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FRAUENLAND: Wo Erziehung Gold wert ist

FRAUENLAND

Wo Erziehung Gold wert ist

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    Goldene Zeiten für die Kinder: Sie sind nicht nur gut untergebracht, sondern können sich auch in Matsch und Sand austoben - im eigenen Hof der Einrichtung, dem Goldenen Kinderdorf.
    Goldene Zeiten für die Kinder: Sie sind nicht nur gut untergebracht, sondern können sich auch in Matsch und Sand austoben - im eigenen Hof der Einrichtung, dem Goldenen Kinderdorf. Foto: Foto: THERESA MÜLLER

    Als das Goldene Kinderdorf 1955 gegründet wurde, waren es vor allem Waisenkinder, die hier untergebracht und betreut wurden. Trägerverein ist nach wie vor der Verein Kind und Familie e.V., heute mit dem geschäftsführenden ehrenamtlichen Vorsitzenden Roland Elsdörfer. Das Goldene Kinderdorf in der Matthias-Ehrenfried-Straße 30 feiert in wenigen Tagen seinen 60-jährigen Geburtstag.

    Noch heute kommen immer wieder Kinder, deren Vorfahren nach dem Krieg Vertreibung und Entwurzelung erlebt haben. Die Problemstellung ist aber heutzutage eine andere: Wenn das Jugendamt beim Goldenen Kinderdorf anfragt, ob ein Platz frei ist für ein Kind oder Jugendlichen, dann stecken nicht selten sexueller Missbrauch oder körperliche Gewalt, auch Verwahrlosung dahinter – in welch erschreckendem Ausmaß, das sagt Pädagogin Renate Kleinhans: „Einige waren fast verhungert.“ Manchmal sind es Konflikte mit dem Stiefvater oder Adoptionen, die das Zusammenleben in einer Familie zur Hölle machen. Ein anderes Mal müssen die Kinder aus einer Pflegefamilie genommen werden.

    Begabungen entdecken

    Da ist es ein großes Glück für die Kinder, dass sie hier Fachpersonal um sich haben, das ihnen Strukturen gibt und sie nach Kräften fördert. Es sieht auch Elternarbeit als selbstverständlich an und betreibt ein klein wenig Ahnenforschung, um heraus zu bekommen, ob bestimmte Begabungen in der Familie da sind: künstlerische, insbesondere musische. Oder ob bestimmte Berufe wie etwa Landwirt oder Schmied öfter wiederkehren und so vielleicht auch dem Kind oder Jugendlichen, der aufgenommen wurde, besonders leicht fallen und gefördert werden können.

    Während Kinderdorfleiterin Christiane Kautz berichtet, es gebe an diesem Tag wieder zwei Neuaufnahmen, darunter einen 15-Jährigen, hält Renate Kleinhans den zweijährigen A. nach seinem Mittagsschlaf in ihrem Arm. Er war im Kinderdorf in Obhut – zwei Wochen sollte die Inobhutnahme ursprünglich dauern, als das Gericht in einer Eilentscheidung dem Jugendamt das Sorgerecht übertrug, das den kleinen A. im Kinderdorf unterbrachte. Das ist jetzt ein halbes Jahr her. Der Kleine ist der engagierten Mitarbeiterin ans Herz gewachsen. An diesem Tag beginnt am Nachmittag das Gerichtsverfahren, in dem das endgültige Sorgerecht bestimmt werden soll. Immer wieder müssen die Erzieher und Pädagogen auch solche Abschiede aushalten.

    60 Jahre Goldenes Kinderdorf: Das heißt Betreuung für 40 Kinder und Jugendliche. In vier Häusern leben je acht bis zehn Kinder mit jeweils fünf Erziehern und Pädagogen, außerdem gibt es Platz fürs Jugendwohnen (zurzeit vier Jugendliche) und das betreute Wohnen für die Ältesten (zwei Bewohner).

    Platz für 40 Kinder

    Jedes der 40 Kinder hat seinen Bezugserzieher, der Arztbesuche organisiert und begleitet, beim Kleiderkauf dabei ist, mit zum Eisessen und zum Schwimmen geht und individuell für seinen Schützling da ist.

    Stufenweise werden die Kinder und Jugendlichen immer selbstständiger und brauchen weniger Aufsicht. Ihren Weg in Lehre oder Studium ebnen oft auch noch die Helfer aus dem Kinderdorf.

    Die Idee, ein solches Dorf zu gründen, hatte die Würzburger Geschäftsfrau Margarete Popp, die nach dem Besuch eines Waisenhauses etwas schaffen wollte, was den Kindern mehr Individualität ermöglichen sollte als die hier erlebte Massenerziehung. Auf der Keesburg wurden Reihenhäuser gebaut. Die beiden letzten wurden jedoch wegen fehlender Finanzmittel erst im Frühjahr 1957 bezogen. Den Weg dahin ebnete der Jesuitenpater Johannes Leppich, der Altgold und Zahngold sammelte und so 20 000 D-Mark zusammenbrachte und spendete. Aus dem neuen kleinen „Dorf“ wurde das Goldene Kinderdorf.

    Die 60-Jahrfeier am Sonntag, 13. September, beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst mit Ansprachen im Festzelt. Ab 11.30 Uhr wird Mittagessen geboten, danach Kaffee und Kuchen. Im Angebot sind außerdem Spielstraße, Tombola, Informationen über den Trägerverein Kind und Familie e.V. und das Goldene Kinderdorf.

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