Die Kulturszene ist momentan vollkommen zum Erliegen gekommen. Keine Kabarett-Veranstaltungen und keine Konzerte, keine Straßenfeste oder volle Hallen, alles wurde durch Corona gestoppt. Um einmal zu sehen, wie es den Künstlern derzeit geht, die sonst so viel Spaß und Freude in unseren Alltag bringen, hat sich diese Redaktion einmal in der näheren Umgebung bei den Kunstschaffenden umgehört.
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Die meisten sind Hobbymusiker, so wie Gunter Jüttner und Wolfgang "Mike" Popp vom Duo "Double One". Ihr gemeinsames Projekt startete vor zehn Jahren und anlässlich dieses Jubiläums hatten beide eigentlich mehrere Auftritte geplant. Doch bis zum Sommer wurde wegen der Corona-Krise bereits von Veranstalterseite aus alles abgesagt." Unser letztes Konzert war im Höchberger Kulturstüble Anfang März", berichtet Gunter Jüttner am Telefon. Danach wurde die Türen einfach dicht gemacht und die Veranstaltungsabende unter dem Dach des Lamm-Komplexes sind Geschichte. Zukünftig finden Höchbergs Kulturveranstaltungen in der neuen Kulturscheune im Wallweg statt. "Da wollen wir im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder spielen", so Jüttner. Double One hat im nächsten Jahr 10-jähriges Jubiläum in Höchberg und "bis dahin wird hoffentlich wieder alles normal laufen".
Bauchredner Sebastian Reich hält Kontakt zu seinen Fans
So wie dem Duo geht es derzeit sehr vielen Künstlern im Landkreis Würzburg. Auch die Gruppe "Solid Ground" aus Kist muss derzeit aussetzen mit ihren Auftritten. Sie wollten Anfang Mai im Keller Z87 in Würzburg auftreten – abgesagt wegen Corona. Oder auch die Musikfreunde Höchberg. Ihr Frühjahrskonzert in der TG-Halle am 25. April musste ebenfalls den Ausgangsbeschränkungen zum Opfer fallen. Vorsitzender Bernhard Hupp und seine Musikerkollegen waren eigentlich auf dem besten Weg, um wieder ein stilvolles Konzert auf die Bühne zu bringen. Dirigent Günter Molz hatte passende Stücke ausgewählt und normalerweise wäre man jetzt in der heißen Probenphase. Doch wegen der Ausgangsbeschränkungen ist das derzeit nicht möglich. Kein gemeinsames Üben, kein Probenwochenende und eben kein Auftritt.
Der professionelle Bauchredner Sebastian Reich mit seiner Nilpferddame Amanda hält den Kontakt zu seinen Fans über Facebook und bietet an jedem Sonntag einen Backkurs live an. So geht der Draht zu den Fans nicht ganz verloren. Doch die Hobbymusiker haben diese Möglichkeit nicht. Sie sind darauf angewiesen zusammen zu üben und sich im Spiel gegenseitig zu verbessern. "Ich sitze derzeit so drei- bis viermal in der Woche in meinem Probenkeller und übe", verrät Gunter Jüttner. Er hat es besonders schwer, denn neben der Gitarre und dem Gesang spielt er auch noch Fußschlagzeug. Das ist sehr anspruchsvoll und erfordert viel Koordination.
Vorfreude auf die Zeit nach Corona
Für das Jubiläumsjahr hatten er und Mike Popp viele neue Stücke in Planung, die entsprechend einstudiert werden müssen. "Normalerweise", so Jüttner, "üben wir alle 14 Tage gemeinsam die Harmonien ein und verfeinern unsere Stücke". Derzeit muss jeder für sich alleine üben. Wann eine Wiederaufnahme ihrer Konzerte möglich ist, steht noch nicht fest. "Die Nachwirkungen der Corona-Krise werden uns noch Jahre beschäftigen", fürchtet Jüttner. Er bedauert vor allem seine Berufskollegen, die von ihrer Kunst leben müssen. Für die werde es die kommenden Wochen finanziell sehr eng werden.
"Die Nachwirkungen der Corona-Krise werden uns noch Jahre beschäftigen"
Gunter Jüttner, Hobbymusiker
Aber Jüttner freut sich schon auf die Zeit nach den Ausgangsbeschränkungen. "Wenn der Spuk vorbei ist, kommen wir wieder zusammen", ist er sich sicher und dann wird aufgeholt bei der Neueinstudierung von Oldies und Klassikern der Rock- und Popgeschichte. Hier liegt der Schwerpunkt der Musik des Duos.
Was allerdings die Straßenfeste und Großveranstaltungen in diesem Jahr angeht, sieht Jüttner eher düstere Wolken aufziehen. Zusammen mit der Gruppe "Starlight" ist beispielsweise ein Auftritt im Grünsfelder Stadtteil Paimar Anfang September geplant. Da hat er noch keine Informationen, ob das Fest überhaupt stattfindet. Als neuer Schlagzeuger müsste er eigentlich mit den Kollegen viel mehr üben, aber mehr als eine gemeinsame Einheit ist bis jetzt nicht zustande gekommen. Doch Jüttner ist genauso hoffnungsvoll wie die anderen Kunstschaffenden, dass man sich nach der Corona-Krise wiedersehen wird mit seinen Bandmitgliedern und mit dem Publikum, dem man gerne noch so viel Freude schenken möchte.
