Fußgänger stehen ungeduldig an Ampeln und stoßen ihre Hände hektisch gegen die Ampeldrücker. „Ist die Ampel vielleicht kaputt oder habe ich zu leicht gedrückt?“, fragen sie sich und drücken lieber gleich noch einmal darauf. Zumeist funktionieren sie aber schon, die Drücker – offiziell „Fußgängeranforderungstaster“ genannt. Nur wissen viele Leute nicht, wie und für wen. Für Sehbehinderte haben die Drücker eine ganz wichtige Funktion. Auch in Würzburg.
In der Stadt gibt es mittlerweile vier verschiedene Arten von Drückern für Fußgängerampeln, ist von Frank Oppmann aus der städtischen Fachabteilung Tiefbau und von Lothar Ott von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) zu erfahren: einen gelben, einen blauen, einen blau-gelben und dann noch den neuesten, der auch ein gelber ist.
Der alte gelbe Drücker
Den einfachen gelben Drücker mit einem schwarzen Männchen auf der Taste kennen die meisten Fußgänger. Genauso wie seine Funktion: Einfach drücken, und das rote Feld mit dem Schriftzug „Signal kommt“ oben auf dem Drücker leuchtet auf – dann heißt es: warten, bis die Ampel auf Grün schaltet, und der Passant kann über die Straße laufen.
So nützlich dieser Drücker für viele Passanten sein mag – Sehbehinderten bringt er wenig. Sie können optische Signale nicht oder nur sehr schlecht wahrnehmen und bekommen deshalb bei solchen Drückern nicht mit, wann sie die Straße überqueren können. Die drei anderen Drücker helfen Blinden und Sehbehinderten bei ihrem Weg über die Straßen.
Die Funktionen der Ampeldrücker lernen Blinde und Sehbehinderte bei einem Training. Dabei hilft ihnen ein Mobilitätstrainer, sich sicher in der Stadt zu bewegen.
Der blau-gelbe Drücker
Der blau-gelbe Ampeldrücker hilft Sehbehinderten gleich mehrfach: Oben vibriert ein Metallteil, sobald die Ampel auf Grün schaltet. Es vibriert jedoch nur dann, wenn die Ampel gerade von Rot auf Grün geschaltet hat, denn nur in diesem Fall hat der Sehbehinderte die volle grüne Phase, um die Straße zu überqueren.
Ein weiteres nützliches Hilfsmittel haben nicht nur der blau-gelbe, sondern auch der blaue und der moderne gelbe Ampeldrücker: einen Richtungspfeil, den der Blinde oder Sehbehinderte erfühlen kann und der ihm zeigt, in welcher Richtung sich die Ampel – und damit das Ende des Fußgängerüberwegs – befindet. Diesen Pfeil haben sowohl die blau-gelben als auch die blauen Ampeldrücker auf der oberen Seite und der moderne gelbe an der unteren Seite.
Der blaue Ampeldrücker
Ausschließlich für Blinde und Sehbehinderte gedacht ist der blaue Ampeldrücker. Auf ihm ist eine weiße Hand mit Blindenstock statt einer schwarzen Passantenfigur abgebildet. Dabei gibt es zwei Unterarten des blauen Ampeldrückers: einen drückbaren und einen starren. Den Starren findet man an Überwegen, die parallel zur Hauptverkehrsrichtung verlaufen. Hier schaltet die Ampel – egal, ob gedrückt wird oder nicht. Der Sehbehinderte merkt über Vibrationen, wann er loslaufen kann.
Den beweglichen Drücker finden Fußgänger an Straßenbahngleisen. Dort zeigen zwei abwechselnd aufleuchtende gelbe Lichter – ein sogenanntes Hüpflicht – sehenden Passanten an, wann sie über das Straßenbahngleis laufen können. Für Sehbehinderte gibt es eine andere Lösung: Sie betätigen den blauen beweglichen Drücker – und der vibriert, sobald sie über das Gleis gehen können.
Der neue gelbe Drücker
Schließlich ist da noch der moderne gelbe Ampeldrücker: Der Alleskönner. Er ist nicht kastenförmig wie die anderen Modelle, sondern nach oben hin abgerundet. Passanten müssen die Taste nicht mehr drücken, sondern nur noch berühren. Der Gedanke dahinter: Weniger kaputte Ampeldrücker. Denn obwohl die älteren Modelle robust aussehen, reagieren sie sehr empfindlich auf das Drücken. Wenn ein ungeduldiger Passant allzu stürmisch drückt, kann das Gerät leicht kaputt gehen.
Den größten Vorteil durch den Alleskönner haben auf jeden Fall Sehbehinderte: Das neue gelbe Kästchen gibt einen klackenden Ton von sich. Dadurch sollen Sehbehinderte den Ampelmast einfacher finden. Damit der Sehbehinderte die Ampel auch bei lautem Straßenverkehr findet, passt sich die Lautstärke des Klack-Tons der Umgebung an.
Über einen Pfeil an der unteren Seite des Alleskönners kann der Sehbehinderte ertasten, in welche Richtung er laufen muss. Schaltet die Ampel auf Grün, vibriert dieser Pfeil. Auf der unteren Seite gibt es auch eine Taste, die gedrückt werden kann. In diesem Fall vibriert der Drücker nicht nur, Lautsprecher geben zusätzlich einen Ton von sich, der dem Sehbehinderten verrät, wann er loslaufen kann. Der neue Drücker weist Sehbehinderte auch durch Reliefs darauf hin, was ihn auf dem Weg über die Straße erwartet. So erfährt er zum Beispiel, dass er über einen Radweg laufen muss.
Weil er den größten Nutzen bringt, werden in der Stadt nur noch die neuen gelben Ampeldrücker angebracht und die alten Stück für Stück ausgetauscht.
Ampeldrücker in Würzburg In der Stadt Würzburg gibt es insgesamt 711 Ampeldrücker. Davon sind 169 gelbe Ampeldrücker nur für Fußgänger, 283 blau-gelbe Ampeldrücker, 177 blaue Drücker und 82 Alleskönner. Die Kosten: Der alte gelbe Ampeldrücker (nur für Fußgänger) kostet in der Anschaffung 300 Euro/Stück. Der blau-gelbe Ampeldrücker schlägt mit 600 Euro/Stück zu Buche, der blaue Ampeldrücker mit 600 Euro/Stück und der neue gelbe Alleskönner mit 1000 Euro/Stück. Quelle: Stadt Würzburg