Doch die Landeskirche hatte größte Bedenken.
Sie wollte die Pfarrerwohnung aus dieser exponierten, lärmträchtigen Lage mit Feuerwehr und Verkehr herausnehmen. Im rückwärtigen Teil des Kirchengrundstücks, wo jetzt noch Verwaltungsräume und das Kinderhaus sind, wird ein separates Pfarrhaus und ein neues Kinderhaus entstehen. Auch diese Gebäude sind in der Substanz so schadhaft, dass eine Sanierung nicht mehr sinnvoll erscheint. Dafür wird das große Gemeindehaus an der Hofstallstraße um einen Stock niedriger, was städtebaulich der Umgebung sicher gut tut.
Das Gemeindehaus mit den ebenerdig zugänglichen Verwaltungsräumen und dem Gemeindesaal im Obergeschoss, der sich zum Eingangsportal der Kirche hin öffnet, wird jetzt nicht mehr so dominant, sondern viel eleganter wirken. Vor der Kirche wird der Platz stufenlos neugestaltet.
Trotz der Verzögerungen, die durch Neuplanung und ein erneutes Genehmigungsverfahren entstanden, ist Neumeister jetzt erleichtert. Denn trotz der grundlegenden Veränderungen bei der Planung sind die Kosten mit insgesamt 1,3 Millionen Euro einschließlich separatem Pfarrhaus ungefähr gleich geblieben. Ohne die großzügige Unterstützung der Landeskirche wären die Maßnahmen nicht denkbar gewesen, so Pfarrer Neumeister. Sie übernimmt 970 000 Euro, während die evangelische Gesamtkirchengemeinde weiter 82 000 Euro trägt.
Am Rest, rund einer viertel Million, hat die Pfarrgemeinde St Johannis noch schwer genug zu tragen. Es wird nur über Darlehen gehen. Schließlich hat die Pfarrei gerade die dringend notwendige Außensanierung der Kirche für 430 000 Euro hinter sich gebracht. An eine Innenrenovierung, über die schon seit vielen Jahren geredet wird, ist unter diesen Umständen auf absehbare Zeit natürlich nicht mehr zu denken.