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Würzburg: Wie die Bands auf die Umsonst & Draussen-Bühne kommen

Würzburg

Wie die Bands auf die Umsonst & Draussen-Bühne kommen

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    Jedes Jahr zieht das Umsonst & Draussen-Festival Tausende Menschen an. Damit die Besucher sich über die musikalische Vielfalt freuen können, suchen die Organisatoren das ganze Jahr über nach Bands mit Potenzial.
    Jedes Jahr zieht das Umsonst & Draussen-Festival Tausende Menschen an. Damit die Besucher sich über die musikalische Vielfalt freuen können, suchen die Organisatoren das ganze Jahr über nach Bands mit Potenzial. Foto: Patty Varasano

    Das beliebte Festival für Newcomer und Musikentdecker geht in seine 32. Auflage: Vom 20. bis zum 23. Juni heißt es auf den Mainwiesen wieder "Umsonst & Draussen" (U&D). Insgesamt sind an vier Tagen knapp 70 regionale, deutsche und internationale Acts zu sehen und zu hören. Für den Besucher bedeutet das eine abwechslungsreiche Mischung, für die Organisatoren vor allem viel Arbeit. Denn sie müssen jährlich aus rund 600 Bewerbungen die Bands mit besonderem Potenzial auswählen. Doch wie läuft das eigentlich ab? Ralf Duggen und Tilman Hampl vom U&D-Verein erzählen im Interview, mit welchen Tricks manche Bands arbeiten und warum die Auswahl nicht ohne Diskussionen abläuft.

    Frage: Auf dem diesjährigen U&D werden knapp 70 Bands spielen. Was müssen die Künstler tun, um auf der Bühne stehen zu dürfen?

    Tilman Hampl: Ein großer Teil der Bewerbungen kommt online bei uns herein. Der andere Teil kommt offline zu uns, zum Beispiel über Tonträger. Das heißt, wir sammeln über das ganze Jahr und schütten die Kiste Anfang Januar aus. Jede Band bewirbt sich mit drei oder vier Songs oder einem ganzen Datenträger. Die hören wir dann durch. 

    Wer ist denn "wir"?

    Hampl: Die Programmgruppe besteht aus sechs bis acht Leuten. Wir schließen uns drei Tage am Stück ein, um die Künstler zu bewerten.

    Ralf Duggen: Ich höre im Vorfeld tatsächlich alles und sortiere schon vorab aus. Aber alle Mitglieder der Auswahlgruppe haben den Überblick über alle Bands. Es ist ein transparentes Verfahren. Das hat den Vorteil, dass wir durch die Vorauswahl mehr Zeit für die anderen Bands haben. Es geht einfach darum, diejenigen rauszufiltern, bei denen es offensichtlich ist, dass sie nicht den Hauch einer Chance haben.

    Was heißt offensichtlich?

    Duggen: Reine Cover-Bands fliegen relativ schnell raus. Es gibt auch Demos, bei denen wir hören, dass der  Sänger oder die Sängerin überhaupt nicht singen kann und die Gitarre auch noch verstimmt ist. Dann wissen wir einfach, dass wir uns damit nicht aufhalten müssen.

    Ralf Duggen (links) und Tilman Hampl wählen mit der Auswahlgruppe jedes Jahr aus 600 Band-Bewerbungen aus. Dass dabei nicht immer jeder der gleichen Meinung ist, sei jedes Jahr aufs Neue Normalität.
    Ralf Duggen (links) und Tilman Hampl wählen mit der Auswahlgruppe jedes Jahr aus 600 Band-Bewerbungen aus. Dass dabei nicht immer jeder der gleichen Meinung ist, sei jedes Jahr aufs Neue Normalität. Foto: Kathrin Königl

    Müssen die Bands auch Live-Versionen schicken?

    Hampl: Das ist ein guter Punkt. Wir lassen das offen und bitten aber darum. Die Wenigsten tun das. Während wir die Beiträge anhören, hat jeder seinen Laptop auf dem Schoß und schaut bei den einschlägigen Kanälen, wo es Live-Versionen dazu gibt. Wir treffen äußerst ungern eine Entscheidung, ohne diese gesehen zu haben. Im Studio kann man schließlich alles bearbeiten. Und dann spielen am Ende ganz andere Leute auf der Bühne. Das können wir uns nicht leisten.

    Duggen: Das Risiko versuchen wir zu minimieren. Ganz ausschließen kann man das nicht. Mein persönliches Hassobjekt sind gefälschte Live-Videos.

    Wie werden gute Bands dann ausgewählt?

    Hampl: Die Vorstellung eines Sommerfestivals im Winter, wenn wir die Auswahl treffen, ist gar nicht so einfach. Es ist zum Teil so, dass wir uns bei der Planung des Programmes fragen, wie viel Party müssen wir und wie viel Party wollen wir. Denn Party ist einfach und austauschbar.

    Duggen: Wir haben drei räumliche Zuordnungen. Das ist Würzburg/Schweinfurt, ein etwa 40 Kilometer großer Umkreis. Dann gibt es den 100 bis 120 Kilometer großen Umkreis und den Rest der Welt. Das betrachten wir getrennt. Grundsätzlich gibt es eine erste Runde und eine Endauswahl. In der ersten Runde der Würzburger Bands ist es so, dass es keine wahnsinnig großen Diskussionen gibt. Alles was gut ist, kommt in die zweite Runde. Bei den auswärtigen Bands ist das Hauen und Stechen in der Auswahlgruppe am größten.

