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WÜRZBURG: Wo Bücherstapel bis zur Decke reichen

WÜRZBURG

Wo Bücherstapel bis zur Decke reichen

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    Anette Steenpass, Inhaberin von „Bücher im Frauenland“, empfiehlt „Schlaflose Nacht“: „Nach dem Suizid ihres Mannes versucht eine junge Witwe – vorwiegend nachts – ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen“.
    Anette Steenpass, Inhaberin von „Bücher im Frauenland“, empfiehlt „Schlaflose Nacht“: „Nach dem Suizid ihres Mannes versucht eine junge Witwe – vorwiegend nachts – ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen“. Foto: Foto: Wolfgang Renninger

    Dass Zeit tatsächlich ein relativer Begriff ist, wird einem klar, wenn man auf der Suche nach Lesestoff bei „Bücher im Frauenland“ vorbeischaut: Seit 1988 betreibt Andrea Steenpass abseits des hektischen Innenstadttrubels ihre Stadtteilbuchhandlung und hat sich in dieser Zeit durchaus ihren eigenen Stil bewahrt.

    Beim Betreten des Ladens in der Wittelsbacher Straße 9, gleich gegenüber dem ehemaligen Lehrerseminar, könnte man meinen, ins Wohnzimmer eines verkannten Literaten geraten zu sein, der sich sein Geld mit Buchbesprechungen fürs Feuilleton verdient: Bücherstapel vom Boden bis zur Decke, der Lyrik-Band neben der Franz Marc-Biografie, eine wunderschön illustrierte Ausgabe von Borcherts „Schischyphusch“ korrespondiert mit Umberto Ecos „Die große Zukunft des Buches“. Was auf den ersten Blick ungeordnet scheint, offenbart beim erklärenden Rundgang mit der Inhaberin durchaus eine innere Logik. „Ich möchte meinen Kunden ein ansprechendes und ausgewähltes Sortiment anbieten, habe aber nur begrenzt Platz zur Verfügung. Das erfordert dann auch ein gewisses Maß an Improvisation“, erklärt die Buchhändlerin alter Schule nicht ohne einen Schuss Selbstironie.

    Begonnen hatte die gebürtige Erlangerin ihren Buchladen noch mit Daniel Osthoff, der sein Antiquariat mittlerweile in der Martinstraße betreibt. „Wir kannten uns von der Uni und hatten um die Ecke einen größeren Laden gemietet. Leider wurde bei Daniels antiquarischem Sortiment schnell klar, dass er die Nähe zum Zentrum braucht.“ So hat der Buchladen schließlich nach zwei Umzügen im früheren Domizil von „Farben Lukas“ seinen Platz gefunden und ist im Frauenland fest verwurzelt.

    Neben einer großen Taschenbuchauswahl aus den Bereichen Belletristik und Sachbuch findet man auch aktuelle Neuerscheinungen und eine schöne Auswahl an Kinder- und Jugendbüchern in dem kleinen, verwinkelten Laden, in dem man wunderbar auf literarische Entdeckungsreise gehen kann. Einmal im Jahr droht das kleine Labyrinth der Bücher allerdings aus allen Nähten zu platzen: zum Welttag des Buches besuchen viele Schulklassen aus der Nachbarschaft die Buchhändlerin, die sich das gerne gefallen lässt. „Dieses Jahr waren es zehn Klassen.

    Denen muss man dann natürlich auch etwas bieten, die haben ja Hummeln im Hintern“, erzählt Steenpass lachend und berichtet, wie sie dann auch schon mal den kleinen Platz vor der Buchhandlung kurzerhand zum Freilichtlesesaal umfunktioniert.

    Und auch wenn der Buchhandel, wie sie es formuliert, „einiges mit Selbstausbeutung“ zu tun habe – Aufhören kommt für die junggebliebene 64-jährige noch lange nicht in Frage. Selbst wenn sie einmal mit ihrem künftigen Rollator nicht mehr einfach durch die Bücherstapel fände, gäbe es schließlich noch andere Möglichkeiten. Etwa: „Junger Mann, könnten Sie mir bitte mal das Buch von ganz oben im Regal reichen?“

    In unserer aktuellen Sommerserie stellen wir zehn Würzburger Buchhandlungen und ihre besonderen Zuschnitte vor. Dazu haben die jeweiligen Inhaber einen Tipp für die Sommer- und Urlaubslektüre.

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