Mit Entsetzen sehen viele Menschen die Bilder, die täglich aus dem Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze um die Welt gehen. Bilder von frierenden Menschen, die seit Tagen in kleinen Zelten im Schlamm leben, die nachts Müll verbrennen, um sich und ihre Kinder ein bisschen zu wärmen, und die immer noch hoffen, dass sich die Grenze öffnet.
Das Foto von Taha Mayati und seiner Familie sticht heraus aus dieser Bilderflut: Der 26-jährige Syrer strahlt unter seinem Regenschutz, seine Frau und die beiden kleinen Mädchen lächeln. Die Familie hat sich in Idomeni wiedergefunden. Das Foto haben die Freiwilligen der Mobilen Flüchtlingshilfe aus Würzburg auf ihre Facebook-Seite gestellt. Sie waren es auch, die Taha Mayati, der als anerkannter Flüchtling in Kitzingen lebt, mit nach Idomeni nahmen, damit er dort seiner Frau Sabah, der zweieinhalbjährigen Hasnaa und der elf Monate alten Fatima helfen kann. Denn Sabah Mayati wollte unbedingt zu ihrem Mann, doch ihre Reise aus der Türkei endete an der geschlossenen griechisch-mazedonischen Grenze. Dort hauste sie mit ihren Töchtern und ihrem Bruder in einem kleinen Zelt im Schlamm.
Inzwischen sind Taha Mayati und seine Familie nicht mehr in Idomeni. Nur ein paar Tage haben sie dort zusammengelebt, dann sind sie zu viert mit dem Bus nach Athen gefahren. Dort versucht Sabah Mayati ein Visum für Deutschland zu bekommen. Taha Mayati ist bereits am vergangenen Samstag mit den Helfern der Mobilen Flüchtlingshilfe zurück nach Deutschland geflogen, Sabah und die beiden Mädchen kamen in einer Flüchtlingsunterkunft in der griechischen Hauptstadt unter. „Taha wollte bei seiner Familie bleiben“, erzählt Vera Hoxha von der Mobilen Flüchtlingshilfe, die von Würzburg aus Hilfsfahrten in Flüchtlingslager organisiert und die für Familie Mayati in Kontakt mit der deutschen Botschaft in Athen steht. „Wir konnten ihn aber überzeugen, dass es besser ist, wenn er wieder nach Deutschland fliegt“, berichtet sie. „In Kitzingen kann er arbeiten. Er muss Geld verdienen, damit er die Flüge für seine Frau und die Kinder bezahlen kann.“ Vor seinem Abflug nach Griechenland hatte der 26-jährige Syrer in Kitzingen eine Probearbeit als Bodenleger begonnen.
Wie lange es dauert, bis seine Familie ein Visum bekommt, weiß auch Hoxha nicht. Ursprünglich hatte Taha Mayati versucht in der Türkei ein Visum für seine Frau und die Kinder zu bekommen. Doch immer wieder fehlten Unterlagen oder sie wurden nicht akzeptiert. Schließlich wollte seine Frau nicht länger in Istanbul warten und machte sich mithilfe von Schleppern zusammen mit den beiden Kindern und ihrem Bruder auf den Weg. Die Chancen, dass die Familie diesmal ein Visum für Deutschland bekommt, stehen laut Hoxha gut. Vielleicht sieht sich Familie Mayati also bald wieder. In Deutschland.
Mobile Flüchtlingshilfe
Etwa 1000 Essenspakte täglich haben die vier Helfer der Mobilen Flüchtlingshilfe aus Würzburg in den vergangenen zehn Tagen an Flüchtlinge verteilt, die bei Idomeni an einer Tankstelle ihre Zelte aufgestellt haben. 1,20 bis 1,50 Euro kostet ein Essenspaket. Die Helfer haben beim Inhaber eines Discounters vor Ort die benötigten Lebensmittelmengen vorbestellt und dann jeden Tag Päckchen gepackt – mit Sandwich, Croissant, Obst, Möhren, Müsliriegel, Schokolade und Saftpäckchen. Wasser wurde extra verteilt. Das Geld haben auch viele Menschen aus Unterfranken gespendet.
Als die Helfer in Idomeni merkten, dass die Spendengelder nicht für zehn Tage reichen würden, starteten sie auf ihrer Facebook-Seite einen weiteren Aufruf. So kam das Geld für 4000 Essenspakete schnell zusammen. Die nächste Helfergruppe aus Unterfranken befindet sich bereits auf dem Weg nach Idomeni. Am Sonntag sind elf Freiwillige der Mobilen Flüchtlingshilfe mit zwei Autos nach Griechenland aufgebrochen. Die Mobile Flüchtlingshilfe wurde im Herbst 2015 von Vera Hoxha und Christian Ludwig aus Würzburg sowie Julie Michelle Brustmann aus dem Sauerland ins Leben gerufen. Die Gruppe organisiert Hilfsfahrten zu den Flüchtlingsrouten entlang der EU-Grenze.