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OCHSENFURT: Wirtin der „Krone“ hat sich von ihren Stammgästen verabschiedet

OCHSENFURT

Wirtin der „Krone“ hat sich von ihren Stammgästen verabschiedet

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    Auf die letzten Tage war sie völlig ausgebucht. Rose-Marie Dieregsweiler, genannt Rosi, stöhnt nicht, sie holt tief Luft und entschuldigt ihre Betriebsamkeit: „Ich bin allein!“. Der Kohl für den Krautsalat muss jetzt geschnippelt werden. Seit ihre Mitstreiterin, Schwägerin Lore Grünsfelder 2007 verstorben ist, ist es ein wenig viel geworden für die 65-Jährige.

    Sie hat sich in 50 Jahren tatsächlich krumm gearbeitet und freut sich ein bisschen auf Ruhe. Aber: „Es fällt schon schwer“, sagt sie. Brauereichef Dietrich Oechsner kommt gerade nach ihr sehen, einer Wirtin, die „gerade heraus, immer nett und einfach liebenwert ist.“ Abschiedsbriefe von den Gästen sind nicht die Regel, bestätigt er. Es geht Wehmut um.

    Seit 50 Jahren ist Rosi schon im Betrieb, eine geborene Grünsfelder. Mit 16 Jahren hatte sie übernommen, unterstützt von Schwägerin Lore, die die Familie zusammen gehalten, die Geschäfte bis zu Rosis Volljährigkeit geführt und ihr das Kochen erst einmal beigebracht hat. Der Vater war im Krieg geblieben und die Mutter früh gestorben. Lore war die Seele des Hauses – und auch Bruder Klaus habe immer geholfen - erinnert die Wirtin.

    Ganze zehn Jahre war die Krone ab 1970 verpachtet. Eigentümerin Rosi arbeitete in Ehrbars Weinstube in Frickenhausen, dann wurde umgebaut und Ochsenfurt kehrte wieder bei Rosi und Lore ein.

    Seit 1919 war die Krone auf der Ecke Brückenstraße/Spitalgasse Familienbesitz, nachdem sie Großvater Michael Grünsfelder, der zuvor Pächter war, gekauft hatte. Überhaupt handelt es sich laut Armin Oechsner, der die Geschichte der Krone recherchiert hat, bei der Gastwirtschaft um eines der ältesten noch existenten Gasthäuser mit unveränderter Schildgerechtigkeit (Main-Post 25. April 2001). Die war im April 1771 für das Gasthaus „Zur goldenen Kron“ erteilt worden.

    Nun geht zumindest für Küche und die drei Gästezimmer die Ära Grünsfelder erst einmal zu Ende. Rosi verpachtet.

    Deshalb ging es auf die letzten Tage als Gastwirtin noch einmal mächtig rund in der kleinen Küche. Alle wollten ein letztes Mal ihre knusprig-saftigen Hähnchen genießen oder das Cordon Bleu á la Rosi. „Ein gescheiter Käs“ sei das Geheimnis, erklärt sie freimütig – außerdem die Ausgewogenheit zwischen Fülle und Fleisch. Dafür war die Krone Jahrzehnte berühmt.

    Hier trafen sich die Ochsenfurter. Für mindestens zehn Stammtische war die Krone zuletzt Treffpunkt. Darunter etliche Frauen-Stammtische und natürlich die Kart-Tische. Einige Stammgäste, berichtet Rosi Dieregsweiler, bringen es ebenfalls auf 50 Jahre, die kamen erstmals als Lehrlinge und sind geblieben.

    Ihre Stammgäste haben sie durch die Zeit der Baustellen und Brückensperrung getragen gibt sie zu bedenken. 80 Prozent ihres Umsatzes verdankt sie derzeit ihnen. Die strategisch günstige Lage am Brückenkopf, einem der Verkehrsknotenpunkte der Stadt von Anfang an, war seit dem Teilabriss der Alten Mainbrücke zu einem Abseits geworden, an den Umsätzen deutlich zu spüren.

    Aber es geht weiter: Zum ersten Dezember soll Zur goldenen Krone als italienisches Restaurant wieder eröffnen. Rosie spricht von „wir“, wenn sie von der künftigen Außenbestuhlung spricht. Und dass ihr Pächter, der zuletzt in Eibelstadt tätig war, sich von ihr wohl zeigen lassen will, wie sie Hähnchen und Cordon Bleu zubereitet.

    Sie will sich nicht unbedingt in ihre Dachwohnung verziehen. Einen „schleichenden Ruhestand“ stellt sie sich vor, bei dem man ab und an noch mit anpacken kann. Vielleicht sieht man Rosi aber auch öfter mal auf dem Bänkle vor der Tür sitzen, wenn Sie nicht gerade im Café Krüger Süßes nascht. Das klingt perfekt – und hoffentlich wird es auch so.

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