Seit 1889 gibt es das Familienunternehmen Baumann. Zunächst in Buch bei Bieberehren, wo Franz Kreußer und Valentin Baumann einen Steinhauer- und Bildhauerbetrieb gründeten. 1974 bauten dann Alfons und sein Sohn Reinhold Baumann eine neue Fertigungshalle in Röttingen und siedelten den Betrieb um. Seit 2012 wird der Betrieb von Alfons Baumann Junior in der fünften Generation geführt.
Weltweit bauen die Baumanns Bäder, Böden, Treppen, Küchen, Theken und vieles mehr aus Marmor, Granit und Sandstein. Für die Yachten der Reichen, beispielsweise für den König von Bahrein, fertigen sie Einlegearbeiten. Aber auch die Ausstattung für die Präsidenten-Suite im Breidenbacher Hof in Düsseldorf kommt aus Röttingen.
Landrat Eberhard Nuß hebt die Augenbrauen, derart erstaunt ist er über die Bilder aus aller Welt. Alfons Baumann zeigte Fotos russischer Prunkbauten, einen großzügigen Spa-Bereich aus Marmor, massive Badewannen aus Naturstein und hiesige Sehenswürdigkeiten, die die Röttinger Steinmetze restaurierten. Die Marienkapelle in Würzburg ist darunter, die Klosteranlage in Tückelhausen, die Wandelhalle im Bad Mergentheimer Kurpark. Um näher an der wohlhabenden Kundschaft zu sein, hat die Unternehmerfamilie zusätzliche Ausstellungsräume in Münchner Villenviertel Grünwald, in Moskau und St. Petersburg eröffnet.
In direkten Kontakt mit den prominenten und reichen Kunden kommt Alfons Baumann eher selten. „Vieles läuft über Mittelsmänner“, erzählt er. Und ausplaudern darf er auch nichts. Sonst drohen ihm hohe Vertragsstrafen. Baumann Junior kümmert sich hauptsächlich um die Baustellen in Russland. Tagsüber fliegt er hin, abends ist er wieder in Röttingen. Der Erfolg gibt der Familie recht. Sie haben sich Nischen gesucht. Mit hochwertigen Produkten einen neuen Markt erobert.
Reinhold Baumann kann daher nicht verstehen, warum viele seiner Steinmetz-Kollegen häufig über wirtschaftliche Schwierigkeiten klagen. „Steinmetze müssen zu Ausbauern werden. Da ist der Markt“, weiß der berufserfahrene Seniorchef des Familienbetriebs. Landrat Nuß will bei seinen Firmenbesuchen auch erfahren, wo dem Mittelstand der Schuh drückt. Die Baumanns sprechen viele Dinge an, die sie bewegen. Unter anderem den Fachkräftemangel. So sei es schwer, Auszubildende von Würzburg nach Röttingen zu bekommen. „Dem kann man alles versprechen, der fährt einfach nicht raus“, sagte Reinhold Baumann. Denn Röttingen ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Würzburg aus nur zu bestimmten Zeiten und umständlich zu erreichen. „Die jungen Leute müssen gefahren werden oder vorzeitig ihren Führerschein machen oder brauchen ein Moped“, beschreibt Reinhold Baumann die Situation. Bürgermeister Martin Umscheid entgegnet, dass dies eine Aufgabe des Landkreises sei, die hoffentlich 2014 gelöst werde.
Denn dann soll ab dem Umsteigepunkt Giebelstadt eine direkte Verbindung mit Würzburg möglich sein. „Am besten wäre es, alle zwei Stunden auf dem direkten Weg“, so Umscheid. Zwischen Röttingen und Giebelstadt könnte dann der Bürgerbus fahren. Röttingen Bürgermeister kritisierte auch, dass sich alles auf Ochsenfurt konzentriere, das von Röttingen aus ebenfalls schwierig zu erreichen sei. „Wir brauchen kein sozialistisches medizinisches Versorgungszentrum an der Main-Klinik“, so Umscheid. Er sprach damit die Eröffnung einer medizinischen Bereitschaftspraxis in Ochsenfurt an.
Landrat Eberhard Nuß wollte vom Firmenchef wissen, wie stark denn die Konkurrenz aus Fernost ist. „Da ist viel Ramsch dabei“, so Reinhold Baumann. Beispielsweise das Pflaster in Ochsenfurt, das zwischen Brückenstraße und Alter Mainbrücke verlegt wurde. Baumann ärgert, dass bei Ausschreibungen selten noch nach heimischen Natursteinen gefragt wird. Auch in Röttingen. „Statt Beton-Pflaster hätte man hier auch was Anständiges verlegen können.“ Umscheid rechtfertigte die Entscheidung mit den Mehrkosten. 30 000 Euro hätte die Stadt dann mehr ausgeben müssen.
„Wenn die öffentliche Hand es so machen würde, wie eine große deutsche Bank unlängst, dann wären Chinesen bei Ausschreibungen chancenlos. Die haben nämlich nach ökologischen Gesichtspunkten die Ausschreibung gestaltet“, sagte Reinhold Baumann, verbunden mit dem Wunsch, dass dies auch im Landkreis Würzburg möglich werde.