Gegenüber der Würzburger Julius-Maximilians-Universität mit ihrer 620-jährigen Geschichte ist sie ein "junger Hüpfer". Aber als solcher ist sie wendig, dynamisch und innovativ: Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg Schweinfurt (FHWS) ist 50 geworden. Pandemiebedingt feiert man das Jubiläum ein Jahr verspätet, demnächst mit einem Festakt auch am Standort Schweinfurt.
Vor allem die Entwicklung in den letzten 20 Jahren verlief rasant. Immer neue Studiengänge kamen hinzu, 22 sind es mittlerweile im grundständigen Studium (Bachelor). Dazu kommen etwa ebenso viele Masterstudiengänge. Nicht nur deshalb hat sich die FHWS längst in der Hochschullandschaft etabliert.
Zwei Drittel der Studierenden in Würzburg, ein Drittel in Schweinfurt
Würzburg und 3200 in Schweinfurt. Das Besondere dort: Fast die Hälfte der Studierenden in Schweinfurt kommt aus dem Ausland. Diese Internationalisierung ist gewollt und war aus Sicht von FHWS-Präsident Robert Grebner vor zehn Jahren die wohl wichtigste Weichenstellung der jüngeren Vergangenheit.
, Digitalisierung und immer mehr Studierende: Von anfänglich knapp 1600 ist ihre Zahl auf 9300 im letzten Sommersemester gestiegen, davon 6100 inDie Hochschule hat damit auf die zunehmend globale Vernetzung von Wirtschaft und Gesellschaft reagiert. Unternehmen brauchen heute international einsatzfähiges Personal mit entsprechenden Kenntnissen in Sprache und Kultur. 2150 ausländische Studierende aus über 100 Ländern waren im Sommersemester an der FHWS eingeschrieben. Mit fast einem Viertel ist die internationale Quote an Studierenden mehr als doppelt so hoch wie an der Uni Würzburg.

Für ihre deutschen Kommilitonen sind sie eine Art Türöffner zur Welt: Durch das gemeinsame Studieren weitet sich der Horizont – auch für die Daheimgebliebenen. Die Hochschule setzt dabei unter anderem auf aktuell fünf sogenannte Twin-Studiengänge, die auf Deutsch und Englisch angeboten werden. Die Idee dahinter: Junge Leute als aller Welt sollen nicht nur zum Studium nach Mainfranken kommen, sondern hier auch Deutsch lernen und nach dem Abschluss bleiben.
Denn Unternehmen in der Region suchen händeringend nach versierten Fachkräften. Nicht selten werden FHWS-Studierende schon während ihrer Praktika von Firmen angeworben. Oder, wie der FH-Präsident berichtet: "Teilweise übernehmen Ingenieure Lehraufträge, um in Kontakt mit Studierenden zu kommen. Da entsteht eine Symbiose."

Darin liegt die Stärke der Hochschule: Die Praxis spielt eine deutlich größere Rolle als an der Universität – weshalb Absolventinnen und Absolventen ausgezeichnete Karten auf dem akademischen Arbeitsmarkt haben. Das liegt auch daran, dass seit 15 Jahren die anwendungsbezogene Forschung Einzug in die FHWS gehalten hat. Bis dahin hatte man sich fast ausschließlich über die Lehre definiert – manche sprachen verpönterweise noch von "Unterricht".
Kein Wunder, war doch die FH bei ihrer Gründung 1971 aus drei Schulen hervorgegangen: dem Balthasar-Neumann-Polytechnikum des Bezirks in Würzburg und Schweinfurt, der Höheren Wirtschaftsschule und der Werkkunstschule (beide in Würzburg). Der Schulcharakter blieb lange Zeit prägend, man war eine Lehranstalt.
Bayerische Hightech Agenda bringt der Hochschule einen Schub
Mittlerweile aber hat sich die FHWS als wissenschaftliche Einrichtung behauptet und weiterentwickelt. Forschung und Transfer spielen eine deutlich größere Rolle. Allein über die Hightech Agenda des Freistaats werden 26 Stellen für Professorinnen und Professoren neu geschaffen, die sich ganz der Forschung verschreiben. "Das sind rund zehn Prozent unserer Professuren", sagt Präsident Grebner nicht ohne Stolz.
Bezahlt macht sich jetzt eine zweite wichtige Weichenstellung aus dem Jahr 2014: Damals setzte die FHWS einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung – und zwar über die Fachbereiche hinweg. Dies hat erst den Weg geebnet, dass in Schweinfurt nun ein Center für Robotik entsteht und in Würzburg ein Center für Künstliche Intelligenz (CAIRO). Beide Einrichtungen hat die Staatsregierung 2018 beschlossen und über die High Tech Agenda vor drei Jahren finanziert.

