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WÜRZBURG: Wie es sich anfühlt, blind zu sein

WÜRZBURG

Wie es sich anfühlt, blind zu sein

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    Jasmin Fleischmann, Referentin für Behindertenarbeit im Diözesanverband Würzburg. FOTO Anna Sophia Hofmeister
    Jasmin Fleischmann, Referentin für Behindertenarbeit im Diözesanverband Würzburg. FOTO Anna Sophia Hofmeister

    Tische, Stühle, Teller, Unterteller, Tassen, Besteck, Kellner und leckeres Essen - alles da. Das einzige, was fehlt, ist Licht. Die Menschen, die das Café Blind Date besuchen, speisen im Dunkeln. Nicht in düsterer, grauer Dunkelheit, sondern in absolut rabenschwarzem Nichts. Die Kuchengabel lässt sich nur ertasten und die Flasche mit der Bionade lässt man am besten gar nicht mehr los.

    Sehende für Blinde sensibilisieren

    „Unser Ziel ist es, die soziale Inklusion von Menschen mit Sehbehinderung zu unterstützen“, sagt Jasmin Fleischmann, Referentin für Behindertenarbeit im Diözesanverband Würzburg. „Dazu gehört, dass wir Sehende für das Thema sensibilisieren. Dadurch hoffen wir, dass die Begegnung mit Sehbeeinträchtigten im Alltag unverkrampfter verläuft.“ Denn die Erfahrung zeige: Wer sich selbst einmal in die Welt von Blinden hineinversetzt hat, kann die Probleme von Sehbehinderten viel schneller erfassen.

    Mitleidsfreier Raum

    Veranstaltet durch die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (dpsg) und das Kilianeum – Haus der Jugend der Diözese Würzburg – soll durch das Café Blind Date ein positiv geprägter und vor allem mitleidsfreier Raum geschaffen werden. „Das ist insbesondere unseren Teamern mit Sehbehinderung wichtig“, sagt Jasmin Fleischmann. „Klar, sie sind von einem Schicksalschlag betroffen, das soll man auch nicht verachten oder verleugnen, aber die Botschaft ist: Sie kommen trotzdem gut zurecht und haben Spaß an ihrem Leben.“ Die Bedienungen im Café Blind Date sind allesamt Menschen mit Sehbeeinträchtigung, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit ihren in der Dunkelheit überaus tollpatschigen Gästen die Speisekarte vortragen und das gewünschte Essen bringen. Sie beantworten auch gerne alle Fragen zu ihrem persönlichen Alltag – der Kontakt zu Betroffenen gehört zum Konzept des Dunkelcafés. So erfährt man zum Beispiel, dass die Getränke im Lagerraum alphabetisch sortiert sind. Oder, dass ein Teppich dabei helfen kann, den richtigen Weg zu finden.

    Augen verlieren Anhaltspunkt

    Gerade die Jugendlichen seien nach einem Aufenthalt im Café Blind Date schwer beeindruckt, erzählt Jasmin Fleischmann. „Boah krass“, heiße es dann oft. Die Besucher befinden sich während ihres Cafébesuchs in absoluter Dunkelheit. Die Augen verlieren jeden Anhaltspunkt, das Raumgefühl verschwindet komplett. Die Gäste müssen sich jetzt ganz auf ihr Gehör und ihren Tastsinn verlassen. Besonders spannend wird das, wenn zusätzlich zu warmen Speisen a la carte auch kulturelle Veranstaltungen angeboten werden.

    Projektwoche geht zu Ende

    Im Café Blind Date finden in regelmäßigen Abständen Abendtermine und offene Veranstaltungen wie zum Beispiel Konzerte und Lesungen statt. Hierzu ist jeder Interessierte eingeladen. Schulklassen, Jugendgruppen, Ausbildungs- und andere Gruppen von 15 bis 30 Personen können jederzeit einen Besuchstermin im Dunkelcafé buchen. Während der aktuellen Projektwoche, die bis 21. Oktober stattfindet, empfängt das Café ab 16.30 Uhr Besucher mit Kaffee und Kuchen. Ab 18 kann man warme Speisen bestellen. „Im Vordergrund steht nicht so sehr das Event“, sagt Jasmin Fleischmann, „sondern die Begegnung mit der Lebenswirklichkeit von Sehbehinderten.

    “ Bewusst gemacht werden sollen alltägliche Situationen – und wie gravierend sie sich durch eine Sehbeeinträchtigung verändern.

    Café Blind Date im Kilianeum (Ottostraße 1): Der Zugeng ist barrierefrei. Tischreservierungen sind unter Tel. (0931) 38 66 31 51 möglich.

    Aktuelle Veranstaltungshinweise: www.cafe-blind-date.de

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