Der Start für Alexander Kopp war schwierig. Er selbst, sagt Kopp, hätte den Weg so vieler Spätaussiedler in die ungewisse Zukunft nicht unbedingt gehen müssen. Ihm sei es in Kasachstan "vergleichsweise gut" gegangen. Überlegungen für die Zukunft der drei erwachsenen Kinder, hätten den Ausschlag gegeben, dass die Familie schließlich doch einen Ausreiseantrag stellte.
Anfang 1998 kommt Kopp nach Würzburg. Zurückgelassen hat er eine beachtliche berufliche Karriere. Nach dem Studium der Ingenieurwissenschaften, langen Jahren als Architekt und Dozent war er als Professor für Interieur und Design tätig, ab 1993 als Chef des Lehrstuhls für Architektur an der Universität in Akmola, der Hauptstadt Kasachstans.
In Würzburg fängt er, wie so viele Aussiedler, bei null an. Kopp: "Zunächst mal musste ich Deutsch lernen." Seinen Doktor bekommt er anerkannt, dennoch gestaltet sich die Jobsuche schwierig. Nach einem Praktikum an der FH kommt er von 1999 bis 2001 als Architekt im Baureferat der Stadt unter. Für eine Daueranstellung reicht der Etat nicht. Kopp macht sich als Architekt und Kunstlehrer selbstständig.
Seine Zeichen-Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Stadtteilzentrum Heuchelhof sind ein Renner. Und es sind nicht nur Russen und Russland-Deutsche, auch Einheimische wollen bei Kopp richtig malen lernen. Seine Kinderbilder-Sammlung - der Heuchelhof mal im farbenfrohen Stile von Keith Haring, mal mit detailtreuem Bleistift-Strich - lässt erahnen, wie es ihm gelingt, Mädchen und Buben Begeisterung fürs Malen zu vermitteln.
Siegfried Scheidereiter sieht's ähnlich. Er sei immer wieder erstaunt, so der Koordinator im Sozialreferat, "welch kreatives Potenzial die Menschen, die aus Osteuropa kommen, zu uns mitbringen". Potenzial, das häufig brach liegt, weil die Neubürger zum Start in Deutschland elementarere Sorgen haben. Scheidereiter: "Da geht's erst mal ums Überleben." Künstlerische Fähigkeiten sind da eher weniger gefragt.
Dass Kunst, egal ob Musik oder Malerei, aber viele Chancen bietet, die Integration in der neuen, fremden Gesellschaft voranzubringen, geht da häufig unter. Um so schöner, dass es Alexander Kopp versucht: Die Chance, eine Ich-AG zu gründen und ein eigenes Atelier mit Kunstschule zu eröffnen, hat er dankbar angenommen. "Ich fühle mich hier wohl."
Offenbar nicht nur er allein. Die Nachfrage nach Zeichenkursen sei "schon ganz gut". Außerdem ist der helle Raum in der Ursulinergasse dabei, sich zu einem Treffpunkt für Kunst-, Musik und Literaturfreunde nicht nur aus Osteuropa zu mausern.
Zur Vernissage anlässlich der ersten Ausstellung war das Atelier jedenfalls proppenvoll: Vadim Jarinovski (65) präsentiert "Miragen". Die Bilder erinnern an den fantastischen Realismus, sie zeigen Bäume in allen Varianten. Der Ingenieur ist 1996 als Angehöriger einer jüdischen Familie nach Würzburg gekommen. Seine Leidenschaft, die Natur zu beobachten, hat er mitgebracht. Kopp: "Vadim kennt mittlerweile alle Bäume in und um Würzburg." Die Ausstellung dauert noch bis Samstag.
Das Atelier KoppA, Ursulinergasse 6, ist täglich von 10 bis 18 Uhr ge- öffnet, mittwochs und donnerstags bis 20 Uhr. Kontakt: Tel. 4 52 42 77.