Jetzt ist es offiziell, was schon mit Beginn des Schuljahres 2010/11 eingeführt wurde: Die Unterpleichfelder haben nun eine Mittelschule. Die bisherige Volks- und Hauptschule Unterpleichfeld gibt es nicht mehr. Bei einer Feierstunde mit den zwei gebundenen Ganztagsklassen der Jahrgangsstufen 5 und 6 sowie den Neuntklässlern überreichte Schulamtsdirektor Günter Mensch die Urkunde zur Anerkennung der Pleichach-Mittelschule.
„Heute ist ein bedeutender Tag für unsere Schule“, strahlte Rektor Rudolf Suttner und ist sicher, „dass dieses Schulmodell der Mittelschule prima zu uns passt“. „Jeder und jede von euch wird hier bestens gefördert“, meinte Suttner. Der bayerische Staat habe mit der Einführung der Mittelschule auf die demografische Entwicklung und sinkende Schülerzahlen reagiert. Die Unterpleichfelder sind mit Estenfeld und Rimpar einen Schulverbund namens „Markward von Grumbach-Mittelschule“ eingegangen. Mit diesem Schulverbund der drei Mittelschulen können optimale Lernbedingungen und Fördermöglichkeiten angeboten werden.
„Du bist anders als ich. Ich bin anders als du“, sangen und schnipsten die Fünftklässler der Ganztagsschule und drückten damit genau das aus, was ihnen die verantwortlichen Erwachsenen vermitteln wollen. „Wir haben in unserem Land zu wenig Achtung vor der Unterschiedlichkeit der Arbeit. Oft schauen wir nur darauf, was jemand verdient oder welchen akademischen Grad er hat“, meinte Bürgermeister Fredy Arnold.
Dabei habe jede Arbeit den gleichen Wert. „Wir wollen entdecken, wecken und ausbauen, was in euch steckt, damit ihr später einen Beruf ergreift, der euch Spaß macht“, versteht Arnold die Aufgabe der Schule vor Ort und die Chance des Schulverbunds.
„Wir tragen unsere Mittelschicht“, sind sich Sophia Henninger und Julian Nagel aus der 9. Klasse einig. Ohne wichtige Institutionen wie Bäckereien, Metzgereien, Handwerksbetriebe oder die Polizei könne die Gesellschaft nicht bestehen, verdeutlichten die beiden Schulsprecher und fanden es „schön, dass wir die Urkunde bekommen“.
Christine Benz freute sich, dass die individuellen Förderungen, das soziale Lernen und der vertiefte Praxisbezug der neu gegründeten Schulform verschiedene Schulabschlüsse ermöglichen, „die alle Türen offen lassen“. Als „Säulen im Alltag“ und als „optimales Konzept“ sah die Elternbeiratsvorsitzende der Mittelschule Unterpleichfeld die Stärke der Schülerinnen und Schüler in deren erlerntem Wissen, in ihrer individuellen Persönlichkeit und im engen Bezug zur realen Arbeitswelt.
Dass die Mittelschule Unterpleichfeld viel vorzuweisen hat, wurde in den Beiträgen der Lehrkräfte und Jugendlichen deutlich. Einen „Strauß an Unterrichtsthemen“ stellte Klassenleiterin Gudrun Farbacher beim Konzept „Lernen durch die Künste (LTTA) “ vor, bei dem Unterrichtsthemen verschiedenster Art mit dem gesamten Körper erarbeitet werden. Das sei intensiv, interessant und erfolgreich.
Die beiden Ganztagsklassen unter der engagierten Gesamtleitung von Gertraud Bitsch zeigten anschaulich, was sie an ihren wöchentlichen Kreativtagen mit ihren Lehrkräften Gudrun Farbacher, Josef Eberlein und Petra Then sowie mit „Fachkräften von außen“ wie den Bäckermeister Albert Glöckner oder den Holzspezialisten Theo Weimann lernen: Es gibt Neigungsgruppen für Kochen und Backen, Holz- und Schnitzarbeiten sowie für die Trendsportarten Breakdance und Rope Skipping (Seilspringen). 50 Schülerinnen und Schüler gehen im Moment in die gebundene Ganztagsschule. Sie haben vier Mal in der Woche von 8 bis 16 Uhr Unterricht, am Freitag bis 13 Uhr. Sie essen in der Schule frisch gekochte Mahlzeiten, haben Lern-, Hausaufgaben- und Intensivierungszeiten und geregelte Freizeiten.
„Was unsere Mittelschule ausmacht und in der Wirtschaft sehr geschätzt wird“, verdeutlichten auch die Neuntklässler Tobias Hemmerlein und Cam Rafet anhand ihrer Projektmappe. Im berufsorientierten gewerblich-technischem Bereich etwa stellt ein Schüler nicht mehr einzeln für sich ein Werkstück her. Projekte entstehen im Team und müssen genau durchdacht, kalkuliert und protokolliert werden. Die Schüler können ihrem Auftragskunden auf diese Weise alle Arbeitsabläufe und Preiskalkulationen erklären und „eine saubere Arbeit abliefern“.
Ein anderer berufsorientierter Bereich nennt sich „Soziales“. Es beinhaltet Kreativität im Miteinander und auch das Herstellen von Catering-Produkten. „Allererste Klasse“ waren am Festtag der Urkundenübergabe deren leckere Häppchen. Kim, Isabella und Cheyenne stellten sie den Ehrengästen vor. Zum Fingerfood zählten Vollkorn- und Knäckebrot mit Radieschencreme, Kapern-Ei-Aufstrich oder Frischkäse-Paprika-Belag.
„Ihr habt mich regelrecht begeistert. Ihr habt was drauf. Euch stehen alle Wege in den Beruf offen“, lobte Günter Mensch die Schülerinnen und Schüler in Unterpleichfeld. „Für junge Menschen wie euch wurde die Mittelschule gegründet“, meinte er unmittelbar vor dem „großen Moment“ der Urkundenübergabe an Rektor Suttner und Bürgermeister Arnold. Der Schulamtsdirektor wünschte viel Spaß dabei, die persönlichen Begabungen zu entdecken, die eigenen Lebensziele zu verfolgen und sie schließlich zu schaffen.