    Gibt es dabei auch Zank zwischen Ihnen?

    Duggen: Zank gibt es erfreulicherweise selten. Aber sehr heftige und lebhafte Diskussionen gibt es wahrlich viele und dauernd. Von Anfang bis Ende. Man lernt relativ schnell, sich von seinen Favoriten zu verabschieden, weil ohne das geht es nicht.

    Hampl: Dass wir uns persönlich streiten, kommt gar nicht vor. Das sind schon sachliche Diskussionen. Denn es gibt so wahnsinnig unterschiedliche Sichtweisen.

    Rund 75.000 Besucher haben die Organisatoren vergangenes Jahr gezählt. Hier eine Aufnahme vom Auftritt der Rock-Kapelle Navarone.
    Rund 75.000 Besucher haben die Organisatoren vergangenes Jahr gezählt. Hier eine Aufnahme vom Auftritt der Rock-Kapelle Navarone. Foto: Daniel Peter

    Warum lassen sich einige Genres wie zum Beispiel Jazz selten auf dem U&D-Festival finden?

    Duggen: Wir hatten immer mal wieder Jazz-Bands im Programm und haben gemerkt, dass es nicht funktioniert. Woran das liegt, weiß ich nicht. Wir haben nie gesagt, dass wir Jazz nicht wollen, sondern haben es immer probiert.

    Hampl: Klassischer, im Sitzen genossener Indoor-Jazz kommt wenig vor, das stimmt.

    Woran merken Sie, dass etwas nicht funktioniert?

    Duggen: Einerseits merken wir das selbst. Die Leute in der Programmgruppe sind wirkliche Musikfans mit ganz unterschiedlichen Vorlieben. Jeder von uns ist scharf darauf zu sehen, wie das funktioniert, was man sich im Vorfeld ausgedacht hat. Ganz banal merken wir es natürlich auch an der Publikumsreaktion. Und das will ich nicht nur an der Anzahl von Zuschauern ausmachen.

    Hampl: Wir können einfach nur hoffen, dass manche Bands nach dem Festival eher größer als kleiner werden. Und bei der Anzahl von Künstlern ist es sicher, dass wir da einen Treffer landen.

    Auf dem Festival haben auch schon sehr bekannte Bands wie Wanda gespielt. Möchten Sie das oder geraten kleinere Bands dann nicht eher in den Hintergrund?

    Duggen: Das würde sich schlicht und ergreifend dadurch erledigen, dass wir klar definierte Gagen-Regelungen haben.

    Hampl: Aber angenommen, diese Regel gibt es nicht. Dann würde die Technikregel greifen. Wir hatten so etwas ja schon. Selbst wenn Künstler keine hohe Gage wollen, dann brauchen sie häufig aufwändige Bühnentechnik. Und dann sagen wir 'Liebe Rolling Stones, tut uns wahnsinnig leid, aber ihr könnt leider nicht bei uns spielen'. Es gibt keinen von uns, der große Bands, die zum Festival passen, nicht haben möchte. Ich glaube auch nicht, dass das kleinen Bands schaden würde.

    Wie viel Geld bekommen Bands denn?

    Duggen: Wir hatten ewige Zeiten die Regelung, dass es keine Gagen gibt, sondern nur die Unkosten für die Bands von auswärts erstattet werden. Über die Jahre franste dieser Begriff der Unkostenerstattung etwas aus. Es fing an, unfair zu werden. Jetzt haben wir die Regel, dass grundsätzlich jede Band – mit Ausnahme der U25-Bühne, weil dort keine Auswahl von uns stattfindet – eine Mini-Gage erhält. Wir reden da von 100 bis 200 Euro. Das richtet sich nach der Anzahl der Musiker. Für die, die davon leben, gibt es pro Person dann rund 150 Euro mehr. Wenn wir also eine auswärtige Band haben, die aus fünf Profis besteht und noch einen Tonmann mitbringt, dann kriegen die Künstler sechs Mal je 150 Euro. Dazu kommen dann vielleicht noch 300 bis 500 Euro Reisekosten. In diesem Rahmen bewegt es sich.

    Glauben Sie, dass Sie für dieses Festival die richtige Auswahl getroffen haben?

    Duggen: Immer wenn ich die Texte zum Programmheft schreibe, höre ich die Musik dazu. Dieses Jahr habe ich mir an erfreulich vielen Stellen gedacht, dass es dieses Mal sehr schön werden könnte.

    Hampl: Wenn ich mir kurz vor dem Festival noch einmal alle Bands anhöre und es sich ein bisschen nach Sommer, aber auch nach ernsthafter Musik anhört, dann ist das rein musikalisch gesehen ein gutes Zeichen. Ich glaube, das Programm ist richtig geil.

    Infos zum Festival Dieses Jahr öffnet das Umsonst & Draussen am Donnerstag, 20. Juni, um 13 Uhr seine Tore. Von da an findet das Festival vier Tage lang zentrumsnah auf den Mainwiesen bis Sonntag, 23. Juni, statt.
    Die Veranstalter empfehlen, auf das Auto zu verzichten und zu Fuß, mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr anzureisen. Das Parken auf dem Talavera-Großparkplatz kostet pro Einfahrt fünf Euro. Das vollständige Programm gibt es unter www.umsonst-und-draussen.de.

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