Eine leichte Verlegenheit ist Ralph Hartner schon anzumerken, als er in ein vor rund 20 Jahren mit Stolz eröffnetes Kleinmuseum bittet: die Richard-Rother-Stube. Dort – im sogenannten Niesers-Haus am Fuße der Alten Mainbrücke – ist der Lack ab. Der Teppichboden ist staubig, die Wände zieren Risse und es riecht nach lange abgestandener Luft, auch wenn Hartner etliche Fenster geöffnet hat. Alles kein Wunder: „Seit Jahren war niemand mehr da“, sagt der Hauptamtschef.
Stube wird nicht mehr beworben
Das Desinteresse an dem Künstler, dessen Werke viele Winzerstuben und Weinlokale schmücken, ist offensichtlich. Obwohl über dem Signet der Tourist-Information – sie ist „Untermieter“ – der Hinweis auf die Richard-Rother-Stube prangt, sei in den vergangenen Jahren das „Interesse drastisch gesunken“, sagt Tourismuschef Walter Vierrether. Und weil über seinem Büro vermutlich mehr Spinnen als Menschen die vielen Exponate erblickten, werde die Stube auch nicht mehr beworben.
Trotzdem gibt's Interesse an den angestaubten Räumen. Die Tourismus-Info, in der inzwischen – inklusive Vierrether – vier Mitarbeiter tätig sind, würde sich gerne ausbreiten. Es fehle an Platz und an Räumen für Arbeiten, die eine ruhige Atmosphäre brauchen, so der „Hofrat“. Die Wünsche der Touristiker scheinen auf offene Ohren zu treffen: „Das Ende der Richard-Rother-Stube ist absehbar“, betont Hartner. Das gelte allerdings nur für den Standort im Niesers-Haus, wo der Hauptamtschef der Tourismus-Mannschaft zusätzlichen Platz reservieren will – wenn der Stadtrat zustimmt und bei seinem Beschluss die Frage beantwortet, was mit den Bildern, Skulpturen, Druckvorlagen und sonstigen Ausstellungsstücken Rothers passieren soll. Einen Plan, der auch ein Wiedererwecken des Rother-Interesses bewirken könnte, hat Künstler und Bürgermeister Klaus Christof. Der bereitet gemeinsam mit dem Kulturverein PAM eine Ausstellung in der Rathaushalle vor. Start der Rother-Schau – Arbeitstitel: „Leben und Werk“ – wäre der 8. Mai 2015, der tag, an dem der Holzschneider und Bildhauer 125 Jahre alt geworden wäre.
Der Startschuss dafür ist bei Christof längst gefallen. Wie die abgehängten Bilder und Drucke zeigen, die an der Wand lehnen. Die vielen Exponate in der Rother-Stube müssen für die Ausstellung gesichtet werden: „Eine Riesenarbeit. Es soll alles fotografiert werden.“ Alleine rund tausend Druckstöcke warten in Kartons auf eine Ablichtung.
Einmotten?
Logische Konsequenz des Ausbreitungs-Interesses der Tourist-Info und der Vorbereitungen auf die Rother-Gedächtnisausstellung wäre eigentlich das Einmotten in einem Depot. Das könnte der Stadtrat entscheiden, müsste er aber nicht, meint Christof. Das Einlagern könne auch der Oberbürgermeister verfügen.
Und dem wird Christof seine Idee vortragen, wo er die Schätze aus dem Rotherschen Nachlass gerne unterbringen würde: in dem Haus in der Kaiserstraße 17, das die Stadt vor nicht allzu langer Zeit erwarb. Da brauche der Inhalt der Rother-Stube lediglich rund 60 Quadratmeter als Depot, um anständig untergebracht zu werden. Ob die Stube dann jemals wieder in ihrer Gesamtheit präsentiert wird, ist laut Christof unklar. Nur zum Verstauben wird sie sicher nicht wieder aufgebaut.