Auch in diesem Sommer zogen verschiedene Veranstaltungen auf dem Flugplatz, darunter die Premieren zweier Musikfestivals, bereits viele Tausend Besucher an. Das Fazit: zahlreiche begeisterte Stimmen, Zufriedenheit mit dem nachgebesserten Verkehrskonzept – und am Rande Kritik an der Lautstärke der Veranstaltungen.
In einer Gemeinderatssitzung in Gaukönigshofen war der Lärmpegel der Festivals Thema; außerdem gingen bei der Polizei in Ochsenfurt einige Anrufe wegen nächtlicher Ruhestörung ein. Auf der Facebook-Fanseite der Main-Post wurde das Thema intensiv diskutiert. Kritische Kommentare konzentrierten sich vor allem auf das „Madville“-Festival mit elektronischer Musik. Von „Kindern, die nicht schlafen konnten“ und „Menschen, die am Wochenende arbeiten müssen“ war die Rede – meist mit einem versöhnlichen Tenor: „Es hat jeder mehr davon, wenn man auf beiden Seiten Rücksicht nimmt. Ich finde die Veranstaltungen auch super. Aber man muss ja nicht mit 'nem Tinnitus da raus gehen“, schreibt eine Userin aus Gaubüttelbrunn.
Aus Giebelstadt kommt folgende Stimme: „Was würden Gaukönigshofen und Co. unternehmen, wenn die US-Army noch da wäre und im Sommer die Hubschrauber in der Luft betankt, wie es einmal war. Schon vergessen?? Lasst doch mal die Kirche im Dorf und freut Euch, dass der Ochsenfurter Gau nicht vor Langeweile stirbt!!!“
Es habe Beschwerden gegeben, bestätigt Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer – diese hätten sich aber ausschließlich auf das „Madville“-Festival bezogen. „Die Beschwerden, die bei der Gemeinde eingegangen sind, sind an einer Hand abzuzählen“, sagt er. Auf seine Nachfrage beim Gaukönigshöfer Bürgermeister Bernhard Rhein habe dieser von genau einer konkreten Beschwerde aus seiner Gemeinde wegen „Madville“ berichtet. „In der Summe war es nicht viel“, so Krämer. „Wir nehmen das Thema aber ernst.“
Um unter anderem über Nachbesserungen beim Lärmschutz zu sprechen, trafen sich Helmut Krämer und Annette Barreca, Geschäftsführerin der Flugplatz-GmbH, mit den Initiatoren der Festivals von der „Manfred Hertlein Veranstaltungs GmbH“. „Die Belastung für die Anwohner soll in jeder Hinsicht möglichst gering gehalten werden“, betont Wolfgang Thiel, Projektleiter bei Hertlein. „Schließlich wollen wir auf dem Flugplatz etwas Nachhaltiges aufbauen.“
Entsprechend der Vorschriften gibt im Vorfeld jeder Veranstaltung ein Messingenieur eine Lärmprognose ab und erstellt ein schalltechnisches Gutachten, so Thiel. Auch beim Soundcheck fänden Lautstärkemessungen statt; die Lautstärkegrenzen seien eingehalten worden. Neben dem objektiven Hörempfinden spiele aber auch das subjektive eine Rolle. Nicht jeder könne mit elektronischer Musik, die zudem sehr basslastig ist, etwas anfangen, was Thiel als einen möglichen Grund für die Lärm-Beschwerden sieht.
Außerdem hätten die Festivals bis 1 Uhr nachts gedauert, Konzerte wie das von Fanta 4 hingegen nur bis 23 Uhr. Vorschläge des Veranstalters für Verbesserungen bei künftigen Veranstaltungen gibt es bereits. Zentral sei ein Mischpultbetreuer, der – anstelle des DJs – den Sound steuert. „Die DJs bei 'Madville' haben den Sound zum Teil selbst hochgeregelt“, so Thiel. Außerdem soll es auch während der Konzerte Messpunkte geben, an denen die tatsächliche Lärm-Belastung festgestellt wird.
Die Ausrichtung der Bühnen und der Lautsprecherboxen nennt Thiel als weitere Stellschrauben für die Lautstärke. Auch am Konzept von „Madville“ könne man feilen. „Wir denken über eine konzertähnliche Situation nach“, sagt Thiel. Während beim „Mission Ready“-Punkfestival zwei Bühnen bespielt wurden, und sich die Konzerte dabei maximal eine halbe Stunde überschnitten, gab es bei „Madville“ drei Bühnen, auf denen mehr oder weniger durchgängig Musik zu hören war.
Was bei einer Open-Air-Veranstaltung immer unberechenbar bleibe, sei die Wettersituation. „Wie steht der Wind?“ sei eine zentrale Frage, so Thiel. Bei „Madville“ sei außerdem der Schall in Gaukönigshofen auf eine geschlossene Wolkendecke getroffen und entsprechend heftig wieder zurückgekommen
„Insgesamt muss man sich aber schon fragen: Will man solche Veranstaltungen in der Region haben oder nicht?“, sagt Thiel und verweist auch auf die Lärm-Diskussion bei Weinfesten oder Heimspielen der Würzburger Kickers. „Wir haben hier in Giebelstadt etwas Tolles aufgebaut“, ist Manfred Hertlein, Inhaber der Konzertagentur, überzeugt.
Der Flugplatz sei ein „Glückstreffer“. Das Gelände bietet Voraussetzungen, die nicht viele Veranstaltungsorte erfüllen, bestätigt Thiel. Da es befestigt ist, komme es auch bei Regen nicht zu Schlammschlachten. „Wer campen will, kann sein Zelt direkt neben dem Auto aufschlagen; und auch die Verkehrsanbindung ist gut“, so Thiel.
Die Gemeinde Giebelstadt, der Veranstalter und die Polizei ziehen eine positive Bilanz der vergangenen Veranstaltungen. An die 5000 Besucher, darunter viele aus Frankreich, Belgien und Großbritannien, hat das „Mission Ready“-Punk-Festival angezogen. „Wir hatten allein über 100 Besucher aus London“, sagt Hertlein stolz. „Madville“ zog über 4000 Gäste an, vor allem aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern. Zur Stuttgarter HipHop-Band „Die Fantastischen Vier“ kamen 9000 Menschen, zum Food-Truck-Festival an die 6000. Gut angenommen wurde sowohl das Camping-Gelände als auch der Shuttle-Service zu den Konzerten.
Die Veranstaltungen sind ein Imagegewinn für die Gemeinde, ist Krämer überzeugt. „Daraus sollen die umliegenden Gemeinden aber keinen Nachteil ziehen.“
„Wir lernen mit jeder Veranstaltung dazu“, sagt der Bürgermeister. Für Veranstaltungen im kommenden Jahr finden bereits Gespräche zwischen der Gemeinde, der Flugplatz-GmbH und Hertlein statt. Die Zeichen, dass es weitergeht, stehen positiv, sind sich alle Beteiligten einig. Man wolle das Konzept weiter optimieren, so Krämer. Denn: „Wenn zu einer Veranstaltung Beschwerden kommen, überträgt sich das auf alle.“
Über eine Beschwerde musste der Bürgermeister allerdings schmunzeln: 2016 hätten sich nach dem Gabalier-Konzert ebenfalls Anwohner beklagt – darüber, dass sie von der Musik nichts gehört hätten.