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EISINGEN: Wo der Wind säuselt im Grün

EISINGEN

Wo der Wind säuselt im Grün

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    Wo der Wind säuselt im Grün
    Wo der Wind säuselt im Grün

    Gerade noch steht man im Hof, blickt hinunter auf den Garten. Schon steht man am Rande einer Oase, blickt hinunter auf paradiesisches Grün. Das Plätschern der Fontäne im Teich, Pötte, Vasen und Krüge, Blüten quellen hervor, der Wind säuselt im Bambus, die steile Treppe will hinab geschritten werden. Schauen muss man, stehen bleiben. Unten angekommen hat man keine Angst mehr vor steilen Hanggärten. Im Gegenteil: Man möchte auch einen haben.

    Unten auf der Rasenebene – entstanden durch Stützmauer und Aufschüttung – umgibt einen heimelige Geborgenheit. Hier ist eine Welt für sich. Zauberhaft gedeckte Tische im Rasenfloor versprechen Gastlichkeit. Snjezana Medynska liebt die Harmonie. Überhaupt und auch in ihrem Garten in der Spessartstraße in Eisingen. Harmonien, das Dekorieren und vor allem Bambus.

    Es mag am umlaufenden dichten Grün liegen, das einen umgibt, an dieser vielgestaltig gegliederten grünen Wand, die den Rasen umsäumt. Die Regelmäßigkeit der kurzen Palisaden-Beeteinfassung kontrastiert mit zigfachem hochwertigem Terrakotta-Kunsthandwerk. Viele der Töpfe und Vasen sind mit Sommerblumen bepflanzt, dezenten Farbtupfern. Kleinere und größere Stauden, Rosen, Hortensien, Buchskugeln und Farne stufen die längs gestreifte Bambuswand ab, das Rückgrat dieses Gartens. Dahinter ragen Bäume auf. Eberesche, Kirsche, Korkenzieherweide und Kanadischer Ahorn stammen noch von der ursprünglichen Anlage des Gartens nach dem Hausbau.

    Das ist eine Weile her. Jetzt ist der Garten das Ergebnis jahrelanger Gartenträumerei von Gestaltung und Veränderung. Medynska: „Es ist meine Art zu meditieren. Der Garten ist mein Tempel. Hier finde ich Ruhe.“ Außerdem könne man immer etwas verändern, ohne dass der Garten böse ist. „Bambus ist meine Pflanze. Er ist so nostalgisch, beruhigend, strahlt etwas Besonderes aus, eine gewisse Melancholie. Er gibt mir so viel Kraft und Energie“. Und Medynska liebt es, wenn der Wind hindurch fährt. Der Bambus erinnert sie auch an die Karibik, die USA und Asien, an die Länder, die sie bereist hat. Sechs verschiedene Sorten kultiviert Medynska – sorgfältig ausgesucht in einer auf Bambus spezialisierten Gärtnerei.

    Dass er im Winter grün bleibt – es sind alle frostfest bis minus 28 Grad Celsius – bedeutet nicht, dass es kein Laub gäbe, klärt Medynska auf. Im Gegenteil: Bambus macht viel Unordnung, warnt die Liebhaberin. Er gehört zur Familie der Süßgräser. Er wächst und schält sich und wächst und schält sich immer weiter. Die Rhizom-Sperren tun ihren Dienst, erklärt Medynska. Auf der Hut sein muss sie trotzdem, denn mit gewisser Regelmäßigkeit gibt es doch Ausläufer, deren Wurzeln in der Mitte abgetrennt werden müssen. „Ich sehe das und weiß, wann wer dran ist mit dem Ausbrechen“, sagt sie mit fast 20-jähriger Erfahrung. Ein Abklopfen des Bodens gibt ihr Gewissheit.

    Sie könne hören, wo sich etwas tut. Dann kommt die Kräfte schonende Spezialschere mit Luftdruck zum Einsatz. Blüten gibt es bei diesen Sorten normalerweise nicht, oder nur in großen Zeiträumen von Jahrzehnten. Und wenn, dann bedeutet es das Ende der Pflanze. Sie stirbt nach der Frucht ab. Auch sie habe schon Blüten gesehen und sich erschreckt. Sie erinnern vom Aussehen an Hafer. Es seien aber glücklicherweise nur so genannte Stressblüten gewesen. Die Bambus-Blüte und was sie auslöst, ist noch immer ein Geheimnis der Bambuspflanzen.

    Ihren relativ hohen Wasserbedarf deckt ein eigens von Ehemann Rüdiger Medynska verlegtes Bewässerungssystem. Auch Rückschnitte gibt es immer wieder. Medynska ist der Meinung, jede Pflanze muss geschnitten werden, so wie Haare auch.

    Rufa ist ungefährlich. Die Sorte Fargesia rufa nutzt die Gärtnerin, um etwas zuwachsen zu lassen. Dieser Bambus aus Westchina treibt keine Rhizome, ist als Heckenpflanze beliebt, wächst dicht buschig bis drei Meter hoch und lässt sich gut in Form schneiden. Feinfiedrige, kleine Lanzettblätter mit markanten Blatthülsen hat Rufa.

    Sehr angetan hat es ihr Spectabilis – Phyllostachys aureosulcata 'spectabilis’ - mit seinen dicken Halmen und dem auffälligen grünen Strich zwischen jedem zweiten Halmglied. Spectabilis schafft es bis auf fünf Meter. Dezente Farbe bringt außerdem Phyllostachys aureosulcata 'Aureocaulis’, der seine Halme im Sonnenlicht rötlich färbt und Phyllostachys vivax 'Aureocaulis’ mit gelb-grün gestreiften Halmen.

    Beeindruckend groß, in diesem Garten die am höchsten wachsende Sorte ist Phyllostachys vivax, wo man mit acht Metern Höhe und bis zu zehn Zentimeter dicken Halmen rechnen kann. Es sind exotische Sorten, die nicht im Baumarkt zu finden sind.

    Rätsel geben Medynska einige Stängel auf, die komplett grün sind. Mutationen von Spectabilis, vermutet sie. Aber: „Man muss nicht unbedingt wissen, wie die Pflanze heißt, wenn man mit ihr harmoniert.“

    Nicht ganz so harmonisch ist es mit Pleioblastus pygmaeus, einem dunkelgrünen Mini-Bambus, einem weitgehend frostfesten Bodendecker von 20 bis 30 Zentimetern Höhe. Er bedrängt mit seiner ausufernden Art regelrecht die Terrakotta-Dekorationen und macht sich damit unbeliebt.

    Italienische Tonware, ausgesuchte Eisen-Möbel und Rankhilfen entsprechen ihrem mediterran inspirierten Ideal, das sich aus vielerlei Eindrücken aus aller Welt nährt. Es sind mit großer Sorgfalt ausgewählte Handarbeiten, gefertigt, um zu erfreuen. Auch Möbel aus Bambus hätte die Gestalterin gern in ihrem Garten, hat es ausprobiert, doch die Bambus-Liege schimmelte ob der vielen Nässe. So erfreut sich Medynska um so mehr am lebendigen Bambus in ihrem kleinen grünen Paradies in Eisingen.

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