Es gibt sie doch noch, die Freude über die Deutsche Einheit. In Winterhausen ist sie jetzt sogar unverwüstlich in einem Wieder-Vereint-Stein festgehalten. Am Samstag haben Bürgermeister Christian Luksch, Initiatorin Roswitha Oehler und der Bildhauer Thomas Reuter das Monument enthüllt.
"Es soll ein Stein der Freude sein", sagte der Bürgermeister und erklärte, warum ausgerechnet in Winterhausen ein Wieder-Vereint-Stein an der Mainlände steht. Der Ort am Main war früher ein Umschlagplatz für die Muschelkalksteine aus den Winterhäuser Steinbrüchen. Hier wurden sie auf Schiffe verladen und hier steht nun der Wieder-Vereint-Stein, der für Winterhausen "eine große Bereicherung ist", so Luksch. Denn er sei ein Ausdruck der Freude über 30 Jahre Demokratie, eine Würdigung derer, die maßgeblich die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten geschafft haben, aber auch eine Mahnung, spalterischen Tendenzen wie beispielsweise Rechtsextremismus in der Gesellschaft entgegen zu treten.
Wichtige Erinnerung an die Teilung Deutschlands
Bildhauer Thomas Reuter hat sich einen Muschelkalkquader ausgesucht, der schon gespalten war. Absichtlich. "Ihn zusammen zu kleben, hätte für mich nicht gestimmt", sagte er bei der Vorstellung seines Werks. Stattdessen werde der Stein durch dynamische Drahtseile zusammen gehalten. Der sichtbare Spalt stehe für vieles: Für die Mauer, die Grenze, den Todesstreifen. "Es ist ein Stein der Spaltung und des Wiederzusammenführens", beschreibt Reuter kurz gefasst seine Idee.
Dass der Wieder-Vereint-Stein für Winterhausen nicht nur eine Bereicherung, sondern auch von politischer Bedeutung ist, unterstrichen Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder (CSU), Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib (SPD) und Landrat Thomas Eberth (CSU). "Viele junge Menschen können sich nicht mehr vorstellen, wie es war, als Deutschland noch getrennt war. Umso wichtiger ist es, sich daran zu erinnern", sagte Lehrieder.
Der Wiedervereint-Stein ist ein "starkes Symbol"
"Der Wieder-Vereint-Stein in Winterhausen bietet die Chance, nachzudenken", meinte Halbleib und denkt an ein Nachdenken über die eigene Geschichte, über Spaltungen und über friedliche Revolutionen. Als ein "starkes Symbol" bezeichnete Landrat Eberth den Stein, der "bei aller Festigkeit, die Muschelkalk hat, auch brüchig sein kann". Und so wie der Stein von Drahtseilen zusammengehalten wird, wünschte sich Eberth, dass es Menschen gebe, die in der Gesellschaft alles zusammenhalten.
Roswitha Oehler sieht im Wieder-Vereint-Stein ihre persönliche Kraftquelle. Vergangenes Jahr hatte sie im Theater Sommerhaus an den Fall der Mauer erinnert und dabei kam ihr die Idee, eine bleibende Erinnerung an die Wiedervereinigung anzustoßen. "Als Roswitha mir die Aufgabe anvertraute, war ich schon etwas skeptisch", sagte Thomas Reuter.
Roswitha Oehler will jetzt jeden Abend zum Stein an den Main und ihre Gedanken schweifen lassen. Dabei denkt sie sicher auch an ihre eigene Biographie, an ein Leben das nicht immer einfach war und mittlerweile 30 Jahre Ost- und 31 Jahre Westerfahrung einschließt.
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