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WÜRZBURG: „Wir können das nicht akzeptieren“

WÜRZBURG

„Wir können das nicht akzeptieren“

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    Blick in die Produktionshalle: Im Würzburger Werk in der Nürnberger Straße stellt Automobilzulieferer Brose Heizgebläse, Kühlerlüftermodule und Fensterhebermotoren her.BROSE
    Blick in die Produktionshalle: Im Würzburger Werk in der Nürnberger Straße stellt Automobilzulieferer Brose Heizgebläse, Kühlerlüftermodule und Fensterhebermotoren her.BROSE Foto: Foto:

    Die Auftragslage ist gut, das Geschäft mit Motoren für Fensterheber, elektrische Lenkung und Lüftermodule läuft, und doch hat Jörg Rödel ein Problem – direkt vor der Haustür. Der Geschäftsführer des Würzburger Brose-Werkes hat ein Schreiben der Stadt auf den Tisch bekommen. Danach soll das Unternehmen, wie berichtet, 2,6 Millionen Euro des 3,7 Millionen teuren Ausbaus für 600 Meter Nürnberger Straße übernehmen. „Wir können das nicht akzeptieren“, sagt Rödel im Pressegespräch. Ob sich das Unternehmen juristisch wehren wird, lässt er offen. Noch setzt er auf die Kompromissbereitschaft der Stadt.

    Diese steht wegen ihrer Millionenforderung bei allen zehn betroffenen Anliegern in der Kritik, die 90 Prozent der Kosten tragen sollen. „So kann man mit uns nicht umgehen“, sagt Petra-Maria Karl als Sprecherin der Anlieger. Ein Hauptkritikpunkt: Bei rund 17 500 Fahrzeugen, die täglich durch die Nürnberger rollen, könne man nicht von einer Anliegerstraße sprechen.

    Unverständlich ist für die Firma Brose zudem der „Luxusausbau“ der ehemaligen Bundesstraße in einem Gewerbegebiet – mit Rad- und Fußwegen auf jeder Fahrbahnseite, Bäumen und weniger Parkplätzen. Letzteres gehe auch zu Lasten der Mitarbeiter.

    Laut Werkleiter Rödel solle Brose den Löwenanteil der Sanierung zahlen, habe aber außer einem Fußweg nicht einmal einen Zugang zur Straße. Die Brose-Eingänge liegen in der Ohm- und Werner-von-Siemens-Straße. Die Anwohnerbeteiligung richtet sich maßgeblich nach der Grundstücksfläche: Hier ist Brose mit 125 000 Quadratmetern dabei.

    Millionen in die Infrastruktur

    Die Stadt habe zwar über den Ausbau informiert, doch da war die Planung bereits fertig, berichtet Rödel. Die angekündigte Kostenbeteiligung sei „in dieser Höhe dann ein Schlag ins Gesicht gewesen“. Falls man zur Zahlung gezwungen werde, müsse das Geld eingespart werden – am Standort Würzburg mit seinen 1800 Beschäftigten. Das sei bedauerlich.

    Seitdem Brose das einstige Siemens-VDO-Werk Ende 2007 übernommen hat, „haben wir jährlich bislang rund 2,5 Millionen Euro in die Infrastruktur gesteckt, in Gelände und Gebäude“, plane auch weitere Investitionen. Folglich würden die hohen Kosten „zu Lasten unseres Zukunftssicherungskonzeptes gehen“.

    Der Geschäftsführer will aber keine Droh-Szenarien aufbauen. Bislang pflege man mit der Stadt gute Kontakte, habe Unterstützung bekommen und wolle auch weiterhin zusammenarbeiten. Auch wenn die Gespräche mit Stadtkämmerer Christian Schuchardt bislang keine Annäherung brachten, ist Rödel verhalten optimistisch, doch noch einen Kompromiss zu erreichen.

    Der Straßenausbau-Beitrag sei nicht der Grund gewesen, dass Brose sein neues Verwaltungszentrum mit 500 Arbeitsplätzen, wie berichtet, nicht in Würzburg, sondern in der Region Baumberg baut, erklärt Rödel. Ein Ansiedlungskriterium der Studie zum Standort-Entscheid war aber die Finanzkraft der Kommunen und da schneidet Würzburg – im Gegensatz zu anderen Bereichen – nicht sonderlich gut ab. Kommentar Rödel: „Eine finanziell gesunde Stadt käme wohl auch nicht auf die Idee, für die Sanierung einer mehr als 60 Jahre alten Straße Beiträge zur 'Ersterschließung' zu verlangen.“

    Die Stadt begründet dies mit einer Gleichbehandlung nach den Vorschriften des Baugesetzbuches. Der 90-prozentige Anteil werde bei allen Ersterschließungen erhoben – das sei in der Nürnberger Straße der Fall. Im übrigen wundert man sich im Rathaus, dass sich Brose „im Rahmen des Ankaufs nicht mit der Erschließungssituation befasst hat.“ Hierzu erklärt der Werkchef: „Wir haben 2008 ein voll erschlossenes Grundstück übernommen, da die Nürnberger Straße bereits in den 50er Jahren ausgebaut wurde. Dass wir uns nun an einer Ersterschließung beteiligen sollen, ist für uns – wie für alle Anlieger – überhaupt nicht nachvollziehbar.“

    Keine Expansionspläne

    Ob und inwieweit der Automobilzulieferer weiter in Würzburg investiert, hängt nach Aussage von Geschäftsführer Rödel „vom Erfolg des Motorengeschäftes und von wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen am Standort ab“.

    Jürgen Otto, Vorsitzender der Brose Geschäftsführung in Coburg, hat kürzlich „die hervorragenden Verkehrsanbindungen“ von Würzburg durch ICE- und Autobahnanbindungen sowie die Nähe zum Frankfurter Flughafen gewürdigt und angekündigt diese Standortvorteile „zukünftig stärker in unsere Überlegungen einzubeziehen“. Konkrete Expansionspläne gebe es jedoch nicht, sagt Geschäftsführer Rödel. Das gelte auch für das benachbarte Areal der Faulenberg-Kaserne.

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