Die Uni Würzburg baut gerade ein eigenes KI-Zentrum (CAIDAS) auf. Während dort die Grundlagenforschung im Mittelpunkt steht, sucht die FHWS nach konkreten Anwendungen zum Beispiel in der Robotik. Teilweise seien die Übergange fließend, eine Konkurrenz zwischen Uni und FH sieht Grebner nicht: "Wir kooperieren und ergänzen uns."
Er ist froh, dass die sechs KI-Zentren auf Hochschulen in Bayern verteilt und nicht auf die beiden Münchner Elite-Unis konzentriert wurden. Mit der Technischen Universität Nürnberg freilich – sie befindet sich im Aufbau – erwächst der FHWS neue Konkurrenz im Wettbewerb um die Studierenden. "Das werden wir spüren", glaubt Grebner. "Deshalb müssen wir unser Profil noch deutlicher machen."

Dazu gehört eine weitere Weichenstellung aus dem Jahr 2020: Neben der Internationalisierung und Digitalisierung wurde der Schwerpunkt "Zero Carbon" installiert. Als wissenschaftliche Bildungseinrichtung will man sich der Herausforderungen des Klimawandels stellen und nach Lösungen suchen. So wurde Deutschlands erster grundständiger Studiengang "Wasserstofftechnik" vor einem Jahr in Schweinfurt gestartet.

Was die FHWS zu ihrem 50. Geburtstag besonders freut: Ihr sperriger Name "Hochschule für angewandte Wissenschaften FHWS" (seit 2011) gehört demnächst der Vergangenheit an. Im Juni gab Ministerpräsident Markus Söder bei einem Besuch bekannt, dass man sich bald "Technische Hochschule" nennen dürfe. Nicht-technische Studiengänge wie Soziale Arbeit oder Medienmanagement sollen aber erhalten bleiben, versichert der FH-Präsident.
Er selbst hatte sich die Umbenennung gewünscht. Sie bringe zwar nur eine kleine Verbesserung bei Personal und Ausstattung, wohl aber eine höhere Reputation. Und, mit Blick auf die starke technische Ausrichtung: "Damit steht drauf, was drin ist."
Studiengänge an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-SchweinfurtTechnische Studiengänge:● Architektur
● Bauingenieurwesen
● Elektrotechnik
● Maschinenbau
● Wirtschaftsingenieurwesen (alle seit 1971)
● Kunststofftechnik (seit 1972)
● Vermessungswesen (seit 1973)
● Informatik (seit 1975)
● Wirtschaftsinformatik (seit 2000)
● Mechatronik (seit 2002)
● Logistik (seit 2008)
● E-Commerce (seit 2011)
● Technomathematik (seit 2012)
● Geovisualisierung (seit 2015)
● Robotik (seit 2020)
● Wasserstofftechnik (seit 2021)Nicht-technische Studiengänge:● Betriebswirtschaft
● Gestaltung (beide seit 1971)
● Soziale Arbeit (seit 1972)
● Pflegemanagement (seit 1995)
● Medienmanagement (seit 2001)
● Fachübersetzen (seit 2006)Quelle: FHWS